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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Freud, ja?«
    »Wie du willst«, entgegnete Teddy.
    Chuck stand auf, stützte die Hände auf die Betonplatte und sah nach draußen in den Sturm. »Sie geben den Schizophrenen also Drogen, die sie noch schizophrener machen?«
    »Nur einer bestimmten Testgruppe.«
    »Und den anderen?«
    »Patienten ohne Schizophrenie bekommen Halluzinogene, um zu sehen, wie ihr Gehirn darauf reagiert.«
    »Blödsinn.«
    »Das ist alles nachzulesen, Junge. Geh mal auf einen Psychiaterkongress. Ich hab einen erlebt.«
    »Aber du hast gesagt, es wäre gesetzlich erlaubt.«
    »Ist es auch«, sagte Teddy. »Eugenik war auch nicht verboten.«
    »Aber wenn es legal ist, können wir nichts dagegen tun.«
    Teddy lehnte sich gegen den Stein. »Völlig richtig. Ich bin auch nicht hier, um Leute zu verhaften. Ich soll Informationen sammeln. Mehr nicht.«
    »Warte mal kurz – du sollst? Mensch, Teddy, was hat das hier für Dimensionen?«
    Teddy seufzte. »Große.«
    »Noch mal von Anfang an.« Chuck hob die Hand. »Von Null. Wie bist du an die Sache geraten?«
    »Alles begann mit Laeddis. Vor einem Jahr«, erklärte Teddy. »Ich bin unter dem Vorwand nach Shattuck gefahren, ihn zu befragen. Hab mir eine Geschichte aus den Fingern gesaugt, ein Komplize von ihm würde per landesweitem Haftbefehl gesucht und ich wäre der Meinung, Laeddis könnte mir was über seinen Aufenthaltsort verraten. Bloß war Laeddis nicht in Shattuck. Er war nach Ashecliffe verlegt worden. Als ich hier anrufe, behaupten sie, es gebe hier keinen Laeddis.«
    »Und?«
    »Das hat mich neugierig gemacht. Ich hab ein paar psychiatrische Anstalten angerufen. Alle kannten Ashecliffe, aber keiner wollte drüber reden. Ich hab mit dem Leiter der Renton-Klinik für kriminelle Geisteskranke gesprochen. Ich hatte ihn vorher schon ein paar Mal getroffen. Hab gefragt: ›Bobby, was soll das alles? Ashecliffe ist halb Anstalt, halb Gefängnis, genau wie dein Laden.‹ Aber er schüttelt den Kopf und sagt: ›Teddy, das ist was völlig anderes. Ashecliffe unterliegt der Geheimhaltung. Schwarze Aktenkoffer. Geh da bloß nicht hin.‹«
    »Aber du hast nicht auf ihn gehört«, sagte Chuck. »Und ich wurde dir zugeteilt und musste mit.«
    »Das war nicht so geplant«, sagte Teddy. »Mein Vorgesetzter hat gesagt, ich muss einen Kollegen mitnehmen, also hab ich einen Kollegen mitgenommen.«
    »Du hast also bloß auf einen Grund gewartet, um hier rauszufahren.«
    »Eigentlich schon«, sagte Teddy. »Scheiße, ich wusste doch nicht, ob es jemals klappen würde. Ich meine, selbst wenn ein Patient ausbricht, konnte ich nicht davon ausgehen, dass ich in dem Moment in der Stadt sein würde. Oder dass nicht jemand anders losgeschickt würde. Ach, da gab es zig Unwägbarkeiten. Ich hatte Glück.«
    »Glück? Dass ich nicht lache!«
    »Wieso?«
    »Das war kein Glück, Chef. So zuverlässig ist es auch wieder nicht. So glatt läuft es nicht im Leben. Glaubst du, du wurdest zufällig mit diesem Fall beauftragt?«
    »Klar. Hört sich ein bisschen abwegig an, aber –«
    »Als du wegen Laeddis zum ersten Mal in Ashecliffe angerufen hast, hast du da deinen Namen genannt?«
    »Sicher.«
    »Na, dann –«
    »Chuck, das ist ein volles Jahr her.«
    »Na, und? Glaubst du, die bekommen das nicht mit? Insbesondere bei einem Patienten, den es angeblich nicht gibt?«
    »Noch mal: Das ist zwölf Monate her.«
    »Mensch, Teddy.« Chuck senkte die Stimme, legte die Hände auf die Betonplatte und atmete tief durch. »Nehmen wir mal an, hier laufen krumme Sachen. Was ist, wenn sie schon hinter dir her waren, bevor du zum ersten Mal einen Fuß auf die Insel gesetzt hast? Was ist, wenn sie dich hergelockt haben?«
    »Ach, völliger Quatsch.«
    »Quatsch? Wo ist Rachel Solando? Gibt es auch nur den geringsten Beweis, dass sie je existiert hat? Wir haben das Bild einer Frau und eine Akte gesehen, die jeder verfasst haben könnte.«
    »Chuck, warte. Selbst wenn Rachel gar nicht existiert, selbst wenn sie die ganze Sache hier inszenieren, hätten sie nie im Leben voraussehen können, dass ausgerechnet ich mit dem Fall beauftragt werde.«
    »Du hast Erkundigungen eingeholt, Teddy. Du hast dich über diese Anstalt informiert, hast dich umgehört. Hier steht eine Kläranlage hinter einem Elektrozaun. Eine Station ist in einer Festung untergebracht. In dieser Klinik sind keine hundert Patienten, obwohl man leichterdings dreihundert unterbringen könnte. Dieser Laden ist mir verdammt unheimlich, Teddy. Keine andere Klinik will über

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