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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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die aus Korea zurückkommen? Die wissen bis heute nicht, was sie da sollten. Wir haben damals Hitler aufgehalten. Wir haben Millionen Menschen gerettet. Stimmt’s? Wir haben wenigstens was getan, Teddy.«
    »Stimmt«, gab Teddy zu. »Manchmal reicht das.«
    »Muss es, oder?«
    In dem Moment flog ein kompletter Baum kopfüber an der Tür vorbei, die Wurzeln ragten in die Luft wie Hörner.
    »Hast du das gesehen?«
    »Ja. Der wacht irgendwann mitten im Meer auf und sagt: Moment, hier stimmt was nicht.«
    »Ich war doch eben noch da hinten auf der Insel.«
    »Jahrelang hab ich mich abgemüht, bis der Hügel so aussah, wie ich ihn haben wollte.«
    Leise lachten sie im Dunkeln vor sich hin und schauten der wie im Fiebertraum wütenden Insel zu.
    »Jetzt mal ehrlich: Was weißt du wirklich über diese Insel, Chef?«
    Teddy zuckte mit den Schultern. »Ein bisschen. Aber nicht annähernd genug. Trotzdem reicht es schon, um Angst zu bekommen.«
    »Na, toll. Du hast Angst. Was soll dann ein normal Sterblicher haben?«
    Teddy grinste. »Panik?«
    »Aha. Dann geh davon aus, dass ich Panik bekomme.«
    »Bekannt ist, dass es sich bei Ashecliffe um eine Forschungseinrichtung handelt. Wie ich schon sagte: experimentelle Behandlungsmethoden. Ein Teil des Geldes kommt vom Staat und von der Bundesbehörde für den Strafvollzug, aber der größte Teil stammt aus einem Fonds, der ’51 vom Ausschuss für unamerikanische Aktivitäten eingerichtet wurde.«
    »Oh, klasse«, sage Chuck. »Wir bekämpfen die Kommunisten von einer Insel im Hafen von Boston aus. Wie macht man denn so was?«
    »Ich vermute, dass hier mit dem Gehirn experimentiert wird. Die Ergebnisse werden schriftlich festgehalten und gehen eventuell an Cawleys alte Kumpel vom OSS, jetzt CIA. Keine Ahnung. Schon mal was von Phencyclidin gehört?«
    Chuck schüttelte den Kopf.
    »LSD? Meskalin?«
    »Beides negativ.«
    »Das sind Halluzinogene«, erklärte Teddy. »Also Drogen, die Halluzinationen hervorrufen.«
    »Aha.«
    »Selbst bei kleinsten Dosen würden völlig gesunde Menschen wie du und ich Erscheinungen haben.«
    »Zum Beispiel Bäume, die kopfüber an der Tür vorbeifliegen?«
    »Ah, das ist der Haken an der Sache: Wenn es beide sehen, ist es keine Halluzination. Jeder sieht unter dem Einfluss was anderes. Sagen wir, du würdest an dir runtergucken und plötzlich wären deine Arme Kobras, die sich aufrichten, das Maul aufreißen und deinen Kopf verschlingen wollen.«
    »Dann würde ich sagen, dass ich einen verdammt schlechten Tag erwischt habe.«
    »Oder wenn die Regentropfen zu Flammen würden? Wenn sich ein Busch in einen angreifenden Tiger verwandelte?«
    »Ein noch schlechterer Tag. Wäre ich besser gar nicht aufgestanden. Aber, hey, du sagst, eine Droge kann dir vormachen, dass so was wirklich passiert?«
    »Das kann sie nicht nur. Sie tut es. Mit der richtigen Dosis halluziniert man auf jeden Fall.«
    »Unglaublich.«
    »Ja. Die Wirkung dieser Drogen ist angeblich identisch mit dem Zustand eines schwer Schizophrenen. Wie hieß der Typ noch mal? Ken, der die Erkältung in den Füßen hat. Der glaubt das wirklich. Leonora Grant, die hat nicht mit dir gesprochen, sondern mit Douglas Fairbanks.«
    »Und mit Charlie Chaplin, vergiss das nicht!«
    »Ich würde ihn ja nachmachen, aber ich weiß nicht, wie er spricht.«
    »Hey, nicht schlecht, Chef. Du kannst mit mir zusammen auftreten.«
    »Es gibt dokumentierte Fälle von Schizophrenen, die ihr eigenes Gesicht zerkratzt haben, weil sie glaubten, ihre Hände gehörten nicht zu ihnen, wären Tiere oder so. Sie sehen Dinge, die nicht vorhanden sind, hören Stimmen, die kein anderer hört, springen von völlig intakten Dächern, weil sie glauben, das Haus stände in Flammen und so weiter und so fort. Halluzinogene erzeugen ähnliche Wahnvorstellungen.«
    Chuck zeigte mit dem Finger auf Teddy. »Jetzt hast du dich viel hochgestochener ausgedrückt als sonst.«
    »Was soll ich dazu sagen?«, erwiderte Teddy. »Ich hab mich ein bisschen schlau gemacht. Chuck, was glaubst du, würde passieren, wenn man Menschen mit starker Schizophrenie Halluzinogene verabreichen würde?«
    »So was würde doch keiner machen.«
    »Und ob das gemacht wird, und es ist gesetzlich erlaubt. Schizophrenie gibt es nur bei Menschen. Bei Ratten, Kaninchen oder Kühen kommt so was nicht vor. Wie also soll man ein Medikament dagegen testen?«
    »An Menschen?«
    »Dieser Mann hat eine Zigarre verdient.«
    »Aber eine richtige Zigarre, nicht so eine von

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