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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Verdammt raffiniert«, doppelte Norman nach.
    Joe lief dunkelrot an. Nathan griff ein, bevor er explodierte.
    »Kann das vielleicht jemand übersetzen?«, fragte er ruhig.
    Kate öffnete den Mund, doch er winkte ab.
    »Ich vermute, die Herren sprechen auch Englisch?«
    Der scheue Jason verkroch sich wieder in den Bildschirm, während sein Kollege zu überlegen schien, wie er Jasons klare Aussage für normale Kripo-Beamte umschreiben könnte.
    »Die Schadsoftware wurde gut versteckt im Kontrollsystem platziert«, sagte er schließlich. Er sprach langsam wie die Kindergärtnerin, wenn sie den Kleinen die Anstandsregeln erklärt. »Es sind Viren, die ihrerseits Signale an andere Schädlinge senden, welche die Verteiler des ›CGO‹-Netzes blockieren.«
    »Das steht da drin?«, staunte Joe.
    Nathan begriff nun immerhin ungefähr, woran das Stromnetz litt. Er hoffte für sich und den Rest der Bevölkerung im Norden Kaliforniens, die Information möge den Software-Doktoren genügen, um das ›CGO‹-System rasch zu heilen. Nur die wichtigste Frage blieb unbeantwortet. Er wollte sie stellen, als Norman zu einem begeisterten Monolog ausholte.
    »Mein Gott, versteht ihr denn nicht? Diese Papiere sind der Schlüssel, um das Computernetz zu säubern. Jetzt wissen wir, wo sich die Schädlinge aufhalten, wo wir ansetzen müssen. Es ist im Grunde einfacher, als wir angenommen haben ...«
    Nathan unterbrach ihn. »Wunderbar. Das freut uns ungemein für eure Kammerjäger. Bloß haben wir immer noch keine Ahnung, wer dahintersteckt.«
    Norman schüttelte ungeduldig den Kopf. Er zog eines der Blätter aus dem Stapel, den sie auf Carmen Tates Schreibtisch sichergestellt hatten, und deutete auf eine Zahlenkombination.
    »Da wurde das Virus eingeschleust.«
    Er legte ein zweites Blatt daneben. Es zeigte ein paar Straßenzüge aus einem Stadtplan, der Nathan sehr bekannt vorkam.
    »Downtown San Francisco!«
    Norman nickte. »Hier, die Stecknadel an der 3rd Street. Da sitzt der Provider, über den der Angriff gelaufen ist. Und das ist die Liste der Router, von denen die Viren kamen.«
    »Verdammt!«, schimpften Joe und er gleichzeitig.
    Jason blickte vom Bildschirm auf. »Der Provider heißt ›Blizzcom‹. Anschrift auf dem Drucker.«
    Nathan packte die Liste der Router-Adressen, riss das Blatt aus dem Drucker und eilte mit Joe hinaus.
    »Durchsuchungsbeschluss«, rief er unter der Tür an Kates Adresse.
    Zuletzt hörten sie Jason, der verzweifelt versuchte, laut zu sprechen. »Aber ›Blizzcom‹ ...« Dann fiel die Tür zu.
    Er brauchte sich nicht mit Joe abzusprechen. Sie beide arbeiteten schon so lange zusammen, dass jeder des andern Gedanken lesen konnte. Sie hetzten durch die Gänge, als säßen ihnen die Trolls von ›eCrime‹ im Nacken, rannten die Treppe hinunter in die Tiefgarage. Eine Minute später bahnten sie sich den Weg mit Blaulicht Richtung 3rd Street South.
    »Nerds!«, schnaubte Joe verächtlich.
    Nathan fragte sich, was wohl eines Tages aus seinem Computerkid zu Hause werden mochte. Sein Sohn war erst zwölf, aber die Parallelen zum schweigsamen Jason ließen sich nicht leugnen. Über kurz oder lang würden sie zwei in völlig verschiedenen Welten leben und sich nicht mehr verstehen, wenn er nicht aufpasste. Andererseits bestand kaum Gefahr für einen Nerd, eines Tages beim Einsatz auf der Straße erschossen zu werden, ein Vorteil, den Hannah hin und wieder erwähnte. Sie fuhren auf der Vierten Richtung Mission Bay und näherten sich dem Block des Providers.
    »Die Sache stinkt«, sagte er unvermittelt.
    Joe reagierte nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, links und rechts zu überholen.
    »Diese Hacker müssen wahre Genies sein, wenn unsere Spezialisten sich nicht irren«, fuhr er weiter. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie den Fehler machen, sich selbst ans Messer zu liefern. Was meinst du?«
    »Vielleicht gibt es einen Maulwurf.«
    »Möglich, glaube ich aber nicht. Was hätte der davon, dass er auspackt? Nein, mein Bauchgefühl sagt mir, dass Ward wahrscheinlich die Wahrheit angedeutet hat. Die Tate-Files stammten von den anonymen Beratern, die er beauftragt hat. Für den Angriff auf ›CGO‹ müssen andere verantwortlich sein.«
    Joe war nicht überzeugt. »Wie kann man so bescheuert sein, sich als Manager eines Stromnetzes mit Hackern einzulassen?«
    »Gute Frage«, gab er zu. »Trotzdem – anders ergibt es keinen Sinn für mich.«
    Joe fuhr langsam die 3rd Street hinauf, um die Einfahrt nicht zu

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