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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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einfach die Frage.«
    »Ich beschäftige keine Hacker.«
    »Uns liegen Kopien eines Berichts vor, den diese Gruppe für Sie erstellt hat. Der Report trägt den Titel ›CGO IT Sicherheitslücken – Unautorisierte Zugriffe auf die Steuerung des Stromnetzes‹. Ich kann Ihnen gerne daraus vorlesen.«
    »Ach das meinen Sie. Ich weiß zwar nicht, warum sich SFPD für diesen Bericht interessiert, aber er ist das Resultat einer ganz normalen Untersuchung durch unabhängige, externen Spezialisten. Das ist gängige Praxis.«
    »Wenn das so ist, können Sie uns sicher die Anschrift und die Namen dieser externen Spezialisten nennen.«
    Ward zögerte mit der Antwort. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil wir es wünschen«, antwortete Nathan freundlich.
    »Das – sind hoch sensible, vertrauliche Geschäftsdaten. Ich glaube nicht ...«
    »Ich schon«, unterbrach er etwas weniger freundlich. »Mr. Ward, wer sind diese Leute?«
    »Das – kann ich Ihnen nicht sagen, nicht ohne Gerichtsbeschluss.«
    Joes Gesicht lief rot an. Er stand kurz vor der Explosion, aber Nathan bedeutete ihm, den Mund zu halten. Laut sagte er:
    »Sie werden die Information sowieso herausgeben müssen, Mr. Ward. Mit Gerichtsbeschluss dauert es nur etwas länger, aber ist es nicht vielmehr so, dass Sie Namen und Anschrift nicht nennen, weil Sie sie nicht kennen?«
    »Das ist eine Unterstellung. Mit dem Gerichtsbeschluss bekommen Sie die Daten. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich jetzt gerne wieder der Lösung unseres Problems widmen.«
    Nathan legte auf, bevor sein Partner die Geduld verlor.
    »Der Scheißkerl gehört hinter Gitter«, schimpfte Joe schließlich.
    »Ward spielt auf Zeit«, stellte Nathan nüchtern fest. »Es wird ihm nichts nützen. Sorgen wir dafür, dass die Kollegen schon morgen seinen Laden gründlich auseinandernehmen. Der Fall hat ja höchste Priorität, sagt Frau Staatsanwältin.«
    »Morgen ist Schabbes.«
    Nathan grinste. »Na und? Ich muss ja nicht unbedingt dabei sein. Einer von uns genügt. Ich mach dann am Sonntag weiter.«
    Joe warf einen Blick auf die Uhr, die fett und hässlich an der Wand hing wie ein materialisierter Vorwurf. »Halb neun«, sagte er. »Die Sonne ist untergegangen, du müsstest längst zu Hause sein.«
    »Aufgrund der widrigen Umstände wird mir der Rabbi vergeben.«
    »Vielleicht – aber Gott?«, spottete Joe.
    »Ich habe bisher nie ein Wort von Gott gehört. Jetzt wird er auch die Klappe halten.«
    Sein Judentum war eine rein gesellschaftliche Funktion. Die Religion gab ihm das Recht auf einen total freien Tag pro Woche, angefangen mit dem Essen im Kreis der Familie am Freitagabend. Auf diesem Privileg beharrte er, obwohl er nie eine Synagoge betrat. Solche subtilen Zusammenhänge kannten allerdings nur die wenigsten, also ließen sie ihn am Sabbat in Ruhe.
    »Kannst du das organisieren? Und wir brauchen die Telefonlisten und Bankbewegungen der letzten drei Monate.«
    »Alles klar.«
    Er stand auf und blieb unschlüssig stehen, bis Joe aufblickte.
    »Ich krieg das schon hin«, versicherte er ihm. »Hau schon ab.«
    »Danke, bis dann.«
    Er hörte Joes leise gemurmelten Kommentar: »Auf dich wartet eine Familie«, reagierte aber nicht darauf. Leise zog er die Tür hinter sich zu.
     
    San Leandro, Kalifornien
     
    Jen verlor sich in den unendlichen Tiefen der Datenstrukturen. Die Software der ›CGO‹ war über Jahre entstanden, und das sah man jedem zweiten Modul an. Es gab Datenbestände, die sich aufs Haar glichen. Spezielle Synchronisationsprogramme sorgten dafür, dass dies auch bei jeder Veränderung so blieb. Der einzige Grund dafür, den sie sich vorstellen konnte, war mangelndes Verständnis der Programmierer, die unter enormem Zeitdruck stets neue Erweiterungen der Steuersoftware zu entwickeln hatten – oder Dummheit. Die Dateien, die erst kürzlich erstellt worden waren, hatten sie und Emma ohne Ergebnis untersucht. Nun konzentrierte sie sich auf die älteren Daten. Die Schläfer, die sie suchte, konnten ohne Weiteres schon vor Monaten installiert worden sein. Kleine Stücke Programmcode genügten, um das Stromnetz lahmzulegen, und die verbargen sich wahrscheinlich in stabilen Datenstrukturen auf den Festplatten. Dateien, die sich gar nicht oder nur in einem kleinen Bereich änderten während des Betriebs. Es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, hoffnungslos ohne Emmas Analyseprogramm.
    »Dein Radio stört«, sagte sie zu Jezzus, ohne ihren Bildschirm aus den Augen zu

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