Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Traktorfahrer gebrauchen können.«
    »Ah! Sieh!« brüllte Masuk und ballte die Fäuste. »Am Bau will der große Helfer helfen! So ist das! Hinaus, Lumpenhund, ehe dich mein Tritt trifft!«
    »Erklär dem Esel, Grigori Valentinowitsch, daß man am wirksamsten verhindert, wenn man am Hebel steht. Die Primitiven nur verstecken sich hinter einer Bombe … Mach ihm das klar, Korolew.«
    Jugorow verließ das Zimmer und das Haus, und als Masuk ihm nachsetzen wollte, hielt Korolew ihn am Hemd zurück.
    »Sei kein Stier, Lew«, sagte er. »Was bringt es uns?«
    »Hat er mich einen Esel genannt?« brüllte Masuk und wurde dunkelrot im Gesicht. »Hat er nicht primitiv gesagt? Zu mir! Wie einen Pfahl ramme ich ihn in den Boden, bis zu den Hüften. Laß mich los, Korolew! Laß mich los!«
    »Du kannst es, sollte Filaret ihn nicht kennen. Umarmen werde ich dich dann, wenn du ihn wegschaffst. Jetzt beruhige dich, Lew Andrejewitsch! Zu Schagin gehen wir und fragen ihn um Rat.«
    Sie verließen ebenfalls das Haus, aber während Korolew der Kirche zustrebte, schwenkte Masuk ab in Richtung auf die Wälder und Sümpfe. Korolew hielt ihn nicht mehr auf. Niemand in Lebedewka hielt einen auf, der Soja an den Kragen wollte.
    Auf der Fahrt nach Nowo Gorodjina begegneten sich Jugorow und Walja Borisowna. In einem Jeep der Baubrigade saß sie und steuerte ihn selbst. Ein bunt bedrucktes Tuch hatte sie um ihren Kopf gebunden, eine dunkle Sonnenbrille schützte die Augen, eine Bluse mit rotweißen Streifen trug sie und eine lange, moderne, gelbfarbige Hose. Schön sah sie aus; respektlos würde man sagen: appetitanregend.
    In der hinter ihr liegenden Nacht hatte sie kaum Schlaf gefunden. Alle im Haus, einschließlich des ununterbrochen die ganze Welt anklagenden Niktin, hatten auf das Kommando von Nasarow gewartet, das sie verhaften und wegbringen sollte. Aber es kamen keine Soldaten, und als es vier Uhr morgens war, legte man sich endlich hin und schlief erschöpft die drei Stunden, bis um sieben Uhr die Wecker klingelten. Arbeitsbeginn. Ein neuer Tag. Was brachte er an weiteren Überraschungen?
    Es war nicht nötig, daß Jugorow das Motorrad bremste und die Beine in die Erde stemmte, als ihm der Jeep entgegenkam. Auch, daß Walja ihren Wagen anhielt, hatte keinen Grund. Trotzdem taten sie es, standen nun auf der Straße und sahen sich an.
    »Ein rätselhaftes Land«, sagte Jugorow, strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht und betrachtete wohlwollend sein Gegenüber. »Faulige Sümpfe, feindliche Wälder, mißtrauische Menschen … und plötzlich findet man eine Rose. Was halten Sie davon, Genossin?«
    »Blöd. Es klingt ausgesprochen blöd.«
    »Wie dankbar bin ich Ihnen. Endlich weiß ich, was ich bin. Niemand vorher hat es mir gesagt.«
    »Nie zu spät ist es, sein wahres Ich in einem Spiegel zu finden.« Walja schob die Sonnenbrille auf die Stirn. Ihre Augen beherrschen das ganze Gesicht, dachte Jugorow. O Himmel, welche Augen … wo hat man jemals solche Augen gesehen. »Sie fahren nach Nowo Gorodjina?«
    »Erraten! Wenn ich nach Turgai wollte, hätte ich mich total verfahren.«
    Walja überhörte den dummen Witz und rückte die Sonnenbrille wieder auf die Nase.
    »Schade«, sagte Jugorow.
    »Was ist schade?«
    »Daß Sie wieder Ihre Augen verdecken mit der schrecklichen Brille. Ihre Augen verzaubern diese triste Welt – warum sie hinter schwarzen Gläsern verbergen?«
    »Die Gläser sind grün …«
    »Noch ärger.«
    »Was wollen Sie in Nowo Gorodjina?«
    »Ein merkwürdiges Land ist das. Überall, wo man mich sieht, will man wissen, was ich hier tue. Wenn ich nun sage: Nichts, die Welt will ich mir nur ansehen – dann wird's nicht geglaubt.«
    »Keiner, auch Sie nicht, kann so dumm sein, aus purem Vergnügen durch die Sümpfe zu wandern. Wer kann das glauben?«
    »Sagen wir also die Wahrheit.« Jugorow stützte sich auf das Lenkrad des Motorrades. »Zur Baubrigade will ich. Ins Lager. Den obersten Natschalnik sprechen.«
    »Den Ingenieur Schemjakin?«
    »Genau der ist es.«
    »Meinen Vater …«
    »Oh wie ist das Glück heute auf meiner Seite. Sie sind das kluge Töchterchen von Boris Igorowitsch? Die Ärztin?«
    »Woher kennen Sie mich, Genosse?«
    »Igor Michailowitsch Jugorow. Der beste Traktorfahrer zwischen Leningrad und Odessa. Wo auch immer ich gearbeitet habe, jedesmal hieß es: Aus dem Weg! Jugorow kommt! An allen meinen Traktoren war eine Trompetenhupe … hui, war die Straße frei, wenn man mich von weitem hörte

Weitere Kostenlose Bücher