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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »Und solchen Blödsinn wollen Sie meinen Vater erzählen? Fahren Sie weiter, Igor Michailowitsch, nach Tobolsk. Zur Uliza Kaikansska 15.«
    »Zur Zentrale?«
    »Nein … zur Nervenheilanstalt …«
    »Doch kein glücklicher Morgen«, sagte Jugorow und verzog sein Gesicht zu einer weinerlichen Grimasse. »Sehr hart sind Sie mit mir, Genossin Ärztin. Das wundert mich; sonst waren immer alle jungen Damen freundlich zu mir. Muß an der Luft liegen, im Moor wird man muffig …«
    Er grüßte, schwang sich wieder auf den Sattel, trat den Motor an und knatterte davon. Mit einem langen Blick sah ihm Walja Borisowna nach, nahm dann ihre Brille ab, betrachtete die grüngefärbten Sonnengläser, schürzte die Lippen und steckte sie sich mit einem Ruck wieder auf die Nase.
    »Idiot!« sagte sie laut. »Mein Vater wird dich aus dem Haus werfen, schon nach fünf Worten. Idiot …«
    Das erste Haus an der Dorfstraße von Lebedewka war der Besitz von Kabanow, dem Schreiner. In einem Anbau befand sich die Werkstatt. Dort kreischte eine Säge und fraß sich durch einen dicken Balken, als Walja ihren Jeep zum Stehen brachte. Marfa Jakowna hatte es genau beschrieben: rot-grüngestreifte Läden hatte das Haus. Am Giebel grinste der Skelettschädel eines Elches; ein Prachtexemplar mußte dieses Tier gewesen sein, nur verband sich mit ihm ein Rätsel: Nachdem Kabanow den riesigen Burschen geschossen hatte, verschwanden fast über Nacht die anderen Elche und kamen nie wieder. Das war vor sieben Jahren gewesen; so etwas hatte man noch nicht erlebt oder gehört. Einer der Uralten in Lebedewka, die voll von Sagen und mystischen Sprüchen steckten, erzählte daraufhin, Kabanow habe einen der Taigageister erschossen, die Wiedergeburt eines der wilden Jäger, und nun sei das Dorf bestraft worden. Nie mehr würde es bei Lebedewka Elche geben. Aus! Vorbei! Kabanow allerdings kümmerte das wenig; er hängte den Geisterschädel an sein Haus, nannte den Alten eine trockene Warze und schien sogar noch stolz darauf, einen Taigageist erledigt zu haben.
    Kabanow stand an der Kreissäge und schob den dicken Balken vorwärts in die kreischenden Sägezähne. Er hörte nicht, wie Walja in die Werkstatt kam, und zuckte erschrocken zusammen, als sich von hinten eine Hand auf seine Schulter legte.
    Jetzt holen sie mich, durchfuhr es ihn. Lassen mich zuschauen, wie sie Marfa quälen. O diese Teufel, diese verfluchten Teufel!
    Ohne sich umzudrehen, stellte er die Maschine ab. Die plötzliche Ruhe war erdrückend, und in diese Ruhe hinein sagte er mit schwerer Stimme:
    »Was wollt ihr von mir?«
    »Einen Gruß bestellen von Marfa Jakowna …«
    Kabanow fuhr beim Klang der weiblichen Stimme wie wild herum, sofort erkannte er Walja und ließ nun seinerseits seine breiten Hände auf ihre Schultern fallen. Eine Sekunde lang verzog sie schmerzvoll das Gesicht; es war ihr, als seien zwei kleine Baumstämme auf ihre Schultern gestürzt. Doch sofort war diese Schwäche vorbei, und sie stemmte sich gegen Kabanows Hände.
    »Sie haben Marfa genannt?« sagte Kabanow mit stoßweisem Atem. »Was ist mit Marfa? Was hat man ihr getan? Warum kommen Sie … ausgerechnet Sie …?«
    »Gut geht es ihr, Leonid Sidorowitsch. Was man so gut nennt in ihrer Lage.« Sie schüttelte die Hände ab und trat einen Schritt zurück. »Von ihr grüßen soll ich dich. Gestern abend habe ich sie untersucht.«
    »Gott im Himmel, ist sie krank, hat man sie verletzt?!« rief Kabanow mit rauher Stimme. Er wischte sich mit dem Unterarm über sein schwitzendes Gesicht und zog dann das über der Brust weit offene Hemd zusammen. Vor einer Ärztin kann man nicht herumlaufen wie ein streunender Hund. »Grüßen läßt sie mich … durch Sie, Genossin?«
    »Ich bringe Grüße für alle mit: für Masuk, für die Beljakows, für Opalin und Safronow, Kaschlew und Dubrowin.«
    »Und … und warum Sie?«
    »Wer sollte es sonst tun? Meine Hilfe habt ihr abgelehnt – also gut, nun komme ich als Bote wieder. Dickschädel seid ihr alle, gedrechselte Holzköpfe! Starrt nur nach vorn und seht nicht, was um euch herum passiert.« Sie winkte herrisch ab, als Kabanow etwas sagen wollte und holte ein kleines Kuvert aus ihrer Hosentasche. »Das soll ich dir geben.«
    Kabanow nahm das Kuvert mit spitzen Fingern an sich und hielt es in die Luft.
    »Was ist das?«
    »Eine kleine Locke von Marias Haar. Du sollst sie auch den Kindern zeigen.«
    Sie drehte sich um und verließ schnell die Werkstatt.
    Kabanow lehnte sich

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