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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Kind.«
    Der Jeep stand nicht mehr draußen, als sie nach Einbruch der Dunkelheit, zwischen Stahlpfeiler und Felswand gepfercht, vorsichtig auf den Parkplatz spähten. Außer einem gleichmäßigen Brummen war nichts zu hören. Keine Lampe erhellte den Eingangsbereich. Wozu auch? In dieser Moonbase erwartete niemand Gäste. Hier oben erschien ihr der Plan dennoch nicht mehr so einfach und sicher.
    »Was ist, wenn sie Bewegungsmelder haben?«, flüsterte sie.
    »Das Risiko müssen wir eingehen. Es kann durchaus passieren, dass der Alarm losgeht, wenn wir uns nähern, dann beeilen wir uns eben. Wir ziehen die Sache auf jeden Fall durch, klar? Los jetzt!«
    Er eilte in geduckter Haltung unter den dunklen Fenstern an der Mauer entlang zum Tor. Sie zögerte. Erst als das gefürchtete Flutlicht ausblieb, folgte sie ihm. Ihr Herz schlug schnell, und jedes Geräusch kam ihr vor, als müsste man es meilenweit hören. Hals und Mund fühlten sich staubtrocken an. Nur mit Mühe unterdrückte sie den starken Hustenreiz. Schreckensszenen spielten sich in ihrem Kopf ab, während sie sich verbissen auf die einfache Aufgabe zu konzentrieren versuchte. Handy auf Aufnahme schalten, unauffällig auf dem Sims neben dem Keypad platzieren, in den Schuppen verschwinden, so lautete der erste Teil des Plans. Frank wartete beim Schuppen und winkte ungeduldig. Ein letztes Mal kontrollierte sie die Einstellung des Smartphones, das diesmal die Rolle des unsichtbaren Zuhörers übernahm, dann rannte sie zu ihm in Deckung.
    »Bist du sicher, dass es funktioniert?«, fragte er zu allem Überfluss.
    Sie huschte wortlos an ihm vorbei. Im Schuppen standen Fässer, Kanister und Geräte im Weg, deren Funktion sie in der Dunkelheit nur erahnen konnte. Die Kontrolllichter des Generators lotsten sie wenigstens in die gewünschte Richtung.
    »Vier mal zwei Megawatt ›Hipower‹«, stellte Frank bewundernd fest. »Damit kannst du eine verdammte Bank betreiben.«
    Sie hörte nur mit halbem Ohr zu. Alles was sie jetzt interessierte, waren die roten Knöpfe der Notabschaltung und ein sicheres Versteck.
    »Wir klettern aufs Dach«, sagte sie nach kurzer Überlegung. »Zwischen Pfeiler und Fels können wir uns leicht abstützen – und da oben sucht uns keiner.«
    Der Vorschlag gefiel ihm nicht, doch mangels eigener Ideen willigte er schließlich ein.
    »Geh du voraus. Ich werde inzwischen die Leute in der Basis wecken.«
    Wie erwartet, gelangte sie mühelos aufs Dach. Frank schaffte es nur mit ihrer Hilfe, doch bald lag auch er leise fluchend und schwitzend flach auf den Ziegeln. Die Generatoren schwiegen. Für kurze Zeit herrschte Totenstille. Dann flammte ein Licht auf und sie hörten, wie das Tor aufglitt.
    »Batterien«, flüsterte Jen lächelnd.
    Stimmen wurden laut. Vier oder fünf Männer, schätzte sie. Einige drangen in den Schuppen ein, andere begannen, das Gelände abzusuchen, soweit sie aus den aufgeregten Stimmen schließen konnte. Aus dem Schuppen drangen laute Flüche herauf. Die Techniker schienen sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben und gleichzeitig zur Eile anzutreiben. Jen hörte nicht auf sie. Gespannt wartete sie auf ein anderes Geräusch. Endlich! Das Tor glitt zu und schloss mit dem schon bekannten metallischen Schlag. Das Stimmengewirr unter ihnen verstummte für einen Augenblick, dann begann einer der Generatoren zu brummen. Die Wächter gaben ihre Suche auf, riefen den Technikern im Schuppen etwas zu. Kurz danach glitt das Tor erneut auf. Es klang beinahe wie Mahler in ihren Ohren. Im Abstand weniger Minuten liefen die anderen Generatoren an. Nach weiteren zehn Minuten war auch der letzte Techniker überzeugt, dass die Maschinen ihn nicht mehr brauchten.
    Sie blieben reglos liegen, bis alle ins Haus zurückgekehrt waren und die Lichter erloschen. Die Generatoren verrichteten ihre Arbeit zuverlässig wie zuvor, als hätte sie nie jemand gestört.
    »Wie lang wollen wir warten?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Halbe Stunde.«
    Er musste es wissen. Allmählich kroch die Kälte der Nacht durch ihre Kleider.
    »Ich friere«, murrte sie.
    Da er nicht reagierte, setzte sie sich auf und begann mit Turnübungen. Er schaute eine Zeitlang zu, bis er die Nerven verlor.
    »Du kannst aufhören«, sagte er verärgert. »Ich habe verstanden.«
    Sie kletterten vom Dach. Die entscheidende Phase des Plans begann. Ihr Handy lag unberührt neben dem Keypad, wie sie es hingelegt hatte. Aufgeregt beendete sie die Aufnahme und startete die App, um den

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