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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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offensichtlich egal. Nathan fragte sich manchmal, ob sie selbst liebte oder hasste, doch das ging ihn wiederum nichts an. Sie sorgte dafür, dass sie in Ruhe arbeiten konnten, bot ihnen gar gekühltes Wasser an. Sie befanden sich auf einem völlig fremden Planeten.
    Die Suche nach den Hackern begann. Oder vielmehr: Sie setzten die Suche mit neuem Elan fort. Wards private Transaktionen und Konti hatten die Kollegen bereits unter die Lupe genommen, ohne etwas Verdächtiges zu finden. Seine Ehefrau konnten sie bisher nicht vernehmen. Sie lag traumatisiert in der psychiatrischen Klinik. Das Bild des kleinen Mädchens in der Hand des Toten ging Nathan nicht mehr aus dem Kopf. Ein ähnliche Bild stand auf seinem Schreibtisch. Die Überreste des USB–Chips aus der brennenden Tonne gaben bisher auch keine Informationen preis. Ihre einzige Hoffnung ruhte auf dieser DVD. Sie enthielt den gesamten Bankdatenverkehr der ›CGO‹ über die letzten drei Monate.
    Nathan atmete auf, als er sah, dass die Daten nicht einfach als Kopie gedruckter Auszüge, sondern als Tabellen gespeichert waren, die ein Computer vernünftig durchforsten konnte. Andernfalls wären sie nächsten Sommer noch am Suchen. Joe breitete die lange Liste der Firmen und Privatpersonen aus, die laut Geschäftsunterlagen als Begünstigte für Zahlungen infrage kamen.
    »Wir suchen Glückliche, die nicht auf dieser Liste stehen, richtig?«, fragte er.
    »Nathan nickte. »Genau. Frag mich nur nicht: wie. Soweit reichen meine angelernten Computerkenntnisse nicht.«
    Kate stand plötzlich hinter ihm. »Geht’s vorwärts?«
    Nach einem verstohlenen Blickwechsel mit Joe erklärte er ihr das Problem. Sie überlegte kurz, dann fragte sie Joe:
    »Ist deine Liste im System?«
    »Sicher.«
    Er zeigte ihr die Datei.
    »O. K. meine Herren. Holt meinetwegen Kaffee oder treibt etwas Sport. Ich brauche zehn Minuten, dann haben wir den Sünder, falls es ihn gibt. Ist ein einfacher ›Outer Join‹.«
    Den letzten Satz hätte sie ebenso gut auf Mandarin oder in Delfinsprache formulieren können. Sie gingen hinaus, zum Kaffeeautomaten, der sich tot stellte. Die Krise verschonte doch nicht alle Teile der Staatsanwaltschaft. Ein Radio plärrte aus einem nahen Büro. Es war Zeit für die Nachrichten, und Nathan spitzte die Ohren. Man konnte nie wissen. Vielleicht waren die Journalisten ihnen wieder einen Schritt voraus. Der Tipp mit den Hackern stammte auch von der ›Post‹. Die Weltpolitik endete nach drei, vier Sätzen. Danach erfuhren sie tatsächlich etwas Neues. Es gab neue Hinweise zum Tod des Verantwortlichen bei ›CGO‹, hieß es. Die Hinweise ließen berechtigte Zweifel an der Suizid-Theorie aufkeimen, wie sich der Sprecher poetisch ausdrückte. Eine Verbindung des mysteriösen Todesfalls mit der Hackerzelle wäre nicht mehr auszuschließen.
    »Der Pathologe wird sich freuen über diesen Befund«, lachte Joe.
    Die Aussage des Gerichtsmediziners war kurz und klar: Selbsttötung durch Schuss in den Mund. Daran gab es nichts zu deuten. Nathan empfand keine Sympathie für die gesuchten Hacker, doch die gezielte Medienhetze, die auch nicht vor groben Falschmeldungen haltmachte, bereitete ihm erhebliches Unbehagen.
    Kate hielt ihr Versprechen. Als sie zurückkehrten, lag ein neuer Computerausdruck auf dem Tisch. Er zeigte in übersichtlicher Form, welche Geschäftspartner total wie viel Geld erhalten hatten und welche Zahlungen Begünstigte auswiesen, die nicht auf Joes Liste standen – nämlich keine.
    »Verdammt«, fluchte Joe. »Wenn das stimmt ...«
    »Es stimmt«, versicherte Kate, die sich wieder auf leisen Pfoten genähert hatte.
    »Sackgasse«, knurrte Joe verärgert.
    »Es sei denn, die Hacker befinden sich unter den Geschäftspartnern oder es ist gar kein Geld geflossen«, schloss Kate.
    »Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte Nathan nach einer Denkpause. »Nehmen wir an, jemand bei ›CGO‹ möchte einer Gruppe von Leuten Geld auszahlen, die um jeden Preis anonym bleiben wollen. Wie würde er das anstellen?«
    Joe antwortete wie aus der Pistole geschossen. »Klar, Mann. Cash oder Scheck.«
    Nathan nickte. »Das Geld stammt wahrscheinlich vom Spesenkonto.«
    Kate setzte sich an den Computer, um eine weitere Abfrage einzutippen. »Ich vermute, das ist die Liste der Spesenkonti«, murmelte sie nach einer Weile. »Den Rest müsst ihr selbst herausfinden. Ich werde erwartet.«
    Diesmal empfand er keine Erleichterung beim Anblick ihres Rückens unter der Tür. Mit

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