Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
vorknöpfen würde.
Richard alias Jonathan erhob sich und ging wortlos an der Sekretärin vorbei in das nobel eingerichtete Büro des Bankiers. Kaum hatten sich die Türflügel geschlossen, da spürte er schon den Lauf einer Kanone hinten an seinen Rippen. Der massige Latino hatte den Finger am Abzug und riss ihm den Silberkoffer aus der Hand, um ihn auf den Boden zu stellen. Dann durchsuchte er mit der freien Hand die Taschen des Besuchers, nahm ihm auch noch das Handy ab. Das alles geschah binnen weniger Sekunden.
„Herzlich willkommen, Mr. Norton. Erstaunlich, dass Sie sich tatsächlich in die Höhle des Löwen wagen“, bemerkte der elegante Mann hinter dem Mahagoni-schreibtisch und legte seine Zigarre in den Aschenbecher.
„Sie … Sie kennen mich?“, stotterte Richard als Antwort und wollte einen Schritt vortreten, doch der Druck des Pistolenlaufes unter seinem linken Rippenbogen verstärkte sich.
Norton war blass geworden. Heiße und kalte Schauer liefen über seinen Rücken. Wie hatte er bloß annehmen können, dass er, der kleine Versicherungsagent, diesen mächtigen Mann bedrohen konnte? Nun war es genau umgekehrt. Und es war niemand da, der ihm zu Hilfe eilen würde. Ob die Sekretärin im Vorzimmer wohl wusste, was gerade hier vorging? Und wenn nicht, würde sie die Polizei alarmieren oder loyal zu ihrem Boss stehen? Tausend sinnlose Gedanken schossen Norton durch den Kopf.
Elias Lakehurst erhob sich hinter seinem Schreibtisch und nahm den Koffer an sich, um ihn mit einem leisen Klicken der Schnappschlösser zu öffnen. „Natürlich kenne ich Sie, Mr. Norton. Nicht, dass Nora mir etwas von Ihnen erzählt hätte. Ist es nicht schade, dass Frauen auf die Dauer weder treu noch ehrlich sein können?“, erwiderte der Bankier auf philosophische Art.
Richards Knie zitterten. Was hatte der Mann mit ihm vor? Konnte er irgendwie Zeit schinden oder war sein Tod bereits beschlossene Sache?
„Woher wussten Sie von uns?“, fragte er, um eine feste Stimme bemüht, doch er konnte ein leichtes Zittern nicht vermeiden. Ein joviales Lächeln war die Antwort.
„Ich habe meine Leute, die Sie und dieses kleine Luder eine ganze Weile beobachtet haben. Zugegeben, ich habe das kleine Katz- und Mausspiel eine Weile genossen. Aber nun ist Schluss damit!“, sagte der Banker mit einem immer noch freundlich-jovialen Ton, als er einen Blick auf den Inhalt des Koffers warf. Er nahm die 38er heraus und wog sie in der Hand.
„Nora ist kein Luder, das wissen Sie genau“, fuhr Richard hoch. „Sie ist eine wunderbare Frau und viel zu schade für Sie. Und wenn Sie es genau wissen wollen – ich liebe sie!“
Elias Lakehurst hob verwundert die Augenbrauen. Dieser Nichtsnutz wagte es, so mit ihm zu sprechen? Er wandte sich zu dem eher unscheinbaren schlanken Mann im grauen Anzug um und musterte ihn voller Verachtung. Plötzlich richtete er die 38er auf Norton. Dieser zuckte zurück.
„Und um mir das zu sagen, sind Sie hierhergekommen? Wollten Sie mir damit eine Kugel in den Kopf jagen? Erst verführen Sie meine Frau, dann ermorden Sie den Ehemann? Sie sind wohl ein echter Ladykiller, was, Mr. Norton?“ Er spie diese Worte mit genauso viel Verachtung aus, wie sein Blick den Besucher zuvor gemustert hatte. Wieder wog er die 38er abschätzend in seinen Händen und trat näher an Richard heran.
Ohne eine Antwort abzuwarten, hob Elias Lakehurst abrupt die Waffe hoch. Richard Norton kniff instinktiv die Augen zu und wollte sich wegducken. In diesem Moment schlug ihm der Banker kräftig mit dem Lauf der Pistole auf den Schädel. Richard sackte mit einem schmerzhaften Seufzer in sich zusammen.
„Dieser Wurm“, schnaubte Elias wütend, warf noch einen letzten Blick auf den an der Schläfe blutenden, am Boden liegenden Mann und wandte sich dann an den Muskelmann, der reglos auf seine Befehle wartete. „Schaff ihn weg, José, aber nicht durch das Vorzimmer! Schaffen wir ihn mit seiner Geliebten nach Vegas. Vielleicht hat Montoya ja für ihn noch Verwendung. Sonst soll er ihn in der Wüste aussetzen! Ich möchte weder Norton noch dieses Weib jemals wiedersehen“. Er wandte sich ab.
José brummte zustimmend, hob den Bewusstlosen auf und warf ihn sich wie eine leblose Puppe über seine rechte Schulter. „Warte, José!“, rief sein Boss ihn kurz zurück. Elias Lakehurst hatte einen Entschluss gefasst. „Hör zu. Ich veranlasse den Start meines Privatjets für morgen früh sieben Uhr. Gegen fünf Uhr früh bringe ich Nora mit
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