Showtime für die Liebe (Bianca) (German Edition)
Schein einer Straßenlaterne auf ihre Gesichter fiel. Sie konnte nicht fassen, dass er sie das fragte. War der Mann wirklich so ahnungslos, wie er tat? Oder hatte er Nerven wie Drahtseile? „Du weißt genau, wovon ich rede.“
„Dann würde ich nicht fragen“, entgegnete er so geduldig wie möglich.
Sie seufzte. „Den ersten Kuss stellt man sich immer viel schöner vor, als er dann tatsächlich ist. Und wenn es endlich so weit ist, bleibt er hinter dem zurück, was man sich erhofft hat.“ Sie lächelte matt. „Wie bei einem Filmtrailer. In dem werden immer nur die besten, spannendsten Szenen gezeigt, aber wenn man dann im Kino sitzt …“ Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Na ja, gemessen an der Vorfreude sind die meisten Filme eher enttäuschend.“
Warum machte sie so eine komplizierte Sache daraus? Diesmal war sie diejenige, die zu viel nachdachte. Für ihn sollte ein Kuss ganz spontan sein. „Geht es dir so?“
Er hörte sich an, als hätte er das Erster-Kuss-Syndrom noch nie erlebt. Na ja, vielleicht hatte er bisher Glück gehabt. „Machen Männer das denn nicht auch durch?“, fragte sie.
Das Licht der Straßenlaterne erhellte ihr Gesicht noch immer. Außerdem schien der Vollmond. David ließ den Blick an Kara hinaufwandern.
Eine Sekunde lang stellte er sich vor, wie er sie küsste. Nur aus Neugier, mehr nicht. „Na ja, ich kann nur für mich sprechen. Mir geht es nicht so.“
War er so erfahren? Übersättigt? Oder so unschuldig? Der Mann hatte ein Gesicht, das Michelangelo zum Schwärmen gebracht hätte. Nein, unschuldig konnte er wohl kaum sein.
„Weil du noch nie etwas in Händen gehalten hast, das nicht in einem Medizinschrank zu finden ist.“
Er lächelte nur. Den Köder würde er nicht schlucken. Er dachte gar nicht daran, Kara aufzuzählen, was er schon alles in den Händen gehabt hatte. Trotzdem wollte er ihr nicht das letzte Wort lassen. „Da würdest du dich wundern.“
Ihre Blicke trafen sich. Wie es wohl wäre, ihn zu … Nein, ihr war vollkommen egal, wie es wäre, ihn zu küssen. Jedenfalls sagte sie sich das. „Ja“, erwiderte sie, „das würde ich wohl.“
„Sag mal“, begann er und strich ihre eine Haarsträhne aus der Stirn und hinter ein Ohr. „Was würdest du davon halten, wenn wir – nur um in unseren Rollen zu bleiben und es hinter uns zu bringen – die Erster-Kuss-Sache auf uns nehmen?“
Kara drehte den Kopf hin und her, bis ihr das Haar wieder ins Gesicht fiel. „Syndrom.“
Er zuckte mit den Schultern. „Genau das meine ich.“
„Nun ja …“ Sie tat so, als würde sie überlegen. „Ich nehme an, es könnte gar nicht enttäuschend sein, weil ich mir ohnehin nichts erhoffe.“
„Eine echte Win-win-Situation.“
Bevor sie ihn fragen konnte, wie er das meinte, beugte er sich vor, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und presste seine Lippen auf ihre.
Sie rechnete mit einem flüchtigen, pflichtschuldigen Kuss und machte sich auf die übliche Enttäuschung gefasst. Doch was dann kam, war alles andere als enttäuschend.
7. KAPITEL
Kara fühlte sich wie im freien Fall.
Oder schmiegte sie sich nur an David, damit ihr nichts von dem entging, was gerade passierte? Sie wollte jedes Detail, jede Nuance fühlen.
Und das alles, weil er sich nicht an die Regeln hielt, sondern aus einem willkommenen, aber meistens enttäuschenden Ritual etwas machte, das sie noch nie erlebt hatte.
Dabei ist das hier doch gar kein richtiges Date, schoss es ihr durch den Kopf. Der Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Vielleicht will ich es nur hinter mich bringen, dachte David. Oder vielleicht versuchte sein noch immer angeschlagenes Ego, der frechen Göre aus seiner Kindheit eine Lektion zu erteilen, damit sie in ihm nicht länger das hilflose Opfer ihrer Streiche sah.
Gut möglich, dass es zu Beginn etwas von beidem gewesen war. Er konnte sich nicht erinnern, was er vorgehabt hatte. Was er allerdings genau wusste, war, dass er fühlen konnte, wie das Blut durch seinen Körper strömte. Und nicht nur das. Er spürte auch, wie bislang verborgene Bedürfnisse erwachten und an die Oberfläche drängten wie ein vergrabener Schatz, der ans Licht wollte.
Um ihn schien sich alles zu drehen und ihm nicht nur den Atem, sondern auch den Verstand zu rauben. Er wollte vernünftig sein, wollte zurückweichen, doch sosehr er es auch versuchte, er konnte es nicht.
Anstatt vor den ungewohnten Empfindungen zu flüchten, hielt er Kara fest und klammerte sich an
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