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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in der Tür stehen. »Wer einem so die Zähne zeigt …«
    »Setzen Sie sich, Genossen.« Jugorow zeigte auf die zwei Stühle, die an einem kleinen Tisch standen. Er selbst mußte sich aufs Bett setzen, Laika zu seinen Füßen. »Ein Glas, liebe Nachbarn? Höllischer Eigenbrand aus Lebedewka. Teufelswasser. Aber nach dem dritten Glas ist man im Himmel; nur die beiden ersten Gläschen führen durch die Hölle.«
    Er stand wieder auf, begleitet von Laikas Knurren, holte die Flasche und drei Gläser und schenkte ein. Beim ersten Schluck bogen sich Krasnikow und Meteljew wie Schlangenmenschen im Zirkus und riefen heiser: »Wirklich, das ist ein Höllenbrand! Um das zu vertragen, muß man schon am Tobol geboren sein.«
    »Weshalb wir kommen, Jugorow«, sagte Krasnikow am Ende des ersten Glases: »Haben Sie schon von Beljakow gehört?«
    »Dem Soldatenmörder? Natürlich.«
    »Am Dienstag soll der Prozeß sein. Ein Sondergericht kommt aus Tobolsk.«
    »Halten Sie das für gut?«
    »Ein Mörder muß bestraft werden«, sagte Jugorow vorsichtig.
    »Ist Beljakow ein Mörder?«
    »Nasarow behauptet es. Seine Offiziere bezeugen es. Seine Soldaten schwören jeden Eid …«
    Jugorow sah Krasnikow und Meteljew fragend an. »Denken Sie anders?«
    »Eine andere Darstellung der Ereignisse gibt es, die auch beschworen wird.«
    »Von den Leuten aus Lebedewka!« winkte Jugorow bewußt geringschätzig ab. »Erzählt hat's Ihnen die Genossin Ärztin, nicht wahr? Ich weiß es auch von ihr. Liebe Freunde, wer kann das glauben? Beljakow wird gezwungen, einen Soldaten zu erschießen … gibt es so was? Nein!«
    »Nasarow sähe es ähnlich«, sagte Meteljew. »Ich traue es ihm zu.«
    »Denken wir weiter, Igor Michailowitsch.« Krasnikow zögerte, goß sich dann aber doch noch ein Glas von dem Teufelswodka ein und nippte daran. »Beljakow stellt man vor Gericht, verurteilt wird er zum Tode, das ist sicher. Man erschießt ihn, und eine große Feier wird's, dafür sorgt Nasarow – man denke nur an das Begräbnis von Kulinitsch! Erweist sich nicht aus all dem, daß hier ein Kleinkrieg zwischen Lebedewka und uns entbrennt? Ein Partisanenkampf! Eine Bedrohung Tag und Nacht! Und auch wenn Lebedewka umgesiedelt oder das ganze Dorf verhaftet werden sollte – es wird weitergehen. Jugorow, können wir das jetzt gebrauchen? Sind Ruhe und Überlegung nicht viel wichtiger?«
    »Geh'n Sie zu Nasarow und tragen es ihm vor, Krasnikow.« Jugorow hob die Schultern. »Am allerwenigsten tun kann ich.«
    »Das eben sollte man besprechen, Igor Michailowitsch.« Auch Meteljew goß sich nach, trank, hustete und verdrehte die Augen. »Eine Frage von uns: Machen Sie mit?«
    »Wobei?«
    »Verhindern, daß Beljakow vor das Gericht kommt.«
    »Wie wäre das möglich?« Jugorow schüttelte den Kopf. Vorsichtig, dachte er, ganz vorsichtig. Was haben sie vor, wohin wollen sie dich locken? »Nur eins könnte das verhindern: Man müßte den Hubschrauber mit dem ganzen Gericht abschießen. Können Sie das? Haben Sie irgendwo eine Kanone versteckt?«
    »Jugorow, bleiben wir ernst.« Krasnikow beugte sich zu ihm vor. Sofort knurrte Laika vor Jugorows Füßen. Krasnikow zuckte zurück. »Zu Ihnen sind wir gekommen, weil wir Sie und Ihre Hunde dazu brauchen.«
    »Meine Hunde? Den Prozeß sollen sie verhindern? Laßt mich laut lachen, liebe Freunde.«
    »Lachen Sie, Igor Michailowitsch, und dann hören Sie ernsthaft zu. Ein Unbekannter – so wird man's darstellen – hat Montagnacht die Tür zum Zwinger aufgestoßen …«
    »Das überlebt der Unbekannte nicht!« warf Jugorow ein.
    »Glück hat er eben!« rief Krasnikow erregter. »Was tun die Hunde?«
    »Sie bellen, heulen, jagen durch das Lager. Jeder wacht auf, keiner wagt aus dem Haus zu gehen, und ich muß sie einzeln wieder einfangen. Kein schönes Spiel, Genossen!«
    »Jugorow, lassen Sie mich aussprechen!« sagte Krasnikow gequält. »Die nun befreiten Hunde rennen los … zum Lager des Militärs.«
    »Wer zeigt ihnen den Weg?« fragte Jugorow sofort wieder.
    »Zur Verzweiflung bringen Sie mich!« rief Krasnikow. »Hören Sie sich den Plan erst an!«
    »Also gut: Die Hunde rennen zu Nasarows Lager.« Jugorow trank vorsichtig noch an seinem ersten Glas. »Aber da kommen sie nicht an, denn zwei Wachposten stehen da, auch in der Nacht.«
    »Vergessen wir die Posten«, sagte Meteljew großzügig. »Unsere Sache ist das.«
    »Nun weiter.« Krasnikow schien von seinem Plan begeistert zu sein. »Die Hunde entfesseln im Lager ein

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