Shutdown
nie angehört.«
»Sollten Sie aber. Die Fünfte – überirdisch.«
Sie schmunzelte ob ihrer eigenen Wortwahl, dennoch sagte sie nichts als die Wahrheit.
»Mr. Goodman liebt diese Musik sehr«, fügte sie nach kurzer Überlegung hinzu.
»Eben. Sie können die ganze Kiste haben.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Und ob! Weg damit. Woher kennen Sie überhaupt Dons Musikgeschmack?«
»Ein Bekannter hat mir davon erzählt.«
Sie nahm zwei CDs mit Musik von Gustav Mahler aus der Schachtel. »Darf ich?«
Tate nickte. »Sie haben eine Menge interessante Bekannte, junger Mann. Die wissen sicher auch, wie die arme Claire zu meinem Handy kam.«
»Sie starb, bevor sie es jemandem erzählen konnte. Mein Bekannter vermutet, sie habe es versehentlich mitgenommen nach – ihrer letzten Performance.«
Tate fuhr auf. Ihr Blick wurde kalt und abweisend. »Was soll das heißen?«
Ihre Stimme klang angespannt. Sie passte nicht zu den unterkühlten Augen. Tate war also doch verletzlich, was Jen sofort ausnutzte.
»Claire hat Sie befriedigt«, sagte sie ohne Umschweife.
Die Antwort war ein kurzer, gequälter Lacher. »Das war ihr Job, und sie hat ihn gut gemacht. Jedes Mal. Oder wussten Sie das nicht?«
Mit dieser Reaktion hatte Jen nicht gerechnet. Sie musste in Sekundenschnelle ihre Strategie ändern. Nur die Klingel von Tates Handy rettete sie. Tate entschuldigte sich und drückte nach einem kurzen Blick auf das Display auf Empfang.
»Sergei! Schön, dass du anrufst«, rief sie erfreut, während sie sich in ein Nebenzimmer zurückzog.
Wie viele Sergeis gab es in Tates Bekanntenkreis? Einen, vermutete Jen. Sergei Gamov, Head of IT. Waren die beiden dicke Freunde? Die Neuigkeit war gleichzeitig gut und schlecht, was ihre Erfahrung als schlecht interpretierte. Jen und Jerry, die miserablen Strategen! Sie musste improvisieren. Wenigstens brauchte sie nicht auf die letzte Frage zu antworten. Tates Miene hatte sich aufgehellt, als sie zurückkehrte. Das ließ sich ändern, dachte Jen und sagte:
»Sie sollten sich vor Sergei Gamov hüten.«
»Was zum Teufel erlauben Sie sich! Wer sind Sie wirklich? Ein Scheiß Journalist? Hören Sie, junger Mann, wenn auch nur ein Wort von dieser Unterhaltung in irgendeinem Käseblatt erscheint, werden meine Anwälte Sie in Stücke reißen. Und jetzt gehen Sie!«
Der Ausbruch bestätigte ihre Vermutung. Tates Bild von Gamov entsprach wohl nicht der Realität. Das war ihre Chance. Die richtige Antwort kam ganz automatisch über ihre Lippen:
»Gamov steckt mit dem Don unter einer Decke. Der Beweis lag gestern Morgen auf Ihrem Schreibtisch.«
Ein stilles Gewitter braute sich auf Tates Gesicht zusammen. Drohende schwarze Wolken zogen auf, es blitzte, dann hellte sich ihre Miene plötzlich auf. Die Neugier siegte.
»Welche Beweise?«, fragte sie lauernd.
»Sie wissen, wovon ich spreche. Ich nehme an, die Papiere sind jetzt bei Ihren Anwälten, aber lesen Sie es dort nach. Dons Notizen sind voller Hinweise auf direkte Absprachen mit Gamov. Absprachen, von denen sonst niemand etwas erfahren durfte.«
Jen bemerkte die Unsicherheit in Tates Gesicht, doch sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.
»Woher wollen Sie das alles wissen?«, fragte sie mit bohrendem Blick.
»Lesen Sie es nach. Es stimmt.«
Tate schüttelte unwirsch den Kopf. »Selbst wenn, ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Das ist allein meine Sache. Und jetzt hauen Sie ab, bevor ich die Polizei rufe.«
Jen fasste einen schweren Entschluss. Sie sah keinen andern Weg mehr, um doch noch mit Tate ins Geschäft zu kommen.
»Warten Sie – da ist noch etwas, was Sie und Ihre Anwälte wissen sollten.«
Tate legte das Telefon aus der Hand und sah sie herausfordernd an. Schweren Herzens zog sie die DVD aus der Tasche und hielt sie ihr hin.
»Der Don hat Ihr Telefon über einen langen Zeitraum abgehört.«
»Die Disk!«, rief Tate erstaunt, als hätte sie die Silberscheibe lange gesucht.
»Ich glaube, er hat Sie auch heimlich gefilmt, Sie und Claire«, fügte Jen leise hinzu.
Sie kämpfte gegen die Tränen, als sie Rebeccas letzte Bilder aus der Hand gab. Im Geiste ohrfeigte sie sich, nicht sogleich eine Kopie gezogen zu haben. Im Normalzustand hätte sie das selbstverständlich getan, doch normal war nichts im Zusammenhang mit Rebecca.
»Woher haben Sie die?«, fragte Tate.
Ihre Stimme sollte streng und fordernd klingen, aber es war nicht zu überhören, dass sie nur die eigene Unsicherheit verbergen wollte.
»Ein
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