Showtime für die Liebe (Bianca) (German Edition)
sie, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Am ehesten ließ es sich wohl mit einem Alkoholrausch vergleichen. Betrunken war er erst einmal gewesen, und er hatte sich geschworen, nie wieder zu viel zu trinken. Ihm gefielen weder das Gefühl noch die Tatsache, nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein und die Kontrolle über sein Tun und Handeln zu verlieren.
So wie jetzt, dachte David und erschrak darüber. Doch obwohl es nicht in sein überschaubares, geregeltes Leben passte und gegen alles verstieß, woran er glaubte, gab er sich dem ungewohnten, aber süchtig machenden Rausch hin.
Er wollte mehr davon. Viel mehr. Und deshalb konnte er nicht aufhören, diese Frau zu küssen.
Die Sehnsüchte und Leidenschaften, die in ihm aufgestiegen waren, verlangten, dass er sie ernst nahm. Dass er sie stillte und erkundete, was diese Frau gerade mit ihm anstellte. Wie diese Frau mit dem Gesicht eines listigen Engels und einem Körper, der jeden Mann zur Sünde verleitete, seine Barrieren so mühelos überwand. Und was er tun konnte, um es zu erwidern, vielleicht sogar noch zu steigern.
Aber sein Verstand hatte noch nicht ganz kapituliert und wies ihn darauf hin, dass die Sackgasse, in der seine Cousine wohnte, wohl kaum der richtige Ort für so eine erotische Erkundung war.
Obwohl sein Körper heftig protestierte, nahm David seine ganze Willenskraft zusammen und hob abrupt den Kopf. Er wunderte sich nur, dass er sich dabei nicht den Hals brach.
Er sah Verwirrung und Fassungslosigkeit in Karas hellblauen Augen. Warum fiel ihm erst jetzt auf, wie blau sie waren? Ihr Blick schien all die schützenden Schichten zu durchdringen, die er zwischen sich und die Welt gelegt hatte. Plötzlich fühlte er sich nicht nur nackt, sondern auch so, wie er es am meisten hasste.
Verletzlich.
Er tat sein Bestes, so zu tun, als würde sein Körper nicht mehr in Flammen stehen. „So, das haben wir hinter uns“, sagte er so gelassen wie möglich.
Die Worte trafen Kara wie ein mit Eiswasser gefüllter Luftballon, und sie brauchte einen Moment, um ihre Stimme wiederzufinden. Und dann noch einen weiteren, um eigene Worte zu finden und sie über die kribbelnden Lippen zu bringen. „Ja“, erwiderte sie, den Hals so zugeschnürt, als würde sie gleich ersticken. „Das haben wir.“
Hast du denn gar nichts gefühlt, du Idiot? In allerletzter Sekunde schaffte sie es, die Frage nicht herauszuschreien.
Sie fühlte sich, als wäre sie aus einem faszinierenden Traum erwacht. David dagegen sah aus, als hätte er Notwendiges, aber Unangenehmes überstanden. Wie eine Impfung gegen die Grippe, zu Beispiel.
Weil sie befürchtete, umzufallen und das Bewusstsein zu verlieren, wenn sie nicht bald genug Sauerstoff bekam, holte sie tief – und unauffällig – Luft. Es half.
Ein bisschen.
Sie warf einen verstohlenen Blick auf David. Enttäuscht stellte sie fest, dass er wie immer wirkte. Beherrscht und unnahbar.
Doch dann sah sie den Schweißtropfen an seiner Schläfe. Falls der Mann nicht gerade Fieber bekommen hatte, musste der Kuss ihm unter die Haut gegangen sein. Was nach dem, was er in ihr ausgelöst hatte, nur fair war. Natürlich würde sie das ihm gegenüber niemals, nie im Leben zugeben.
Denn wenn sie das tat, wäre sie verloren. Der Mann würde sich eine Menge darauf einbilden und noch unerträglicher werden, als er ohnehin schon war.
Und dann stellte er ihr eine Frage, die sie vollkommen unvorbereitet traf. „Was hältst du von noch einem Versuch? Nur für den Fall, dass der erste ein Zufallstreffer war?“
In seiner Stimme lag in etwa so viel Gefühl, als hätte er sich erkundigt, ob sie ihr Frühstücksei hart oder weich mochte.
Kara konnte nicht wissen, dass er verzweifelt versuchte, unbeteiligt zu klingen. Denn in Wirklichkeit war er zutiefst aufgewühlt. So tief, dass er stark daran zweifelte, ob er ihr etwas vormachen konnte.
Sie sah es in seinen Augen. Die straften jedes seiner Worte Lügen. In diesem Moment wusste sie, warum er sie ein zweites Mal küssen wollte.
Sie legte den Kopf in den Nacken und lächelte triumphierend, während die Vorfreude sie fast zittern ließ. „Warum nicht? Ich war noch nie eine Spielverderberin“, erinnerte sie ihn mit blitzenden Augen.
Das stimmt, dachte er. Aber damals hatte er nicht spielen wollen. Er war immer auf Nummer sicher gegangen.
Jetzt wollte er das nicht mehr.
David legte die Arme um ihre Taille und zog sie behutsam an sich. „Ja, daran kann ich mich gut erinnern“, sagte er
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