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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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sicher, dass man das am besten mit Quark macht.«
    Rouven grinste. »Sie schmiert gerade Quark an den Ofen?«
    Auch Tabitha lächelte. »Ich mache es nachher sauber. Du bist es doch, der Nana immer in ihrer Gedankenwelt lässt, oder?«
    »Lass sie nur machen«, bestätigte Rouven. »Ich helfe dir nachher beim Säubern. War es das, was du mir zeigen wolltest?«
    Tabitha schüttelte den Kopf. Sie stellte sich dicht an Nana heran und öffnete ihr mit einem »Entschuldige, Nana« den Ärmelknopf ihrer blauen Bluse. Nana ließ sie gewähren. Sie war in ihre Arbeit vertieft und benötigte die linke Hand ohnehin nicht.
    Tabitha zog den Ärmel nach oben, und Rouvens Herzschlag setzte aus.
    »Nana«, flüsterte er erneut. Jedoch dieses Mal nicht erfreut. Schiere Sorge klang in seiner Stimme mit. Seine Blicke wanderten von ihr zu Tabitha und wieder zu Nana zurück. »Ist sie   …« Er wagte kaum, die Frage auszusprechen. »Ist sie so wie   …«
    Tabitha kam ihm zuvor. »Ja. So wie ich.«
    Die Welt drehte sich. Rouven stand in der Halle wie in der Mitte eines Karussells. Ihm wurde schwindelig, und die Beine versagten ihm den Dienst. Er kippte nach hinten, fand jedoch an einem der Stahlrohre Halt, bevor er zu Boden gestürzt wäre.
    »Nein, bitte nicht!« Rasch hielt er sich eine Hand vor den Mund. Es sollte auch nicht der kleinste Hauch, nicht ein Teil der Worte des Unaussprechbaren aus ihm herausfinden. Alles das sollte nicht wahr sein.
    Das Wasserwerk um ihn herum drehte sich schneller und schneller. Das bisschen Alltag, das er sich errichtet hatte, diese winzige Welt, die sein Zuhause sein sollte   – alles das brach zusammen.
    Innerhalb dieses Momentes. Dieses einen Augenblickes.

W o fährst du denn hin? Weißt du nicht mehr, wo dein Zuhause ist?« Tallwitz drückte einen der vielen Knöpfe in ihrem Dienstfahrzeug und scherzte: »Ich kann dir gern das Navi einschalten.«
    Mayers schlug ihm freundschaftlich auf die Finger. »Unsinn. Lass uns noch was erledigen.«
    Gerade hatten sie den Professor vom chinesischen Restaurant nach Hause gebracht. Dattel hatte sich mit viel Höflichkeit verabschiedet und versprochen, weitere Forschungen anzustellen.
    »Doch wann immer Sie mich brauchen können, zögern Sie nicht, mich anzurufen«, hatte er noch angeboten und dann den Wagen verlassen.
    Nun lenkte Mayers von einer schmalen Seitenstraße in die breite Hafenstraße ein. Kaum hatte Tallwitz die blinkenden Lichter des Leuchtturmes im Hafen entdeckt, da verstand er sofort.
    »Guter Gedanke. Das wollte ich dir morgen früh auch vorschlagen, dass wir uns hier noch einmal umsehen. Aber wenn es dir lieber ist, im Dunkeln durch die Gegend zu stolpern   …«
    Mayers grübelte. »Die meisten Hinweise und Spuren führen hierher, Tallwitz. Diese Kapelle   … Ich weiß nicht, wie oder warum   … Aber ich denke, sie spielt eine große Rolle   …«
    Tallwitz stimmte zu: »Dort wurde Tabitha, die Berns-Tochter, getötet. Sie und einige weitere Menschen.«
    »Hast du da mal nachgeforscht?«, hakte Mayers ein, und Tallwitz nickte schnell.
    »Alles Leute aus der Gegend. Ehepaare, die aber auf den ersten Blick in keinem Verhältnis zueinander stehen.«
    »Merkwürdig«, brummte Mayers kaum hörbar.
    Tallwitz konzentrierte sich wieder auf die Kapelle. »Die Menschen sind auf grausame und merkwürdige Art gestorben. Dort an der Kapelle, für die Tabithas Eltern verantwortlich waren. Ihre Eltern, die nun ebenfalls verschwunden sind.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. »Tja, und heute erfahren wir von dem Professor, dass dieses Gebäude von Familien errichtet worden ist, die vor Jahrhunderten auf eine Weise entführt wurden, die den jetzigen Umständen entspricht. Und nicht zu vergessen   …«
    »… das ungewöhnliche Fensterbild mit den bekannten Symbolen.«
    »Das alles sind keine Zufälle.«
    Mayers stoppte den Wagen an der Friedhofsmauer. »Womit haben wir es zu tun, Tallwitz? Hm? Sind wir in irgendeine religiöse Streiterei geraten? Haben wir es mit übersinnlichen Kräften zu tun? Dieses Fensterbild   …«
    »… das es ursprünglich bereits als Wandbild in der Kapelle gab   …«
    Mayers seufzte laut. »Ich versteh das alles nicht! Es ergibt keinen Sinn. Da könntest du das alles noch hundertmal zusammenfassen. Ich verstehe es nicht.«
    Er öffnete die Wagentür und ging voraus. Tallwitz suchte aus dem Handschuhfach des Wagens eine Taschenlampe und folgte ihm.
    Der Weg zur Kapelle führte durch einen alten

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