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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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fiel nicht auf unter den vielen andern, in denen Paparazzi auf ein Lebenszeichen der über Nacht zur Berühmtheit aufgestiegenen Carmen Tate warteten. Sie war zu Hause. Gut sichtbar für alle, die es interessierte, hatte sie das Cabrio in die Garage gefahren und sich seither nicht mehr blicken lassen. Nur eine schwarze Limousine mit abgedunkelten Scheiben ließ das ferngesteuerte Gitter später passieren. Anwälte, vermutete Jen. Die Sitzung dauerte lang, denn der Wagen war noch nicht wieder aufgetaucht. Ähnliches spielte sich zurzeit wohl auch in den obersten Etagen an der Sansome Street ab.
    Auf der Fahrt hierher waren erste Zweifel an ihrem neuen Plan aufgetaucht. Immer wieder hinterfragte sie den Entschluss, Carmen Tate zu treffen, doch jedes Mal kam sie zum selben Ergebnis. Nicht weil es vernünftig war, sondern weil sie es so wollte. Nun wartete sie vor dem Haus in Sausalito auf eine Gelegenheit, diese Frau für ihr Vorhaben zu gewinnen. Theoretisch hörte es sich einfach an. Sie glaubte, überzeugende Argumente für eine Zusammenarbeit anführen zu können. Die Praxis sah anders aus. Carmen Tate war offenbar eine viel beschäftigte Frau, seit sie keinen Job mehr hatte. Jen brauchte einen sehr starken Einstieg, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie spielte mit hohem Risiko, und alles hing vom ersten Versuch ab.
    Das Tor zur Einfahrt öffnete sich. Die Limousine fuhr heraus. Hinter ihr glitt das Gitter sogleich wieder zu. Carmen Tate war wieder allein, nahm Jen an. Sie atmete tief durch, konzentrierte sich auf die ersten und wichtigsten Wörter, bevor sie Tates neue Handynummer wählte, die sie in Dons Notizen gefunden hatte.
    Tate antwortete nach dem ersten Summton: »Ja!«
    Es klang kalt, hart, aggressiv wie ein Befehl.
    »Carmen Tate?«
    »Wer fragt?«
    So ähnlich hatte Jen sich den Anfang ausgemalt. Sie setzte alles auf eine Karte und sagte:
    »Ich habe Ihr iPhone gefunden – bei Claire.«
    Eine Pause entstand. Jen glaubte, ihr Herz schlagen zu hören, doch Tate legte nicht auf.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie leise.
    »Jerry Waller. Können wir uns treffen?«
    »Wieso ruft Claire nicht selbst an?«
    »Sie kann nicht mehr. Sie ist tot.«
    »Tot?«
    Die Nachricht schockierte Tate. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie fortfuhr:
    »Um acht bei mir. Ich nehme an, Sie kennen die Anschrift.«
    »Warum nicht gleich?«
    »Wo sind Sie denn?«
    »Vor Ihrem Haus.«
    »O. K., fahren Sie ans Tor und läuten Sie. Halten Sie mein iPhone in die Kamera. Ich treffe Sie in der Garage.«
    Carmen Tate bestand nicht nur aus langen Beinen ohne Haare dazwischen. Sie besaß auch ein ausgesprochen hübsches Gesicht, was die feinen Fältchen um ihre Augen nur noch betonten. Sie war zwölf Jahre älter als Jen, doch das konnte kaum der Grund sein, weshalb sie einen abgespannten Eindruck machte. Das Meeting mit den Anwälten schien nicht sehr erfreulich verlaufen zu sein.
    »Was ist mit Claire geschehen?«, fragte sie anstelle der Begrüßung.
    »Gestürzt.«
    Tate wartete auf weitere Einzelheiten, doch Jen holte nur das goldene Handy aus der Tasche und reichte es ihr.
    »Sorry, dass es so lang gedauert hat, aber ich habe es erst vor Kurzem bei ihren Sachen gefunden.«
    Tate nahm es entgegen, betrachtete es skeptisch von allen Seiten, schaltete es ein. Nach wenigen Handgriffen entspannte sie sich, setzte ein Lächeln auf und bat Jerry Waller ins Haus.
    »Waren Sie – befreundet mit ihr?«
    »Wir hatten gemeinsame Bekannte«, antwortete Jen ausweichend.
    Tate musterte den jungen Mann forschend. Dabei verströmte sie ihr sommerliches Blau, als sollte es den Gast zum Reden bringen.
    »Möchten Sie etwas trinken, Kaffee?«
    »Danke, nur ein Glas Wasser, wenn es keine Umstände macht.«
    Tate ging in die Küche. Jen benutzte die Gelegenheit, sich im Wohnzimmer umzusehen. Es war riesig. Der Loft der Fabrik hätte darin Platz gefunden. Zwei Seiten bestanden nur aus raumhohen Fenstern mit freier Sicht auf Pool und Bucht. Die spärliche Einrichtung mutete beinahe asketisch an, obwohl ein einziger Sessel wahrscheinlich mehr kostete, als ihr Bericht an den seligen Jim Ward. Nur die drei Bananenschachteln auf dem Marmorboden verströmten keinen Luxus.
    »Ziehen Sie aus?«, fragte sie verwundert.
    Tate schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich miste aus, wird höchste Zeit.«
    Zuoberst in einer Schachtel lagen CDs. Sie trat näher und sah, dass sie sich nicht geirrt hatte.
    »Sie mögen Mahler nicht?«
    Tate zuckte die Achseln. »Habe das Zeug

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