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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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man einen vorhersagen, Andrew. Insbesondere auf einer Insel.«
    Teddy schüttelte den Kopf. Er grinste noch immer, auch wenn das Grinsen allmählich an Strahlkraft einbüßte, auch wenn er wahrscheinlich dümmlich und verletzlich aussah. »Ihr gebt einfach nicht auf.«
    »Ein Orkan war unerlässlich für Ihre Geschichte«, erklärte Cawley. »Wir haben lange gewartet.«
    »Alles gelogen«, sagte Teddy.
    »Gelogen? Dann erklären Sie mir die Anagramme. Erklären Sie, warum die Kinder auf den Fotos – Kinder, die Sie nie gesehen haben können, wenn es die von Rachel Solando sind – mit den Kindern in Ihren Träumen identisch sind. Erklären Sie mir, Andrew, warum ich zu Ihnen sagen konnte, als Sie durch diese Tür kamen: ›Du bist ja ganz nass, Schatz‹. Glauben Sie, ich kann Gedanken lesen?«
    »Nein«, entgegnete Teddy. »Ich glaube, dass ich ganz nass war.«
    Einen Augenblick lang sah Cawley aus, als würde er explodieren. Dann atmete er tief durch, faltete die Hände und beugte sich vor. »Ihr Revolver ist mit Wasser gefüllt. Ihre Codes? Die Codes sagen doch alles, Andrew. Sie veräppeln sich selbst. Sehen Sie sich die Rätsel in Ihrem Notizbuch an. Das letzte. Sehen Sie sich die Botschaft an. Acht Buchstaben. Drei Zeilen. Die zu knacken müsste für Sie doch ein Kinderspiel sein. Los, sehen Sie nach!«
    Teddy schaute auf das Blatt:
     
    20(T) – 5(E) – 4(D) – 19(S) – 2(B) – 18(R) – 21(U) – 9(I)
     
    »Uns läuft die Zeit weg«, sagte Lester Sheehan. »Sie müssen wissen, dass alles im Umschwung begriffen ist. In der Psychiatrie. Hier herrscht seit einiger Zeit Krieg, und wir sind die Verlierer.«
     
    T – E – D – S – B – R – U – I
     
    »Und?«, sagte Teddy geistesabwesend. »Wer ist wir?«
    »Menschen«, sagte Cawley, »die nicht glauben, dass man dem Gehirn mit Eispickeln durch die Nase oder mit hohen Dosen gefährlicher Medikamente weiterhilft, sondern dass man nur durch ehrliche Selbsteinschätzung vorwärts kommt.«
    »Durch ehrliche Selbsteinschätzung«, wiederholte Teddy. »Ach, das klingt ja nett.«
    Drei Zeilen, hatte Cawley gesagt.
    »Hören Sie mir zu«, sagte Sheehan. »Wenn wir das hier nicht schaffen, haben wir verloren. Nicht nur bei Ihnen. Im Moment haben die Chirurgen die Oberhand, aber das wird sich schnell ändern. Die Pharmazeuten werden an die Macht kommen, und bei denen wird’s nicht weniger barbarisch. Es sieht nur nicht so schlimm aus. Man wird weiterhin zombiähnliche Wesen verwahren, nur wird die Fassade der Öffentlichkeit genehmer sein. Hier, bei uns, hängt jetzt alles an Ihnen, Andrew.«
    »Ich heiße Teddy. Teddy Daniels.«
    Die erste Zeile lautete wahrscheinlich »DU«.
    »Naehring hat einen OP auf Ihren Namen reserviert, Andrew.«
    Teddy schaute auf.
    Cawley nickte. »Wir hatten vier Tage Zeit. Wenn wir es nicht schaffen, werden Sie operiert.«
    »Woran operiert?«
    Cawley schaute Sheehan an. Der musterte seine Zigarette.
    »Woran werde ich operiert?«, wiederholte Teddy.
    Cawley wollte antworten, aber Sheehan kam ihm mit erschöpfter Stimme zuvor: »Es wird eine transorbitale Lobotomie vorgenommen.«
    Teddy blinzelte und schaute wieder auf das Blatt, das zweite Wort hieß »BIST«.
    »Genau wie bei Noyce«, sagte er. »Wahrscheinlich wollen Sie mir noch erzählen, dass er auch nicht hier ist.«
    »Noyce ist hier«, gab Cawley zu. »Und vieles von der Geschichte, die Sie Dr. Sheehan erzählt haben, trifft zu, Andrew. Aber er ist nie nach Boston zurückgekehrt. Sie haben ihn nie im Gefängnis getroffen. Er ist seit August 1950 hier. Er war so weit, dass er von Station C auf Station A verlegt werden konnte. Aber dann wurde er von Ihnen angegriffen.«
    Teddy schaute von den letzten beiden Buchstaben auf. »Was habe ich?«
    »Sie haben ihn angegriffen. Vor zwei Wochen. Sie haben ihn fast umgebracht.«
    »Warum sollte ich so was tun?«
    Cawley warf Sheehan einen Blick zu.
    »Weil er Sie Laeddis genannt hat«, erklärte Sheehan.
    »Nein, hat er nicht. Ich hab gestern mit ihm gesprochen, und er –«
    »Was hat er?«
    »Auf jeden Fall hat er mich nicht Laeddis genannt, so viel ist sicher.«
    »Nein?« Cawley schlug sein Notizbuch auf. »Ich habe hier eine Mitschrift Ihres Gesprächs. Die Bänder sind in meinem Büro, aber fürs erste reicht ja das Protokoll. Sagen Sie mir, ob Ihnen das bekannt vorkommt.« Cawley rückte die Brille zurecht, beugte sich über das Blatt. »Ich zitiere: ›Es geht um dich, Laeddis. Um was anderes ist es nie gegangen. Mit

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