Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
Vom Netzwerk:
einem Report, den die Typen für ihn persönlich erstellt haben. Es soll Geld geflossen sein.«
    Brandheiß ist gar kein Ausdruck , dachte sie. Diese Information musste unverzüglich zur ›eCrime Unit‹, Kaliforniens Polizeieinheit gegen Netz-Kriminalität, oder besser direkt zu ›USCYBERCOM‹, dem Kommando gegen Cyberterror unter Führung der National Security Agency. Zuerst allerdings musste sie Don beim Cognac stören.
    Lieutenant Nathan Rosenblatt sah die Staatsanwältin am liebsten gar nicht, und wenn es sich nicht vermeiden ließ, von hinten. Er atmete auf, als ihr hübscher Po in der Tür verschwand, doch der Anflug guter Laune verflüchtigte sich wie Kate Gallagher beim Anblick des Stapels unerledigter Akten. Seit er die Hall of Justice am Vorabend gegen Mitternacht verlassen hatte, war der Stapel um schätzungsweise drei Zoll gewachsen. Genau wusste er es nicht. Er maß nie nach. Die Schätzung war deprimierend genug.
    »Ist das Seltzer schon wieder alle?«, fragte er seinen Partner mürrisch, der schwitzend und keuchend ins Büro trat.
    »War schon gestern keines mehr da«, brummte Sergeant Joe Sheldon. »Wenn du endlich lernen würdest, anständigen Kaffee zu trinken wie normale Menschen, könnte ich dir welchen anbieten. Mein Campingkocher funktioniert nämlich noch, im Gegensatz zu allem andern in dieser verfluchten Stadt.«
    Nathan schlug die Akte auf, die ihm die Staatsanwältin mit der Bemerkung: »höchste Priorität, Order vom Chef«, auf den Tisch gelegt hatte, bevor sie sich, schnell wie ein Einsiedlerkrebs, zurückzog.
    »Was wollte Kate von dir?«, fragte Joe.
    »Sie hat mich zum Essen eingeladen.«
    Erst stutzte sein Partner, dann brach er in schallendes Gelächter aus. »So etwas würdest nicht einmal du überleben«, keuchte er schließlich.
    »Wieso? Sie ist doch ganz hübsch unter ihrer strengen Fassade.«
    »Anstrengend meinst du.«
    Wobei sie wieder beim Thema waren. Kate konnte sehr anstrengend sein, ohne Zweifel, aber das brachte ihr Job als Staatsanwältin mit sich. Wenn man bis aufs letzte Komma perfekt sein wollte wie sie, war das kaum zu vermeiden.
    »Wir haben einen neuen Fall«, murmelte er, während er die Akte überflog.
    »Was du nicht sagst. Lass mich raten: höchste Priorität?«
    Nach den ersten zwei Seiten verstand er, weshalb der Fall wichtiger war als andere.
    »Verdammt«, fluchte er leise. »›eCrime‹ will unsere Unterstützung.«
    »Die Hacker in Sacramento?«
    »Genau um Hacker geht es. Es gibt Verbindungen vom ›Grid Operator‹ zu anonymen Hackern, die sich möglicherweise in der Stadt aufhalten.«
    Joe starrte ihn an, als hätte er Kaffee getrunken. »Cyberterroristen – hier – wo sie sich selbst abschießen?«
    Nathan schob die Akte über den Tisch. »Lies selbst.«
    Nach einer Weile stieß auch Joe einen leisen Fluch aus. »Die erste heiße Spur in diesem Trauerspiel um ›CGO‹«, sagte er.
    Nathan nickte. »Die Hinweise auf San Francisco sind allerdings mehr als dürftig. Ich meine, wir sollten zuerst diesen Jim Ward nochmals grillieren.«
    Joe suchte die Nummer der ›CGO‹, wählte und schaltete den Lautsprecher ein. Nach einer schier endlosen Reihe von Summtönen meldete sich die Telefonzentrale:
    »›California Grid Operator‹, Sie wünschen?«
    »Sergeant Sheldon vom SFPD. Verbinden Sie mich bitte mit Jim Ward.«
    »Tut mir leid. Mr. Ward ist besetzt. Möchten Sie eine Mitteilung hinterlassen?«
    »Ich möchte gar nichts hinterlassen. Ich muss ihn sprechen, jetzt.«
    »Bedaure ...«
    »Hören Sie«, fuhr Joe die Telefonistin an. »Sie verbinden mich jetzt sofort mit Mr. Ward, sonst haben Sie in zehn Minuten unsere Kollegen im Haus, um ihn abzuführen.«
    Eine leere Drohung. Die Kollegen in Sacramento hatten jetzt mit Sicherheit anderes zu tun, aber nach dreißig Sekunden war er am Apparat.
    »Jim Ward. Was wollen Sie?«
    Seine Stimme klang leise, schwach, als würde er im nächsten Augenblick einschlafen.
    Nathan stellte sich vor und antwortete: »Wir haben einige Fragen zur Gruppe von Hackern, mit denen Sie Kontakt haben.«
    Eine kurze Pause entstand, dann sagte Ward: »Ich rufe gleich zurück«, und legte auf. Kurz danach kam der Rückruf über die Zentrale.
    »Der Mensch ist vorsichtig«, murmelte Joe leise.
    Er hat auch allen Grund dazu, dachte Nathan, bevor er die erste Frage stellte. »Mr. Ward, stimmt es, dass Sie Aufträge an eine sogenannt anonyme Hackergruppe erteilt haben?«
    »Wer behauptet das?«
    »Beantworten Sie bitte

Weitere Kostenlose Bücher