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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Chaos, jagen wird man sie, auf sie schießen – wer achtet da noch auf die Geiseln? Wir bringen sie weg … Und dann kommen Sie; haben gemerkt, daß die Hunde freigelassen worden sind, sammeln sie wieder ein und bringen sie in dem deutschen Beutewagen zurück.«
    »Ein billiger amerikanischer Wildwestfilm!«
    »An das Einfachste denkt man am wenigsten.«
    »Eins mißfällt mir dabei: Die Soldaten werden auf meine Hunde schießen.«
    »Das sollen sie ja! Das lenkt von den Geiseln ab.«
    »Und nicht alle werden danebenschießen. Es wird Tote geben … tote Hunde …«
    Entgeistert starrten Krasnikow und Meteljew ihren Nachbarn Jugorow an. »Da jammern Sie, Igor Michailowitsch?«
    »Und laut, Krasnikow! Soll ich etwa nicht jammern, wenn man mir meine Hunde tötet?«
    »Ist's Ihnen lieber, wenn Beljakow erschossen wird?« schrie Meteljew. »Ein Hund ist Ihnen wichtiger?!«
    »Ich versteh' Sie nicht, Jugorow«, sagte Krasnikow fassungslos. »Wir wissen, daß Nasarow und Sie aufeinander losgehen, wo immer man sich trifft – und jetzt, wo Nasarows größte Niederlage möglich ist, wo Geiseln befreit werden können, da weinen Sie um die Hunde? Was sind Sie bloß für ein Mensch?!«
    »Noch eine Frage, Genossen: Warum sollte ich Geiseln befreien? Geht mich die Politik was an? Ein Traktorfahrer bin ich, im Augenblick ein Hundebetreuer, abends studiere ich in Fachbüchern, will einmal auch Ingenieur werden – was kümmert mich also die hohe Politik?«
    »Doch in die Luft fliegen wollen Sie nicht, was?«
    »Warum soll ich fliegen?«
    »In den nächsten Tagen wird es hier wieder krachen. Wir ahnen etwas; zu lange war es still.«
    »Ganz recht, liebe Nachbarn. Eben darum sind ja die Hunde hier! Wo ist da die Logik drin? Bewachen sollen die Hunde Lager und Magazine und wichtige Einrichtungen, und was macht man mit ihnen? Totschießen läßt man sie von den Soldaten! Da wären sie besser in Tobolsk geblieben … Überlegen Sie doch mal, Genossen.«
    »Sie verweigern also Ihre Hilfe?«
    »Nachdenken muß man darüber.«
    »Beljakow wird erschossen werden, und alles, was darauf folgt, ist Ihre Schuld!« rief Krasnikow drohend. »Erzählen werden wir überall: Geweigert hat sich Jugorow, Beljakow zu befreien. Seine Hundchen waren ihm lieber … Nach Lebedewka stecken Sie dann keine Nasenspitze mehr hinein! Auflauern wird man Ihnen.«
    »Erpressung ist das!« schrie Jugorow. Zu seinen Füßen knurrte Laika und bleckte die Zähne.
    »Die reine Wahrheit ist's! Beljakows Tod kommt auf Ihr Konto, denn Sie hätten ihn verhindern können.«
    »Und wo – das muß man ja wohl auch fragen – sollen die befreiten Geiseln hin?«
    »Darüber werden wir mit dem Dorfvorsteher von Lebedewka sprechen.«
    »Mit Korolew?«
    »Heißt er so? Ja, mit Korolew. Sagen werden wir ihm auch, daß Sie sich weigern … falls Sie bei Ihrer Ablehnung bleiben. Sprechen werden wir ihn auf jeden Fall.«
    »Ich handle unter Zwang, Genossen.« Jugorow verkrampfte sehr wirkungsvoll die Finger ineinander. »Unter Zwang! Das sei festgestellt! Ein völlig unpolitischer Mensch bin ich.« Er holte tief seufzend Luft und streichelte Laika über den Kopf. »Ich lasse also morgen nacht die Hunde aus dem Zwinger … ja, und dann?«
    Eine Freude war's für Jugorow, sich so dumm zu stellen.
    »Mit dem deutschen Kübelwagen bringen Sie die Hunde bis vors Lager. Und dann geht's los.«
    »Vorher die Posten …«
    »Sehen Sie nicht mehr!« sagte Meteljew und lächelte. Jugorow sah ihn kurz an und wußte, was geschehen sollte. An der Unterlippe nagte er und fühlte Kälte in sich hochsteigen. Vier Menschen sind es, dachte er. Unschuldige wie Beljakow. Wir tauschen vier Unschuldige gegen einen Unschuldigen – ein fürchterlicher Tausch! Aber gibt es einen anderen Weg? Jugorow, auf wessen Seite stehst du? Keine Toten, das hast du immer verkündet wie ein Evangelium; nur Material, keine Menschen …
    »Woran denken Sie so intensiv, Igor Michailowitsch?« fragte Krasnikow.
    »An eine Möglichkeit ohne Hunde.«
    »Kennen Sie eine?«
    »Noch nicht.«
    »Zeit haben wir nur einen Tag …«
    »Zum Verzweifeln ist's! Die größte Waffe Rußlands war immer die Zeit, und nun fehlt sie uns. Kann man nicht anderswie Verwirrung bei Nasarow schaffen?«
    »Man könnte. Brandsätze an die Zelte legen, Sprengladungen verteilen – aber all das fiele auf Lebedewka zurück. Bei den Hunden wäre es anders: Die sind von allein ausgebrochen, und der Leithund lief nun mal zum Militär. Wer kennt sich im

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