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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem Jeep die gleiche Strecke durch den Wald.
    Ein kühlerer Morgen als sonst war es, der Winter meldete sich vorsichtig an und mahnte, nun endlich für die langen eisigen Monate die nötigen Vorbereitungen zu treffen. In drei oder vier Wochen konnte der Schnee bis an die Dächer geweht sein. Nur die qualmenden Kamine würden dann noch aus weißen Hügeln hervorschauen, und wer hinaus wollte, mußte sich durch den Schnee eine Gasse graben und die breiten, geflochtenen Schneeschuhe anschnallen, mit denen ein Pelzjäger in der Taiga besser vorankommt als mit Skiern. Auch an den Fluß gelangte man sicherer damit, wollte man zum Fischen Löcher ins Eis schlagen.
    Jugorow fuhr etwa zehn Minuten durch den Wald, als er den Kübelwagen seitlich am Rand des Weges stehen sah. Leer. Wie gestohlen und hier abgestellt. Neugierig hielt er an, stieg aus und trat an den Wagen heran. Das Blech der Motorhaube war noch warm, als er die Hand darauflegte. Noch nicht lange stand der Wagen also hier, ein paar Minuten. Und wer immer ihn gefahren hatte: in den Wald hinein war er gegangen; dorthin, wo die Bäume sich mit dem Strauchwerk verfilzten. Ein Weg, den man nicht ohne Ziel geht.
    Jugorow blickte nachdenklich in den Wald, entschloß sich dann, dem merkwürdigen Wanderer nachzugehen, nahm aus dem Jeep eine Peitsche mit, kurzgriffig, aber mit einer langen ledernen Peitschenschnur – im Magazin hatte er sie gefunden und ausgeliehen, als man ihm die Hunde anvertraute und er noch nicht gewußt hatte, ob die Meute ihn als Rudelchef akzeptieren würde –, und lautlos, nach allen Seiten sichernd wie ein Wild, schlich er sich jetzt tiefer zwischen die Bäume und das Strauchwerk.
    Nicht weit brauchte er zu laufen. Schon nach hundert Metern, so schätzte er, hörte er Stimmen. Eine Frau lachte und girrte, seufzte dann laut und stammelte wirre Worte, und eine Männerstimme klang dazwischen, abgehackt durch einen keuchenden Atem.
    Jugorow fragte sich, ob er weitergehen sollte, zu deutlich waren die Geräusche, aber da bohrte ein Gedanke in ihm, der ihn weitertrieb. Erst hatte er geglaubt: Walja kann's nicht sein, an diesem frühen Morgen schläft sie noch oder wäscht sich oder sitzt am Frühstückstisch. Niemals war sie so zeitig unterwegs … aber wer hat das je beobachtet? Zweifel kamen: Wenn sie's nun doch war? Himmel, stürz nicht auf mich herab! Mit wem war sie in den Wald gefahren, mit wem? … Nein, das war unausdenkbar.
    Jugorow schlich sich weiter, kroch durch eine Lücke der dichten Büsche, das Lachen und Seufzen und Stammeln schlug ihm entgegen … noch eine Buschgruppe … und dann stand er vor dem Paar, das nichts mehr hörte, nichts mehr sah, nur noch sich selbst spürte.
    Auf einer Decke, die sonst am Sitz des Kübelwagens die Polsterung ersetzte, lag Maja Petrowna, das Kleid bis zum Hals hochgeschoben, und zwischen ihren Beinen benahm Nasarow sich wie ein Hengst. Mit den Armen schlug Maja um sich oder sie krallte ihre Nägel in Nasarows Rücken, den noch der Rock der Uniform schützte. Nur die Hosen hatte er ausgezogen – ein seltsames Bild, das wert war, eingehend betrachtet zu werden.
    »Der blanke, blitzende Arsch eines Majors«, sagte Jugorow laut und genußvoll, »und die weißen Schenkel einer schönen Frau – welch eine sehenswerte Kombination!«
    Einen Augenblick lang, aber auch wirklich nur für einen Augenblick, blieben die beiden Körper erstarrt ineinander verkrampft. Dann stieß Maja Petrowna einen hellen Schrei aus, Nasarow sprang empor, ungeachtet seiner körperlichen Verfassung, und als er Jugorow erkannte, verzerrte sich sein Gesicht. Maja riß ihr Kleid über den Leib, drehte sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht in die Decke.
    »Du …«, sagte Nasarow heiser vor Wut. »Ausgerechnet du!«
    »Wäre dir Niktin lieber?«
    »Ein Glücksfall. Jetzt sind wir endlich allein. Kein Messerwerfer lauert im Hintergrund.«
    »So sicher wäre ich nicht, Nasarow!«
    Nasarow fuhr herum. Lächerlich sah er aus mit seinem nackten Unterkörper, darüber die Uniformjacke mit den breiten Schulterstücken eines Majors. Das begriff er jetzt auch, bückte sich nach seiner Hose, zog sie aber nicht an, sondern riß die Pistole aus dem Gürtel.
    Fast gleichzeitig schnellte Jugorows lederne Peitschenschnur vor, traf Nasarows Hand, wickelte sich um sie und riß den halbnackten Mann von den Beinen. Die Waffe flog an Maja Petrowna vorbei ins Gras.
    »Du Saukerl!« sagte Nasarow gepreßt. »Mit einer Peitsche …«
    »Männer gibt's,

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