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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du.«
    »Ich bin keine Mörderin. Sag es, Igor … ich bin keine Mörderin …«
    »Nein, du bist keine Mörderin.«
    »Jetzt bleiben wir zusammen, ein Leben lang zusammen … Wir könnten gar nicht mehr auseinandergehen.«
    »Ich liebe dich«, sagte Igor und schloß die Augen. »Ich liebe dich … du und ich, wir sind nur noch ein Leben …«
    Und in einer Woche werden in einer riesigen Feuerwolke die Magazine zerplatzen, die Verpflegungslager, vielleicht auch die Küche, ich weiß es noch nicht … in Nowo Gorodjina wird die Panik ausbrechen, und eisiger Schrecken sich ausbreiten: Der Winter kommt. Wir sind die Verlorenen am Tobol – und mit ihnen Walja, mein Engel, mein Lebensretter, das Liebste in meinem Leben …
    Jugorow, was wirst du tun? Du, der ›Spezialist‹? Wirst du deiner Pflicht folgen oder zum Verräter werden in den Armen einer Frau? Flüchtest du und begräbst das Gewissen zwischen ihren Brüsten? Willst du weglaufen vor deinem Auftrag? Nicht nur Masuk wird dann ewig vor dir stehen, sondern auch das Schreckensbild vom Untergang der westeuropäischen Küsten wird dich verfolgen, falls der Kanal gebaut werden sollte.
    Er wußte darauf keine Antwort, vergrub den Kopf zwischen Waljas Schultern und gab sich ganz dem Glück hin, sie zu spüren bis in den kleinsten Nerv.
    Die ganze Nacht über wurde nach Masuk gesucht. Alle Männer des Dorfes, Fackeln oder Gaslaternen in der Hand, durchzogen die Wälder, tasteten sich durch die Sümpfe, schrien in die Nacht: »Lew Andrejewitsch! Melde dich! Wo bist du?« Aber es antwortete ihnen kein Ruf, kein Stöhnen. Verschwunden war Masuk, als sei er vom Sattel seines Pferdes geradewegs in den Himmel geflogen.
    »Himmel?« sagte Rudenko lästerlich. »Wenn schon geflogen, dann nur in die Hölle! Schagin, Väterchen, frag einmal an bei deinem Widersacher, ob Masuk unten angekommen ist …«
    Zum Lachen aber war das alles nicht, eher zum tiefen Grübeln: Wo war Masuk wirklich geblieben? Hatte das Pferd ihn abgeworfen? Hatte er sich dabei das Genick gebrochen? So ausgeschlossen war es nicht. An Karsanow erinnerte man sich, dem sein Pferd vor den Kopf getreten und die ganze Stirn eingedrückt hatte. Und Okoschkin wurde von einem Stier aufgespießt, von hinten, als er die Tränke füllen wollte. Und Lepik, der arme Kerl, ersoff in seiner Jauchegrube – sein eigener Hund Sokol hatte ihn hineingestoßen. Warum also nicht auch Masuk.
    Man suchte weiter, kam dabei auch zum Schwarzen Haus und hämmerte an die dicke Tür. Trofimow erschien am Fenster, seine Flinte vor der Brust, und brüllte hinaus:
    »Bis drei zähle ich … dann kracht's!«
    »Gamsat Wladimowitsch, nur eine Frage …«, rief Korolew, der einen Suchtrupp anführte.
    »Nicht in der Nacht! Wer fragt um diese Zeit? Weg von meiner Tür!«
    »Masuk ist verschwunden!«
    »Ha, es gibt wirklich noch einen Gott, der Gebete erhört!« brüllte Trofimow zurück. »Feiern wir jetzt ein Fest, ihr Halunken?!«
    »Besoffen ist er wieder«, sagte Goldanski bitter. »Die Trofimows, eine Schweinebande, sag' ich doch. Der Alte ein Säufer, die Tochter eine Hure … wie gut paßt das zusammen.«
    »War Masuk bei euch?« brüllte Korolew zum Fenster hin.
    »Dann wüßt' ich, wo er liegt!«
    »Auch Soja hat ihn nicht gesehen?«
    »Warum sollte ich ihn gesehen haben?« Aus einem anderen Fenster rief Soja heraus. Im tiefen Dunkel stand sie, Masuks Gewehr in den Händen. »Was habe ich mit Masuk zu schaffen?!«
    »Das fragt sie uns!« höhnte Rudenko und lachte gehässig. »Blick in den Spiegel, Täubchen.« Und laut rief er noch einmal: »Keiner also hat Masuk gesehen?«
    »Ihr hört es doch: Hier war er nicht. Fragt doch beim Satan nach!«
    Bis in den hellen Tag hinein durchkämmten sie die Wälder, gingen in die Sümpfe, so weit das möglich war. Die besten Spurensucher tasteten den Boden ab, aber der saugte nachtfeucht und glitschig alle Spuren auf, ließ sie im Wasser verlaufen.
    Masuk war und blieb verschwunden.
    »So etwas gibt es nicht«, sagte Korolew. »Kein Mensch kann sich auflösen! Wenn ein Pferd doch sprechen könnte! Wenn's ein Hund wäre, der eine Fährte kennt. Hinführen könnt' es uns, aber es ist nur ein dummes Pferd.«
    Noch in der Nacht funkten sie zu Filaret, daß Masuk etwas zugestoßen sein müsse. Und Filaret antwortete zum allgemeinen Staunen der Verschworenen: »Ruft sofort Jugorow. Erklärt ihm alles. War Masuk wieder als Einzelkämpfer unterwegs? Ihr wißt es nicht? Genug hab ich jetzt von euren

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