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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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sofort wieder mit einem unterdrückten Fluch.
    »Die Garage können wir vergessen. Zuviel Volk.«
    Der Haupteingang war sowieso tabu. Die Zeit drängte. Sie konnten sich nicht länger im Computerraum verstecken. In wenigen Augenblicken würden die ersten Systeme herunterfahren.
    »Wir müssen hinaus«, sagte sie gepresst. »Hier taucht bald die halbe Mannschaft auf.«
    »O. K., wir verschwinden in den Archivraum gegenüber, bis sich die Sache beruhigt.«
    Genial , dachte sie, fünf Minuten länger leben . Eine bessere Alternative fiel ihr allerdings nicht ein, zumal sich die Gedanken immer schneller im Kreis drehten, je mehr Festplatten aufhörten, sich zu drehen. Der vollständige Shutdown der Moonbase war nicht mehr aufzuhalten. Frank packte sie am Arm und zerrte sie hinaus. Erst als sich die zweite Tür hinter ihnen schloss, bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte.
    »Du hast keinen Code eingegeben.«
    »Gut beobachtet. Wir sind nicht im Archiv. Mach mal Licht.«
    Das helle Display des Handys blendete sie einen Augenblick, doch Frank wisperte sofort erregt:
    »Bingo! Diese Tür am Ende des Flurs ist der Notausgang, verstehst du?«
    Sie befanden sich in einem Stollen mit Wänden aus roh behauenem Fels. Ein paar Schritte weiter vorn sah sie Stufen einer Wendeltreppe, die nach unten führte. Sie eilten im Schein des kleinen Bildschirms hinunter. Ein oder zwei Stockwerke tiefer mündete die Treppe in einen schnurgeraden Gang. Die Stahltür am Ende mit der Aufschrift Emergency Exit ließ sich von dieser Seite leicht öffnen.
    »Ich glaube zu wissen, wo wir sind«, murmelte Frank, während er die schwere Tür im Zeitlupentempo ein wenig aufstieß.
    »Der Notausgang unter dem UFO«, sagte sie.
    Dazu brauchte sie keine hellseherischen Fähigkeiten. Kühle Nachtluft empfing sie. Die Tür fiel hinter ihnen zu. Ein leiser Klick bestätigte, dass der Rückweg abgeschnitten war. Gut so, keiner wollte zurück. Außer in der unmittelbaren Umgebung des Gebäudes herrschte nahezu vollständige Finsternis. Kein Mond stand am Himmel. Nur die Sterne blinkten so zahlreich, wie sie es noch nie gesehen hatte. Frank ging voran. Er versuchte, so schnell wie möglich hinter die schützende Felsnase zu gelangen. Nach wenigen Schritten hielt er unvermittelt an. Wortfetzen drangen vom Haupteingang her zu ihnen herüber. Sie verstand nichts, aber die Stimmen wurden rasch lauter. Frank packte sie kurzerhand wieder am Arm und drängte sie zurück unter das UFO. Falsche Richtung , dachte sie entsetzt, denn die Schritte näherten sich. Ihre löchrige Deckung musste jeden Moment auffliegen. Fassungslos beobachtete sie, wie Frank die Disks neben der Stahltür zwischen Felsbrocken steckte. Dann suchte er ein zweites Versteck. Sie wagte nicht zu fragen, blickte ihn nur mit großen Augen voller Angst an.
    Ein lauter Befehl erschreckte sie beide. Sie schmiegte sich noch enger an die Felswand, wartete schweißgebadet auf das Unvermeidliche. Nach kurzer Pause entfernten sich die Schritte wieder. Die Männer kehrten eilig ins Haus zurück.
    »Rückzug«, flüsterte Frank mit breitem Grinsen im Gesicht. »Die Security wird offenbar in der Basis gebraucht.«
    Ihr fiel ein Felsblock vom Herzen, größer als die Nase, zu der sie rannten. Nur noch eine Sache konnte sie jetzt aufhalten. Bang fragte sie sich, wie lang die Leute brauchen würden, um das System wieder hochzufahren und das Tor zu schließen. Geschützt durch die Dunkelheit und den Felsvorsprung, hetzten sie auf der Straße zum Ausgang.
    »Null Volt!«, rief Frank erfreut, als der schwarze Umriss des Zauns auftauchte.
    Keine Warnlampe blinkte. Das Tor stand weit offen. Eine Minute später standen sie im Wald beim Wagen, den Frank mit Zweigen notdürftig getarnt hatte. Geschafft! Der alte Cop war doch ganz gut zu gebrauchen, fand sie. Gamov hatten sie ausgetrickst, den Don! Zusammen waren sie unschlagbar. Unbesiegbar! Übermütig ergriff sie ein Büschel der Tarnung, ließ es aber sogleich mit einem Schreckensruf wieder fahren. Es blitzte zwischen den Tannen. Motorengeräusch näherte sich auf der Waldstraße.
    »In Deckung!«, befahl Frank und zerrte sie hinter dem Auto zu Boden.
    »Polizei?«, flüsterte sie ungläubig.
    Das Dienstfahrzeug fuhr mit Blaulicht an ihnen vorbei und raste mit unverminderter Geschwindigkeit durch das Tor auf die Basis zu.
    »Was suchen die dort?«
    »Kannst sie ja fragen«, knurrte Frank.
    Wenig später fuhren sie ohne sonderliche Eile durch das schlafende June Lake. Er

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