Shutdown
registriert.«
»Gut«, murmelte er ohne Begeisterung. Er besprach sich kurz über Funk mit dem Leiter des SWAT Teams, bevor er den Einsatzbefehl gab: »Wir gehen rein.«
Er und Joe beobachteten, wie die Spezialisten ausschwärmten, die zwei Seiteneingänge sicherten, das Fronttor aufbrachen und eindrangen. Die ganze Aktion dauerte nur wenige Sekunden. Schlag auf Schlag folgten die Meldungen im Kopfhörer:
»Eins gesichert – zwei gesichert ... Erdgeschoss sicher ...«
Die Männer sprachen ruhig, fast unbeteiligt, wie Makler, die den Grundriss des Hauses beschreiben. Nur einmal hörten sie einen lauten, scharfen Wortwechsel, dann kehrte wieder Ruhe ein. Keine zehn Minuten nach dem Einsatzbefehl gab der Teamleiter das Ende der Aktion bekannt:
»Gebäude sauber, Räume leer. Zwei Verdächtige vorläufig festgenommen. Keine Verletzten.«
Sie stiegen aus, um sich die magere Beute anzusehen. Nathan hatte noch keine zwei Schritte getan, als er überrascht stehenblieb. Von Berkeley her näherte sich in hohem Tempo ein weißer Van mit einem Schriftzug, den er von Weitem schon an Farbe und Form erkannte: TNN – News you can trust .
»Officer, schaffen Sie uns bitte diese Hyänen vom Hals«, sagte er mit unterdrückter Wut zum Beamten des RPD.
Joe schüttelte ungläubig den Kopf. »Woher wissen die ...«
»Gute Frage, sehr gute Frage, Joe.«
Entweder gab es einen Informanten im Polizeiapparat oder sie brauchten neue Funkgeräte. Er befürchtete das Erste.
»Schweinerei«, murmelte er, während sie auf die beiden Verdächtigen zugingen.
Es waren zwei ältere Männer, Obdachlose allem Anschein nach. Sie stanken gotterbärmlich nach Alkohol und Schweiß. Der Gestank des Lebens, eine Wohltat nach dem Leichengeruch. Die verängstigten Männer begannen erst zu reden, nachdem er die andern Beamten weggeschickt hatte. Sie benutzten die obere Etage des Gebäudes seit Monaten als Unterschlupf, kümmerten sich nicht darum, was im Erdgeschoss unter ihnen vor sich ging. Sie berichteten von ›Nike‹-Typen, die eine Zeitlang ein- und ausgingen. Junge Männer und Frauen, die in Villenviertel mit Swimmingpools, aber nicht in diese Gegend passten. Freundliche Leute, die sie in Ruhe ließen.
»Können Sie sie beschreiben?«
Die ratlosen Blicke passten zu den Antworten. Eine Fahndung nach allen netten jungen Leuten mit teuren Turnschuhen. Gute Nacht.
»Haben Sie gesehen, wie sie hierher gekommen sind?«
Autos und Motorräder aller Farben und Marken. Es war sinnlos. Er beendete die Befragung.
»Was jetzt, sind wir verhaftet?«, fragte der eine.
Nathan schüttelte lächelnd den Kopf. »Sie können gehen. Danke für Ihre Hilfe. Warten Sie bitte draußen, bis unsere Leute ihre Arbeit gemacht haben.«
Joe kam mit einer Miene auf ihn zu, als hätte er seinen USB-Stick verschluckt. »War wohl ein Schlag ins Wasser«, knurrte er.
»Wäre auch allzu schön gewesen. Bleibt zu hoffen, dass die Spurensicherung etwas Brauchbares findet.«
Beide starrten eine Weile schweigend vor sich hin, bis Joe aussprach, was ohnehin klar war:
»Klinken putzen.«
»Klinken putzen«, wiederholte Nathan nachdenklich.
Vielleicht hatte jemand in der Nachbarschaft besser beobachtet als die beiden Alten. Und es gab immer noch Wards Scheck, den noch niemand eingelöst hatte.
Oakland, Kalifornien
Vielleicht hätte sie doch auf Jezzus hören sollen, dachte Jen auf dem Weg zu Oaklands Stadtteil, den die Bewohner ›Killing Zone‹ nannten. Die Lage müsste sich erst beruhigen, glaubte er. In einer Woche oder zwei könnten sie den Scheck immer noch einlösen. Sie war als Einzige der Truppe anderer Ansicht. Erstens brauchten sie das Geld jetzt, und zweitens musste man nur für fünf Minuten das Radio oder den Fernseher einschalten, um zu erfahren, dass sich die missliche Lage keineswegs entspannte. Im Gegenteil: Die Medien schaukelten sich gegenseitig hoch. Die Hetze nach den Hackern nahm groteske Ausmaße an. Internet Cafés blieben geschlossen. Niemand traute sich mehr mit Laptop oder Tablet auf die Straße. Sie hatte Leute beobachtet, die sich in Hauseingängen verkrochen, um zu telefonieren. Die Gratisblätter, die neuerdings überall herumlagen, seit die Straßen nicht mehr gereinigt wurden, publizierten Listen von Schulen, die es wagten, immer noch Computerkurse anzubieten, solang der Diesel für den Generator reichte. Wer die Technologie des einundzwanzigsten Jahrhunderts nutzen wollte, musste auswandern, hatte sie den andern gesagt. Sie
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