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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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sind!«
    »Nein!« Teddy drückte die Handballen gegen die Augen. Er wusste nicht, ob er klarer sehen oder das Licht verschwinden lassen wollte.
    »Nein, das sind nicht dieselben Buchstaben? Oder nein, Sie wollen nicht, dass es dieselben Buchstaben sind?«
    »Das kann nicht sein.«
    »Es ist aber so. Öffnen Sie die Augen. Sehen Sie her!«
    Teddy öffnete die Augen, schüttelte aber weiter den Kopf. Die Buchstaben tanzten hin und her.
    Cawley schlug mit dem Handrücken gegen die untere Zeile. »Dann versuchen Sie’s hiermit. Dolores Chanal und Rachel Solando. Jeweils dreizehn Buchstaben. Möchten Sie mir sagen, was die beiden gemeinsam haben?«
    Teddy wusste, was er sah, und gleichzeitig wusste er, dass es nicht möglich war.
    »Nein? Können Sie das auch nicht begreifen?«
    »Es kann nicht sein.«
    »Aber es ist so«, sagte Cawley. »Wieder dieselben Buchstaben. Anagramme. Sie sind gekommen, um die Wahrheit zu erfahren? Das hier ist die Wahrheit, Andrew.«
    »Teddy«, sagte Teddy.
    Cawley sah auf ihn hinab, wieder bekam er diesen eigenartigen, mitleidigen Blick.
    »Sie heißen Andrew Laeddis«, sagte Cawley. »Der 67. Patient dieses Krankenhauses, das sind Sie, Andrew.«

22
    »SCHWACHSINN!«
    Teddy schrie es heraus. Der Schrei fuhr ihm quer durch den Kopf.
    »Sie heißen Andrew Laeddis«, wiederholte Cawley. »Vor zweiundzwanzig Monaten wurden Sie auf gerichtliche Verfügung hier eingeliefert.«
    Teddy winkte ab. »So tief könnt doch nicht mal ihr sinken.«
    »Sehen Sie sich die Unterlagen an! Bitte, Andrew. Sie –«
    »Nennen Sie mich nicht Andrew!«
    »– wurden hier vor zwei Jahren eingeliefert, weil Sie ein furchtbares Verbrechen begangen haben. Die Gesellschaft kann Ihnen nicht vergeben, aber ich kann es. Andrew, sehen Sie mich an!«
    Teddys Blick wanderte von Cawleys ausgestreckter Hand den Arm hinauf über die Brust bis zu Cawleys Gesicht. Jetzt flossen die Augen des Mannes fast über vor geheucheltem Mitleid und aufgesetztem Anstand.
    »Ich heiße Edward Daniels.«
    »Nein.« Erschöpft, fast resigniert schüttelte Cawley den Kopf. »Sie heißen Andrew Laeddis. Sie haben eine schreckliche Tat begangen und können sie sich nicht verzeihen. Deshalb sind Sie in die Rolle eines anderen geschlüpft. Sie haben eine dichte, komplexe Geschichte gewoben, in der Sie der Held sind, Andrew. Sie reden sich ein, Sie seien noch immer Marshal und mit der Untersuchung eines Falls beauftragt. Sie glauben, Sie hätten eine Verschwörung aufgedeckt. Deshalb untermauern all unsere Beteuerungen des Gegenteils nur Ihr Hirngespinst, wir hätten uns gegen Sie verschworen. Möglicherweise könnten wir es dabei belassen, könnten Sie in Ihrer Fantasiewelt leben lassen. Mir wäre es Recht. Wenn Sie keine Gefahr darstellen würden, wäre mir das sehr Recht. Aber Sie sind gewalttätig, äußerst gewalttätig. Und durch Ihre militärische und polizeiliche Ausbildung sind Sie auch noch ein Profi. Sie sind der gefährlichste Patient hier. Wir werden nicht mit Ihnen fertig. Wir haben beschlossen … sehen Sie mich an!«
    Teddy schaute auf. Cawley beugte sich über den Tisch, seine Augen flehten.
    »Wir haben beschlossen, wenn wir Sie jetzt nicht von Ihren Wahnvorstellungen abbringen können – in diesem Moment –, dann werden wir bleibende Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Sie niemals wieder jemanden verletzen können. Verstehen Sie, was ich sage?«
    Einen Augenblick lang – eine Zehntelsekunde lang – hätte Teddy ihm beinahe geglaubt.
    Dann grinste er.
    »Eine schöne Geschichte haben Sie sich da ausgedacht, Doktor. Wer ist der Böse? Sheehan?« Teddy sah sich kurz zur Tür um. »Er ist langsam fällig, finde ich.«
    »Sehen Sie mich an!«, sagte Cawley. »Sehen Sie mir in die Augen!«
    Teddy gehorchte. Vor Schlafmangel hatte Cawley rote, wässrige Augen. Aber da war noch etwas. Nur was? Teddy hielt Cawleys Blick stand, analysierte ihn. Dann wusste er es: Unter anderen Umständen hätte er geschworen, Cawley habe ein gebrochenes Herz.
    »Hören Sie«, sagte Cawley, »Sie haben nur noch mich. Ich bin der einzige, der je für Sie eingetreten ist. Ich höre mir diese Geschichte jetzt seit zwei Jahren an. Ich kenne jede Kleinigkeit, jedes Detail: die Codes, der vermisste Kollege, der Sturm, die Frau in der Höhle, die bösen Experimente im Leuchtturm. Ich kenne Noyce und den fiktiven Senator Hurly. Ich weiß, dass Sie ständig von Dolores träumen, dass ihr Bauch tropft und sie völlig durchnässt ist. Ich kenne die

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