Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
Vom Netzwerk:
einziges Mal mit einem Psychiater gesprochen, und zwar, nachdem sie versucht hatte, sich umzubringen, und ins Krankenhaus kam. Das konnten nicht mal Sie verhindern. Man sagte Ihnen, sie sei eine Gefahr für sich selbst. Man sagte Ihnen –«
    »Wir sind niemals beim Psychiater gewesen!«
    »– sie sei eine Gefahr für die Kinder. Unzählige Male sind Sie gewarnt worden.«
    »Wir hatten keine Kinder. Wir hätten gerne welche gehabt, aber sie konnte keine Kinder bekommen.«
    O Gott! Teddys Kopf fühlte sich an, als treibe jemand mit einem Nudelholz Glassplitter hinein.
    »Kommen Sie her!«, sagte Cawley. »Kommen Sie her und lesen Sie die Namen unter den Tatortfotos. Es wird Sie interessieren festzustellen –«
    »Die kann man fälschen. Die kann sich jeder ausdenken.«
    »Sie flüchten sich in Ihre Fantasiewelt. Unablässig. Sie können es einfach nicht lassen, Andrew. Sie haben mir von den Kindern erzählt. Haben Sie in letzter Zeit wieder von den zwei Jungen und dem kleinen Mädchen geträumt? Hm? Hat das kleine Mädchen Sie zu Ihrem Grabstein geführt? Sie sind ein schlechter Seemann, Andrew. Wissen Sie, was das bedeutet? Es bedeutet, dass Sie ein schlechter Vater sind. Sie haben Ihre Kinder nicht übers Meer gelotst, Andrew. Sie haben sie nicht gerettet. Möchten Sie über die Holzstämme sprechen? Hm? Kommen Sie her und sehen Sie sich die toten Kinder an! Und dann sagen Sie mir, dass es nicht die Kinder aus Ihren Träumen sind.«
    »Schwachsinn!«
    »Dann sehen Sie sich das an! Kommen Sie her und schauen Sie.«
    »Sie flößen mir Drogen ein, Sie bringen meinen Kollegen um, Sie sagen, ich hätte nie existiert. Sie werden mich hier einschließen, weil ich weiß, was Sie im Schilde führen. Ich weiß Bescheid über Ihre Experimente. Ich weiß, was Sie den Schizophrenen verabreichen, ich weiß von Ihrem großzügigen Umgang mit der Lobotomie, von Ihrer völligen Missachtung des Nürnberger Codes. Ich bin Ihnen auf den Fersen, Doktor.«
    »Ach, ja?« Cawley lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme. »Dann klären Sie mich bitte auf. Sie haben sich in den vergangenen vier Tagen hier umgesehen. Sie hatten Zugang zu jedem Winkel. Wo sind denn unsere Naziärzte? Wo sind unsere gruseligen Operationssäle?«
    Cawley ging zum Tisch und schaute kurz in seinen Aufzeichnungen nach: »Glauben Sie immer noch, dass wir die Patienten einer Gehirnwäsche unterziehen, Andrew? Dass wir seit Jahrzehnten Experimente durchführen, um was zu erschaffen, wie haben Sie sich noch gleich ausgedrückt? Ah, ja, eine Geisterarmee? Mörder?« Cawley schmunzelte. »Ich meine, eines muss ich Ihnen lassen, Andrew, auch wenn momentan die Paranoia richtiggehend um sich greift – Ihre Geschichten schießen den Vogel ab.«
    Mit zitterndem Finger zeigte Teddy auf den Arzt. »In dieser Anstalt wird mit Patienten experimentiert. Sie vertreten radikale Ansätze –«
    »Ja, das stimmt.«
    »Sie nehmen nur die gefährlichsten Patienten.«
    »Stimmt auch. Mit einem Zusatz – die gefährlichsten und die wahnhaftesten.«
    »Und Sie …«
    »Ja, bitte?«
    »Sie führen Experimente durch.«
    »Ja!« Cawley klatschte in die Hände und verbeugte sich. »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    »Chirurgische Experimente.«
    Cawley hob einen Finger. »Ähm, nein. Das nicht. Wir experimentieren nicht chirurgisch. Schneiden ist unser letzter Ausweg, und der letzte Ausweg wird immer nur gegen meinen wortmächtigsten Einspruch genommen. Dennoch: Ich bin nur ein Einzelner, und nicht mal ich kann jahrzehntealte Behandlungsmethoden über Nacht ändern.«
    »Sie lügen.«
    Cawley seufzte. »Beweisen Sie mir, dass Ihre Theorie stichhaltig ist. Ein einziger Beweis würde mir genügen.«
    Teddy schwieg.
    »Und auf alle Beweise, die ich vorgelegt habe, sind Sie einfach nicht eingegangen.«
    »Weil es überhaupt keine Beweise sind. Das ist alles fingiert.«
    Cawley drückte die Hände gegeneinander und hob sie an die Lippen, als bete er.
    »Lassen Sie mich runter von der Insel«, sagte Teddy. »Als von der Bundesregierung ernannter Polizeibeamter fordere ich Sie auf, mich gehen zu lassen.«
    Kurz schloss Cawley die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren sie klarer und härter. »Na gut, na gut. Ich gebe mich geschlagen, Marshal. Hier, ich will es Ihnen leicht machen.«
    Er nahm eine Schatulle aus weichem Leder vom Boden, löste die Schnallen, schlug sie auf und warf Teddys Revolver auf den Tisch.
    »Das ist Ihre Dienstwaffe, nicht wahr?«
    Teddy starrte sie

Weitere Kostenlose Bücher