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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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umgebracht. Und jetzt hatte Teddy eine Waffe.
     
    Beim nächsten Wärter, der vor dem Zaun stand, machte er von ihr Gebrauch. Er entwaffnete ihn, ein Junge, ein Kind noch, und der Wärter fragte: »Werden Sie mich töten?«
    »Mensch, Junge, nein«, sagte Teddy und stieß ihm den Gewehrkolben gegen die Schläfe.
     
    Hinter dem Zaun stand eine Schlafbarracke. Teddy durchsuchte sie, fand Feldbetten und Tittenhefte, eine Kanne alten Kaffee und zwei Wärteruniformen an einem Haken an der Tür.
    Er verließ die Hütte, ging auf den Leuchtturm zu und stieß die Tür mit dem Gewehr auf. Das Erdgeschoss war lediglich ein modriger Raum aus Beton, leer, abgesehen vom Schimmel an der Außenmauer und einer Wendeltreppe aus demselben Stein wie die Wände.
    Teddy stieg nach oben in den ersten Stock, der Raum war genauso leer wie das Erdgeschoss. Da wusste er, dass es einen Keller geben musste, ein ausgedehntes Gewölbe, das möglicherweise über Gänge mit dem Krankenhaus verbunden war, denn bisher war dies hier, nun ja, lediglich ein Leuchtturm.
    Über ihm kratzte etwas. Er ging zur Treppe und stieg noch ein Stockwerk höher. Vor einer schweren Eisentür blieb er stehen. Mit dem Gewehrlauf drückte er dagegen, wobei sie etwas nachgab.
    Wieder das kratzende Geräusch, dazu der Geruch von Zigarettenqualm. Teddy hörte den Ozean und spürte den Wind. Wenn der Direktor so schlau gewesen war, Wärter hinter dieser Tür zu postieren, dann war Teddy tot, sobald er sie aufdrückte.
    Lauf fort , mein Schatz .
    Ich kann nicht.
    Warum nicht?
    Weil alles auf diesen Moment hinausläuft.
    Was?
    Alles. Jede Kleinigkeit.
    Das verstehe ich nicht .
    Du. Ich. Laeddis. Chuck. Noyce, das arme Schwein. Es läuft alles auf das hier hinaus. Entweder ist jetzt Schluss damit, oder es ist Schluss mit mir.
    Es waren seine Hände . Chucks Hände . Ist dir das nicht aufgefallen?
    Nein. Was?
    Seine Hände , Teddy . Sie passten nicht zu ihm .
    Teddy wusste, was sie meinte. Irgendetwas an Chucks Händen war wichtig, aber nicht so wichtig, als dass er auf dieser Wendeltreppe noch länger darüber nachgrübeln konnte.
    Mein Schatz, ich muss jetzt durch diese Tür hier.
    Gut . Sei vorsichtig !
    Teddy kauerte sich links neben den Rahmen. Den Gewehrkolben gegen die Brust gedrückt, stützte er sich mit der rechten Hand auf dem Boden ab und trat mit dem linken Fuß gegen die Tür. Sie schwang auf, Teddy ließ sich aufs Knie fallen, setzte das Gewehr an und zielte.
    Auf Cawley.
    Er saß an einem Tisch mit dem Rücken zu einem kleinen viereckigen Fenster, das Meer blausilbern hinter ihm. Der Geruch des Ozeans erfüllte das Zimmer, die Brise fuhr Cawley durchs Haar an den Schläfen.
    Cawley war nicht erstaunt. Er hatte keine Angst. Er tippte mit der Zigarette gegen den Aschenbecher vor sich und sagte:
    »Du bist ja ganz nass, Schatz!«

21
    AN DEN WÄNDEN hinter Cawley waren mit zerknittertem Klebeband rosafarbene Bettlaken befestigt. Auf dem Tisch vor ihm lagen Aktenordner, Teddys Notizbuch, Laeddis’ Aufnahmeformular und Teddys Jacke, daneben stand ein Feldtelefon wie von der Armee. Auf dem Stuhl in der Ecke drehten sich die Bänder eines Tonbandgeräts, ein kleines Mikrofon auf dem Gehäuse war in den Raum gerichtet. Vor Cawley lag ein schwarzes, in Leder gebundenes Notizbuch. Er schrieb etwas hinein und sagte: »Setzen Sie sich!«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe gesagt: Setzen Sie sich.«
    »Nein, davor.«
    »Sie wissen genau, was ich gesagt habe.«
    Teddy ließ das Gewehr sinken, hielt es jedoch weiterhin auf Cawley gerichtet und trat ein.
    Cawley schrieb weiter. »Es ist leer.«
    »Was?«
    »Das Gewehr. Es ist nicht geladen. Wie konnte Ihnen das entgehen, wo Sie doch so viel Erfahrung mit Waffen haben?«
    Teddy zog den Verschluss zurück und sah in die Kammer. Sie war leer. Um sicherzugehen, zielte er auf die Wand links von sich und drückte ab, doch war nichts weiter zu vernehmen als das metallische Klicken des Hahns.
    »Stellen Sie es einfach in die Ecke«, sagte Cawley.
    Teddy legte das Gewehr auf den Boden, zog den Stuhl unter dem Tisch hervor, setzte sich aber nicht.
    »Was ist hinter den Bettlaken?«
    »Dazu kommen wir noch. Setzen Sie sich. Entspannen Sie sich! Hier.« Cawley griff unter sich und holte ein dickes Handtuch hervor, das er Teddy über den Tisch zuwarf. »Trocknen Sie sich erst mal ab. Sie erkälten sich noch.«
    Teddy rubbelte sich übers Haar und zog das Hemd aus. Er knüllte es zusammen, warf es in die Ecke und frottierte seinen

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