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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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hellwach. Ihr News-Filter hatte auf eine Pressemitteilung von ›Trusted News Corp.‹ angesprochen:
     
    Carmen Tate, unsere langjährige Stabschefin, verlässt den Konzern auf eigenen Wunsch per sofort. Wir bedauern ihren Entscheid außerordentlich und wünschen ihr weiterhin alles Gute. Ihre Aufgaben übernimmt ad interim Darren Murphy, Chefredakteur der TN Post.
     
    Die Meldung konnte alles Mögliche bedeuten, nur Zufall war es kaum, dass sich Tates und Dons Wege am selben Tag trennten, an dem seine geheimen Notizen auf ihrem Schreibtisch lagen. Binnen einer Stunde würde sich die Nachricht in den Medien verbreiten und wilde Spekulationen auslösen. Jen vermutete, dass die ersten Reporter bereits zu Tates Haus in Sausalito unterwegs waren. Der schnelle Abgang eröffnete ganz neue Perspektiven. Sie erinnerte sich an ein Zitat, das Mike gerne benutzte: Divide et impera – teile und herrsche. Das galt nicht nur für die binäre Suche in Computerprogrammen, stellte sie verblüfft fest. Tate und der Don waren nun Gegner. Es genügte, sich auf den Schwächeren zu konzentrieren. Mit frisch erwachter Neugier legte sie die DVD ein.
    Es handelte sich um eine Datendisk mit Dutzenden, teilweise sehr langen Tonaufzeichnungen und einigen Videoclips. Sie wählte die neuste Datei aus und spielte sie ab. Es war ein Telefongespräch, bei dem sich Tate unverblümt über die Staatsanwaltschaft beschwerte. Jen hörte in einige andere Aufnahmen hinein. Auch sie waren Aufzeichnungen von Tates Gesprächen. Ihr Telefon war abgehört worden, und das sicher ohne ihr Einverständnis. Jen verzichtete darauf, die Gespräche zu analysieren und wandte sich den Videos zu. Die letzte Aufnahme war leicht unscharf, aber deutlich genug, um Tate sofort zu erkennen. Sie saß mit gespreizten Beinen auf einem Sofa, nur mit aufreizender Unterwäsche bekleidet. Überwachte der Don sie auch im Schlafzimmer? Tate war nicht allein. Sie sagte etwas zu einer Person außerhalb des starren Blickfelds der Kamera. Jen verstand nicht, worum es ging, doch die Antwort aus dem Off traf sie wie ein Tiefschlag in die Magengrube. Rebecca! Aufs Äußerste erregt, hieb sie auf die Leertaste, um die Wiedergabe zu stoppen. Sie starrte ungläubig auf Tates Standbild und versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Sie bildete sich das ein, war die einzig logische Erklärung. Mit heißem Kopf ließ sie den Clip weiterlaufen und stellte den Ton lauter.
    »Er ist es nicht wert, deinen herrlichen Körper zu kosten, komm her«, sagte Tate und leckte die Lippen, dass sie verführerisch glänzten.
    Eine Frauengestalt, ganz in Rot, tauchte auf. Jen stockte der Atem. Es war Rebecca in ihrer Rolle als Claire, zweifellos. Sie kniete sich vor das Sofa, griff Tate zwischen die Beine und versenkte die Zunge in ihrer Scheide. Tate schloss die Augen. Genussvoll gab sie sich Rebeccas rhythmischen Bewegungen hin. Jen schoss ein neuer Schwall heißen Bluts in den Kopf. Sie glaubte, die Zunge an ihren eigenen Schamlippen zu spüren. Ihr Penis wurde hart ohne Scham und Ekel auszulösen. Sie wünschte, Rebecca würde nie mehr aufhören, sie zu liebkosen, doch plötzlich stöhnte Tate auf, zuckte, presste Rebeccas Kopf fester zwischen die Beine. Dann war alles vorbei, bevor Jen sich ausmalen konnte, was Tate dabei fühlte. Die Frauen traten aus dem Bild. Der Rest der Aufnahme zeigte nur das leere Sofa, untermalt mit obszönem Dialog.
    Die Sehnsucht nach Rebecca wurde unerträglich. Sie zwang Jen dazu, alle Videos in voller Länge anzusehen und wieder anzusehen, bis sie sich jede Bewegung und Regung Rebeccas eingeprägt hatte. Erst nachdem sie sicher war, nichts Neues mehr zu entdecken, drückte sie auf die Auswurftaste und steckte die Disk in ein Fach der Computertasche, wo sie für immer bleiben sollte.
    Sie ging ins Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Langsam hörten die Gedanken auf, sich im Kreis zu drehen wie tanzende Derwische. Sie betrachtete sich lange im Spiegel. War es ein gutes oder schlechtes Zeichen, zu solchen Emotionen fähig zu sein, fragte sie sich. Die innere Stimme schwieg. Schließlich schlurfte sie ins Gästezimmer, wo sie aufs Bett fiel und sofort einschlief. Immerhin glaubte sie, jetzt genau zu wissen, was zu tun war.

Kapitel 13
     
    Sausalito, Marin County, Kalifornien
     
    Das Haus an der Bucht gegenüber San Francisco lag gut verborgen hinter hohen Mauern und dichtem Buschwerk. Jen saß im Auto und beobachtete die Einfahrt seit bald zwei Stunden. Ihr Wagen

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