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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Oberkörper. Anschließend nahm er seine Jacke vom Tisch.
    »Darf ich?«
    Cawley schaute auf. »Ja, sicher. Bitte.«
    Teddy zog die Jacke an und setzte sich.
    Cawley schrieb weiter, der Stift kratzte übers Papier. »Wie schwer haben Sie die Wärter verletzt?«
    »Nicht besonders schwer«, erwiderte Teddy.
    Cawley nickte, legte den Stift ins Notizbuch und griff zum Feldtelefon. Er drehte an der Kurbel, um Strom zu erzeugen. Dann nahm er den Hörer aus dem Gehäuse, stellte den Schalter auf Senden und sprach in die Muschel. »Ja, er ist hier. Dr. Sheehan soll erst einen Blick auf Ihre Leute werfen, dann schicken Sie ihn hoch.«
    Cawley legte auf.
    »Aha, der geheimnisvolle Dr. Sheehan«, sagte Teddy.
    Cawley hob vielsagend die Augenbrauen.
    »Ich rate mal: Er ist heute Morgen mit der Fähre gekommen.«
    Cawley schüttelte den Kopf. »Er war die ganze Zeit auf der Insel.«
    »Und ich seh den Wald vor lauter Bäumen nicht, wie?«, bemerkte Teddy.
    Cawley streckte die Hände aus und zuckte leicht mit den Schultern. »Er ist ein hervorragender Psychiater. Jung, aber äußerst vielversprechend. Wir haben uns das zusammen ausgedacht, er und ich.«
    In Teddys linkem Ohr begann es zu pochen. »Und wie läuft’s bislang für Sie?«
    Cawley hob ein Blatt des Notizbuchs an, warf einen flüchtigen Blick auf das darunter und ließ das obere wieder fallen. »Nicht so gut. Meine Hoffnungen waren zu hoch gesteckt.«
    Er schaute Teddy mit dem Blick an, den er am zweiten Morgen auf der Treppe und bei der Personalbesprechung kurz vor dem Orkan aufgesetzt hatte, und diese Miene passte so gar nicht zum Gesicht des Mannes, passte nicht zur Insel, zum Leuchtturm, zu dem schrecklichen Spiel, das hier gespielt wurde.
    Mitleid.
    Wenn Teddy es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er geschworen, es sei Mitleid.
    Er sah zur Seite, schaute sich in dem kleinen Raum um, musterte die Laken an den Wänden. »So sieht’s hier also aus?«
    »So sieht’s hier aus«, bestätigte Cawley. »Im berühmten Leuchtturm. Dem Heiligen Gral. Die große Wahrheit, die Sie gesucht haben. Erfüllt er Ihre Erwartungen oder übertrifft er sie sogar?«
    »Ich habe den Keller noch nicht gesehen.«
    »Es gibt hier keinen Keller. Dies ist ein Leuchtturm.«
    Teddy betrachtete sein Notizbuch auf dem Tisch.
    »Das sind Ihre Notizen zum Fall, ja«, sagte Cawley. »Sie lagen zusammen mit Ihrer Jacke im Wald in der Nähe meines Hauses. Sie haben mein Auto in die Luft gejagt.«
    Teddy zuckte mit den Schultern. »Tut mir Leid.«
    »Ich habe das Auto geliebt.«
    »Stimmt, den Eindruck hatte ich auch.«
    »Ich weiß noch, wie ich den Wagen im Frühjahr ’47 in der Ausstellungshalle ausgesucht habe und dachte: Gut, John, der Fall ist abgehakt. Die nächsten fünfzehn Jahre brauchst du kein Auto mehr kaufen gehen.« Er seufzte. »Es hat mir so viel Spaß gemacht, den Fall abzuhaken.«
    Teddy hob die Hände. »Ich entschuldige mich nochmals.«
    Cawley schüttelte den Kopf. »Haben Sie auch nur eine Sekunde lang geglaubt, dass wir Sie auf die Fähre lassen würden? Selbst wenn Sie als Ablenkungsmanöver die ganze Insel in die Luft gejagt hätten, was glauben Sie, was passiert wäre?«
    Teddy zuckte mit den Schultern.
    »Sie sind allein«, sagte Cawley, »und alle Menschen auf dieser Insel hatten heute Morgen nur eine Aufgabe: Sie nicht zur Fähre kommen zu lassen. Mir will Ihre Logik einfach nicht einleuchten.«
    »Es war die einzige Möglichkeit«, entgegnete Teddy. »Ich musste es versuchen.«
    Verwirrt sah Cawley ihn an und murmelte: »Mensch, ich hab das Auto so geliebt«. Dann sah er auf seinen Schoß hinab.
    »Haben Sie Wasser?«, fragte Teddy.
    Kurz wog Cawley die Frage ab, dann drehte er sich mit dem Stuhl um. Auf der Fensterbank hinter ihm standen zwei Gläser und ein Krug. Er goss Wasser ein und reichte Teddy ein Glas über den Tisch.
    Teddy leerte es in einem Schluck.
    »Trockener Mund, was?«, fragte Cawley. »Und egal wie viel Sie trinken, es wird nicht besser?« Er schob den Krug über den Tisch. Teddy goss sich nach. »Zitternde Hände. Das wird noch ziemlich schlimm. Was machen die Kopfschmerzen?«
    Kaum hatte er gefragt, spürte Teddy einen heißen, bohrenden Schmerz hinter dem linken Auge, der sich bis hoch zur Schläfe zog, dann zur Schädeldecke und an der anderen Seite hinunter bis in den Kiefer fuhr.
    »Nicht viel«, sagte er.
    »Wird noch schlimmer.«
    Teddy trank etwas. »Weiß ich. Hat mir die Ärztin gesagt.«
    Lächelnd lehnte sich Cawley zurück und

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