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Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)

Titel: Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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die nun nichts anderes mehr im Kopf hatte, als an allen Männern Rache zu üben. So, wie sie aussah, gelang ihr das jedesmal perfekt: rotes Haar, dunkelblaue Augen und eine Figur wie eine barocke Diva. Genau deshalb bekam sie schon seit langem keine Engagements mehr und musste sich irgendwie über Wasser halten.
    Dann waren da noch Elfriede Müller, die vom Hof ihres gewalttätigen Vaters, einem Landwirt in Mecklenburg, ausgerissen war, Rudi Hoffmann, der galante Herzens- und vorbestrafte Taschendieb, der kein Zuhause mehr kannte außer unserem Lokal, Claude Duval, ein sensibler, zerbrechlicher Franzose aus dem Baskenland und nebenbei ein verkannter Maler und ich, Marlene Schmidt, gerade mal neunzehn Jahre alt und Waise. Alle waren wir an den Rand der Gesellschaft gespült worden, planten unsere Zukunft nur noch von Tag zu Tag. Bei Musik und Champagner, in den Armen der zahlenden, mehr oder weniger angenehmen Gäste schwebten wir jeden Abend ab 20 Uhr über die riesige Tanzfläche. Über uns die kristallenen Lüster, deren goldene Lichter unsere Traurigkeit im Herzen übertünchten. Wir alle wollten viel mehr vergessen als unsere Gäste ihren Alltag! Die Hoffnungslosigkeit überdeckten wir mit Make-Up, festlicher Kleidung und einem maskenhaften Lächeln. Alles, was wir hatten, war unser gutes Aussehen.
    Aber ich möchte der Geschichte gar nicht vorgreifen, denn es ist gar nicht meine Geschichte, lieber Leser. Es ist die Geschichte von Claude Duval, meinem lieben Freund und Kollegen.
    * * *
    Zwei Tage nach dem rauschenden Silvesterball in das Jahr 1939 betraten drei schwarzgekleidete Uniformierte mit schweren Stiefeln das „Le Chalet“ und klebten überall ihre Pamphlete an. Sie kamen und gingen wieder, ohne ein Wort zu sprechen. Elfie erschienen sie wie die dunkle Vorhut einer noch viel größeren Gefahr. Als sie gegangen waren, winkte sie ihre Kollegen, die an der Theke saßen, zu sich. Dann starrten sie alle gemeinsam fassungslos auf die geschwungenen Zeilen, die wieder eine Verordnung ihres neuen Führers ankündigten:
    Von heute an durfte die Kapelle nur noch „deutsche“ Lieder spielen. Der so beliebte Swing war von einem Tag auf den anderen verboten worden.
    Rudi zündete sich nervös eine Zigarette an. „Das kann ja heiter werden“, murmelte er dabei. Elfie starrte angstvoll in die Runde. „Soll das heißen, dass wir jetzt regelmäßig kontrolliert werden?“ Sie war ein scheues, blondes Reh, das nichts so sehr fürchtete wie Autoritätspersonen. Das lag wohl an ihrem brutalen Vater, der sie nach dem Tod der Mutter zu allen Arbeiten auf dem Hof gezwungen hatte, um eine Magd einzusparen. Wenn sie ihre Arbeit nicht schaffte, setzte es Schläge. Erst im Ballroom war sie richtig aufgeblüht und genoss die Komplimente der Herren. Soviel Aufmerksamkeit wie hier hatte sie als Kind nie bekommen.
    „Möglich“, gab Rudi zu. Er sah zu jeder Tages- und Nachtzeit aus wie aus dem Ei gepellt. Immer im gepflegten Anzug, und die Fliege saß niemals schief. Das blonde Haar wurde stets streng mit Pomade gebändigt und die blauen Augen prüften listig wie ein Fuchs die Umgebung auf der Suche nach einem kleinen Profit. Er legte sehr viel Wert auf sein Äußeres und verbrachte mehr Zeit im Bad als seine weiblichen Kollegen. Das verschaffte ihm recht bald die Gunst wohlhabender Damen, die mit ihren Trinkgeldern seine Leidenschaft für Pferdewetten unterstützten.
    Der Einzige, der bislang geschwiegen hatte, war der zierliche junge Franzose. Claude Duval hatte mit vierundzwanzig Jahren geglaubt, es hier in Berlin als Künstler zu etwas bringen zu können. Doch die Galerien hatten seine Aquarelle abgelehnt. Zu depressiv, hatten sie gemeint. Aus Geldnot war er hier als Eintänzer gelandet. Heute überlegte er zum ersten Mal, ob er lieber nach Paris hätte gehen sollen. Doch er schwieg. Sein zurückgekämmtes, leicht gewelltes schwarzes Haar glänzte im goldenen Licht des Lokals und das bartlose schmale Gesicht mit den tiefbraunen Augen und den markanten Wangenknochen verzog keine Miene. Dabei sah er so knabenhaft aus, wenn er lachte. Seine Grübchen hatten schon so manches Frauenherz gebrochen. Seit die Nationalsozialisten an der Regierung waren, besaß er als Ausländer den Status einer Duldung hier in Berlin und das auch nur, weil er eine feste Anstellung hatte.
    „Ach, was soll´s, gibt doch genug schöne Lieder. Im Grunde kann es uns doch egal sein“, maulte die mondäne Lilly. Sie war ein Rasseweib, das mit

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