Sicher stark und mutig
Entwicklungsstufe
Eine wichtige Entwicklungsaufgabe vom vierten bis zum siebenten Lebensjahr Ihres Kindes ist die Ausbildung und Verbesserung seiner motorischen Fähigkeiten. Es kann sich beispielsweise laufend besser selbstständig an- und ausziehen. Auch feinmotorische Aufgaben können nun schon immer besser bewältigt werden.
Auch die sprachlichen Fähigkeiten nehmen deutlich zu. Gerade in dieser Phase können Wortspiele, Rätsel, Reime und Lieder bestens zur sprachlichen Förderung Ihres Kindes eingesetzt werden.
Ihr Kind beginnt nun, zu Gleichaltrigen Beziehungen aufzubauen. Bieten Sie ihm die Möglichkeit, Kontakt zu anderen Kindern aufzunehmen. Der Kindergarten ist hierfür bestens geeignet.
Zu Beginn dieser Entwicklungsstufe lernt Ihr Kind, eigenständig zur Toilette zu gehen. In dieser Phase zeigt es sich auch neugierig auf die Toilettengewohnheiten anderer Familienmitglieder.
Es ist neugierig auf seine Umwelt und lernt gern Neues. »Warum?« ist nun eine Zeitlang sein Lieblingswort.
Zwischen dem dritten und dem fünften Lebensjahr durchlebt Ihr Kind die sogenannte magische Phase: Fantastische Vorstellungen können nun – durchaus parallel zu realistischen Einschätzungen – im Alltag Ihres Kindes eine wichtige Rolle spielen.
Vor allem der Kindergarten und dann der Eintritt in die Schule stellen Ihr Kind vor große Herausforderungen.
Regeln, die Ihr Kind nicht eingrenzen, sondern stark machen
Ob Grenzen in der Erziehung überhaupt notwendig sind, wird heute eigentlich nicht mehr in Frage gestellt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass auch hier der berühmte »goldene Mittelweg« zwischen den autoritären Erziehungsmethoden unserer Urgroßeltern und den antiautoritären Idealen der Achtundsechziger-Generation am besten ist. Es herrscht durchweg die Überzeugung vor, dass Kinder Grenzen brauchen, damit sie sich in unserer Welt orientieren können. Um stabile Werte und Verhaltensmuster zu entwickeln, benötigen sie einen geregelten Rahmen, auf den sie sich beziehen können.
Diese Grenzen werden Kindern durch Regeln vermittelt. Regeln begegnen ihnen zuerst im Elternhaus, dann im Kindergarten und später in der Schule. Regeln ermöglichen ein angenehmes Zusammenleben. Ganz gleich, ob es um Essens- und Schlafenszeiten, Tischmanieren, Mithilfe im Haushalt, Ordnung, Hausaufgaben, Ausgehzeiten, Benützung des Computers und Fernsehers, Umgangsformen usw. geht: Regeln geben Kindern Sicherheit und Orientierung.
Vielleicht kennen Sie diese oder eine ähnliche Situation:
Eigentlich finden Sie ja, dass Ihre Zwillinge bei Tisch sitzen bleiben sollten, bis alle mit dem Essen fertig sind. Doch dann sehen Sie auch wieder ein, dass es für Fünfjährige spannendere Abenteuer gibt, als zu warten, bis ihr großer Bruder endlich seinen Hunger gestillt hat. Daher klingt natürlich auch Ihre Aufforderung, ruhig sitzen zu bleiben, sogar in Ihren eigenen Ohren eher halbherzig …
Sie erkennen sicher schon den Kern des Problems: Zuerst müssen Sie selbst wissen, an welche Regeln sich Ihr Nachwuchs halten soll – denn nur dann kann dieser es zumindest versuchen …
Einerseits sehen Kinder Regeln durchaus positiv: Sie akzeptieren den vorgegebenen Rahmen und sind bereit, sich darin zu bewegen. Sie wissen, was in bestimmten Situationen von ihnen erwartet wird und was wiederum sie von anderen erwarten können. Dadurch werden Konflikte weitgehend vermieden. Unklare oder fehlende Regeln hingegen erzeugen bei Kindern oft Unsicherheit oder lösen auffälliges Verhalten aus.
Andererseits gehört es auch zur ganz normalen Entwicklung von Kindern, Regeln bewusst zu brechen und Grenzen gezielt zu überschreiten. Denn so erkunden Kinder die Welt und lernen dabei, die Reaktionen der anderen auf ihr eigenes Verhalten zu verstehen.
Hier beginnt für Sie als Eltern oft eine spannende Gratwanderung: Sie wollen auf der einen Seite Ihr Kind nicht allzu streng erziehen, auf der anderen Seite müssen Sie jedoch klare Regeln und Grenzen setzen. Nur so lernt Ihr Kind von Anfang an, dass bestimmte Dinge trotz seiner anfänglichen Weigerung eingehalten werden müssen. Je mehr Sie Ihrem Kind in diesen Situationen nachgeben und je weniger konsequent Sie Grenzen aufzeigen, umso schwerer wird es Ihrem Kind fallen, weitere Regeln zu lernen und zu akzeptieren.
Regeln aufzustellen soll aber nicht bedeuten, dass Sie Ihrem Kind alles verbieten, denn Verbote bewirken meist zusätzlicheTrotzreaktionen. Ihr Kind soll die Regeln verstehen und
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