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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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uns.«
    »Ich sehe, es ist nötig, Genaueres zu erklären.« Jugorow lehnte sich wieder gegen den Ofen, von Masuks Haßblicken verfolgt. »Gehört habt ihr, daß im Süden und dann immer weiter nordwärts – überall dort, wo man den Bau des Sib-Aral-Kanals vorbereitet und schon Bau- und Forschungsstationen einrichtet – Attentate stattgefunden haben.«
    »Nichts haben wir gehört«, unterbrach ihn Korolew. »Woher sollten wir es hören? So etwas verbreitet man nicht im Rundfunk.«
    »Habt ihr keine eigenen Informationswege?«
    »Nur wenige. Ab und zu erfährt man etwas.«
    »Ein großer Fehler von Filaret … ihr seht mich erstaunt, Genossen.«
    »Was haben Sie mit Filaret? Woher kennen Sie ihn?« fragte Masuk drohend.
    »Ich weiß: Er leitet die Aktionen der nördlichen Patrioten. Genügt das?«
    »Nein! Das weiß auch das KGB.« Masuk kniff wieder die Augen zusammen. »Weht daher der Wind? Jugorow, verstecken Sie sich nicht mehr. Sie sind ein Spitzel! Spürte ich es doch vom ersten Blick an! Vergeblich fragen Sie herum: In Lebedewka weiß keiner etwas über die Sprengung. Es krachte über das Land; das ist alles, was wir hörten.«
    Auch Korolew war jetzt vorsichtig geworden. Er musterte Jugorow mit ganz anderen Augen. »Geben Sie sich zu erkennen, Igor Michailowitsch«, sagte er streng. »Seit gestern sind wir getretene, geschlagene, entrechtete Menschen. Zehn Geiseln hat man genommen, Blut ist geflossen. Und wenn man Ihnen gesagt hat, Beljakow habe den Soldaten erschossen, dann sage ich Ihnen: Er wurde dazu von Major Nasarow gezwungen. Daneben stand ich, ja, daneben … er hätte auch mich zwingen können.«
    »Alles bekannt, Grigori Valentinowitsch. Trauen Sie mir zu, ein Spitzel des KGB zu sein?«
    »Man sieht einem Menschen nur vor das Gesicht.«
    »Bedauerlich ist es, daß Filaret euch so wenig berichtet. Ich kenne ihn nicht, und er kennt mich nicht – trotzdem wissen wir voneinander genau Bescheid. Zu euch gehöre ich, Brüder sind wir im Kampf gegen den Kanal.«
    »Beweise?« fragte Masuk dunkel.
    »Ihr habt Verbindung zu Filaret?«
    »Nein!« antwortete Korolew sofort.
    »Wenn ihr funkt, meldet er sich stets unter dem Namen Wolf …«
    Sie schwiegen, alle drei, sahen sich nur an und tasteten sich mit Blicken ab. Endlich sagte Korolew und bewunderte selbst seinen Mut: »Geben Sie sich zu erkennen, Jugorow.«
    »Fragen Sie Wolf, wer der ›Spezialist‹ ist.«
    »Spezialist – wofür?« fragte Masuk gehässig. »Für Motorräder und Betten?«
    »Auch das. Vielseitig muß man sein, Genosse Masuk. Deine Erfindung der Koffer- und Pappkartonbomben ist hervorragend, aber gemein.« Er sagte jetzt du, es sprach sich leichter so. Eine Bruderschaft war man wirklich, auch wenn es die anderen noch nicht glauben mochten. »Der Kanal soll zerstört werden, nicht jedoch die Menschen!«
    »Nichts habe ich erfunden!« schrie Masuk und fuhr von seinem Sitz hoch. »Nichts, sage ich. Wer behauptet das? Wer wirft hier mit Lügen um sich wie mit Steinen?«
    »Warum mißtrauen wir uns so, Brüder?!«
    »Zehn Geiseln sind genug!« schrie Masuk erneut.
    »Wir holen sie heraus, Lew Andrejewitsch.«
    »Ja, mit den Füßen zuerst. So kommen sie zurück! Was willst du gegen Nasarow ausrichten, Großmaul du!«
    »Warten wir es ab.«
    »Warten heißt Zeit, doch wir haben keine Zeit zu verschenken. Foltern wird man sie, zuerst Svetlana Victorowna, meine Frau. Was man ihr vorredet, wird sie gestehen, nur um der Qual zu entkommen. Und dann wird man das Dorf niederbrennen. Warten, sagt er, der ahnungslose Hammel! Und das Schäfchen sagt: Oh, sie streicheln mich … und schon ist's geschlachtet!«
    »Schwer ist's, zu überzeugen, wenn überall das Mißtrauen blüht.« Jugorow stieß sich wieder vom Ofen ab und ging vor Masuk und Korolew im Zimmer hin und her. »Genau wie ihr wäre ich, wenn plötzlich jemand käme und sagte: Ich helfe euch. Es gibt nur einen Weg zur Wahrheit: Erkundigt euch nach mir. Ruft Filaret an. Fragt ihn: Wer ist Adler, der Spezialist? Nach seiner Antwort werden wir besser miteinander reden können. Überlegt es euch!«
    Er ging zur Tür, aber bevor er den Raum verließ, hielt ihn Masuks laute Stimme fest:
    »Wohin jetzt? Zum KGB-Telefon?«
    »Ins Baulager von Nowo Gorodjina.«
    »Das ist der gleiche Weg.« Korolew starrte in Jugorows offenes Gesicht. Keine Tücke sah er darin, keine Hinterlist … nur klare, blaue, gute Augen.
    »Ich will mich umsehen«, fuhr Jugorow fort, »und fragen, ob sie dort einen

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