Shutdown
hinüber, wo die Rechner und Festplatten installiert waren. Einzig die grünen Lämpchen der Netzwerk-Router leuchteten.
»Warum laufen die Server nicht?«, fragte sie ungeduldig.
Mike antwortete: »Hab sie heruntergefahren. Dachte, wir essen zuerst.«
»Steht die Hardware auch auf Tiefkühlpizza?«
»Wahrscheinlich nicht«, lachte er, »aber wir müssen uns entscheiden: essen oder arbeiten. Der Strom reicht nicht für beides.«
Na toll , dachte sie und klappte den Deckel des Laptops zu.
»Wir kommen sowieso nicht mehr ins ›CGO‹-Netz rein«, sagte Linda.
»Vielleicht ist einer unserer Proxies down.«
Die Netzwerkspezialistin schüttelte entschieden den Kopf. »Unsere Verbindungen sind intakt. Jedenfalls waren sie es vor zehn Minuten noch.«
Emma legte den angebissenen Schnitz Pizza in den Pappteller zurück, wischte sich den Mund mit einem Tüchlein ab – sie verwendete ausschließlich mit Spitzen verzierte weiße Taschentücher mit eingesticktem Monogramm – und stellte nüchtern fest: »Wenn wir nicht reinkommen, kommen die ›Black Hats‹ auch nicht rein.«
»Der Angriff geht aber weiter«, warf Mike ein.
Emma schenkte ihm einen müden Blick. »Und was schließen wir daraus?«
»Sie sind schon drin«, antwortete Jen.
Sie hatte längst denselben Schluss gezogen. Ihrer Meinung nach gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder gab es Insider bei ›CGO‹, die das Stromnetz sabotierten, oder die ›Black Hats‹ hatten weitere Schläfer-Programme so raffiniert installiert, dass sie kaum zu finden waren. Sie glaubte nicht an die Insider-Theorie. Die Programmierer, Netzwerk-Ingenieure und Techniker bei ›CGO‹ waren sicher die Ersten, die man gründlich durchleuchtete. Die Gefahr, aufzufliegen, war einfach zu groß.
»Seht ihr«, brummte sie, »genau darum sollt ihr nicht soviel Zeit mit der Nahrungsaufnahme verschwenden. Damit wir die Küche herunter- und die nützlichen Server hochfahren können.«
Linda runzelte die Stirn. »Was soll das nützen ohne Verbindung zu ›CGO‹?«
Der Einwand trug ihr einen strafenden Blick aus Emmas Ecke ein, doch die Mathematikerin überließ die Antwort Jen.
»Auf unserem Archivserver befinden sich nicht nur eine Menge Systemnachrichten, sondern auch ein Dump der Steuerdaten und Programme. Ich vermute, wir haben dabei die Schadsoftware ebenfalls erwischt. Wir müssen sie nur noch finden.«
»Ausgezeichnet, Jen!«, rief Jezzus.
Sein Teller war leer. Er hatte wieder Zeit zum Reden. Jens Argument überzeugte. Mike schaltete alle nicht unbedingt notwendigen Stromfresser ab, und Linda fuhr die Server und das lokale Netz hoch. Jen zog sich mit Emma an ihren Arbeitsplatz zurück, um die Strategie für die Datenanalyse zu besprechen. Die üblichen, primitiven Viren konnten sie getrost ignorieren bei der Suche. Die hätte die Antiviren-Software bei ›CGO‹ längst gefunden und ausgeschaltet. Die Schläfer der ›Black Hats‹ waren von ganz anderem Kaliber, genau auf die Steuerprogramme des Stromnetzes zugeschnitten. Jen wusste, dass sie Ausdauer und ziemlich viel Glück brauchten, um die Schädlinge zu entdecken. Sie konzentrierten sich auf das schwierige Puzzle, blendeten die Umgebung aus, bis die durchdringende Fanfare von Zachs ›Rant at Ten‹ sie aufschreckte.
»Verdammt, Jezzus, wir versuchen hier zu arbeiten«, rief sie zum Kollegen hinüber, aus dessen Lautsprecher der Lärm kam.
Er winkte ab. »Sorry, aber das müssen wir uns anhören, Leute. Ob es uns passt oder nicht: Die Ratte ist zurzeit der einflussreichste Meinungsmacher in unserem Land. Zach wird die Situation hier weiter ausschlachten. Wir müssen wissen, was er und seine Sponsoren im Schilde führen, um wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.«
»Hört, hört, der Chefstratege hat gesprochen«, lachte Mike. »Aber du hast schon recht, wir sollten Zach nicht unterschätzen, kann ich nur wiederholen. Als Volksverhetzer ist er eine Klasse für sich.«
»Ach was«, erwiderte Linda gelangweilt. »Wir wissen doch, dass er sich für die Freiheitsstatue persönlich hält und allen Gegnern einen Maulkorb verpassen will. Alles läuft doch darauf hinaus: Nur die Ansichten der extremen Rechten zählen, der Rest wird ignoriert oder besser verboten.«
»Du sagst es, Schatz«, grinste Mike. »Dazu ist seiner Bande jedes Mittel recht. Er manipuliert sein Publikum, indem er völlig unzulässige Zusammenhänge herstellt und falsche Schlüsse zieht. Stimmt's, Emma?«
»Schon möglich, doch der Irrsinn
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