Shutdown
langen Clip zu analysieren. Die Pieptöne des Keypads waren kaum zu hören, doch die Software entzifferte den Code mühelos.
»Sechs – eins – neun – neun – acht – zwei«, meldete sie leise.
Frank tippte die Ziffern ein. Eine Schrecksekunde blieb es still, dann setzte sich das Tor in Bewegung.
»Du bleibst dicht hinter mir!«, zischte er nach einem kurzen Blick in den Korridor.
Ein neues Geräusch beunruhigte sie. »Hörst du es auch?«, fragte sie, doch er bog schon um die nächste Ecke und verschwand lautlos wie ein Schatten in einem zweiten Gang, wo kein Licht brannte.
Kaum hatte sie zu ihm aufgeschlossen, riss jemand hinter ihr eine Tür auf. Schnelle Schritte hallten durch den Gang, begleitet von Verwünschungen und einem scharfen Befehl. Frank packte sie am Kragen, zerrte sie blitzschnell in eine dunkle Kammer. Atemlos horchte sie an der Tür. Das Personal schien sich nicht für diesen Teil der Anlage zu interessieren, aber das konnte sich jeden Augenblick ändern. Vorsichtig leuchtete sie mit dem Display des Telefons die Umgebung aus. Eine Batterie Feuerlöscher stand neben Werkzeug und allerlei Ersatzteilen auf einem langen Regal an der Wand. Es roch nach Benzin und verfaulten Orangen. Der Jeep stand etwas weiter weg.
»Wie kommt der hierher?«, wunderte sie sich.
»Durch das Tor wie in jeder Garage«, flüsterte er, wobei er auf die Schienen zeigte, auf denen das gut getarnte Felsentor gleiten konnte.
Der zweite Ausgang war ein beruhigender Anblick, doch es blieb keine Zeit, aufzuatmen. Laute Rufe erschreckten sie.
»Wir müssen hier weg«, brummte Frank.
»Richtig, in den Computerraum.«
Die Rufe näherten sich. Die Hektik nahm zu. Einzelne Wörter verstand sie: Sergei! Der Name sandte eine Schockwelle durch ihren Körper. Sie hatte sich nicht geirrt. Es war das Geräusch des Hubschraubers, das sie vorhin überrascht hatte.
»Mist – ganz schlecht!«, wisperte sie erregt. »Gamov ist im Anflug, und der kommt bestimmt nicht allein.«
Frank blieb keine Zeit für eine Antwort, denn das Garagentor setzte sich in Bewegung. Sie saßen in der Falle. Wie lang noch? Zehn, zwanzig Sekunden? Dann war es aus. Sie starrte gebannt auf die Felswand, die langsam zur Seite glitt, unfähig, sich zu rühren. Willenlos ließ sie sich von Frank wegziehen, auf die andere Seite des Jeeps, dorthin, wo der Abfallcontainer stand und die Luft verpestete. Er warf sie kurzerhand hinein, sprang ihr nach und zog den Deckel zu.
»Kein Wort!«, fauchte er.
Der Gestank drohte ihr die Sinne zu rauben. Sie würgte, hielt den Atem an, nur um danach umso heftiger einzuatmen. Der Hustenreiz kehrte zurück. Ihr wurde speiübel. Der Darminhalt drohte, den falschen Ausgang zu nehmen. Hätte Franks leichter Stoss mit dem Ellbogen sie nicht abgelenkt, wäre die Katastrophe unausweichlich gewesen.
»Ausgerechnet jetzt muss dieser verfluchte Russe auftauchen«, schimpfte eine Männerstimme.
»Er wird wissen, was er tut«, antwortete ein zweiter Mann. »Ist wohl kein Zufall ...«
Mehr hörte sie nicht. Der Jeep fuhr ab. Kurz danach glitt das Tor zu. Sofort kletterte sie aus dem Container, schüttelte die ekelhaften Reste von der Kleidung und versuchte, an etwas Blaues zu denken. Frank ächzte verhalten neben ihr und streckte sich.
»Ein Glück, dass du nur aus Haut und Knochen bestehst«, sagte er. »Mit Rita hätte ich entschieden mehr Mühe gehabt.«
»Werde ich ihr gerne ausrichten, sofern wir das hier überleben.«
Die Hektik in den Gängen hatte sich verlagert. Sie nahm an, dass sich die Aktivität jetzt auf die Räume im UFO und den Heliport auf dem Dach konzentrierte.
»Der Computerraum liegt wohl tiefer im Berg«, sagte sie. »Wir sollten uns beeilen, solang Gamov sie ablenkt.«
Frank öffnete die Tür einen Spalt. Noch immer brannten keine Lichter im Gang, der tiefer in den Fels führte. Kein Mensch schien sich für diesen Teil der Moonbase zu interessieren, was sie nicht weiter wunderte. Server und Disks brauchten keine Zuschauer, solang sie funktionierten. Die Leuchtstoffröhren des Hauptkorridors tauchten den Gang in ein schummriges Dämmerlicht, das nicht bis ans Ende reichte. Sie warfen gespenstisch lange Schatten, während sie weiter in den Berg eindrangen. Links und rechts gab es Türen, einfache Holzkonstruktionen wie bei der Garage. Erst am Ende, in nahezu vollständiger Finsternis, stießen sie auf zwei gegenüberliegende, massive Stahltüren, beide mit Zugangscode gesichert wie das Tor am
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