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Wissenswertes zur Pubertät
In der Regel beginnt die Pubertät zwischen dem neunten und dem vierzehnten Geburtstag – bei Mädchen setzt sie früher ein als bei Jungen. Früher ging man davon aus, dass die für die Pubertät typischen körperlichen und psychischen Veränderungen allein auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen sind und das kindliche Gehirn bereits vollständig entwickelt ist. Nun haben aber neuere Untersuchungs- und Forschungsmethoden Modelle geliefert, die es ermöglichen, das Handeln Pubertierender angemessener zu erklären und sie damit besser zu verstehen.
In der Pubertät verändert sich das Gehirn; es wird zur »Großbaustelle«: Neue Nervenbahnen für den Transport von Gedanken und Gefühlen werden angelegt. Gleichzeitig werden viele Nervenverbindungen, die überflüssig geworden sind, aufgelöst. Das hat Auswirkungen auf das Fühlen, Denken und Handeln, denn die Wachstumsprozesse im Gehirn finden nicht in allen Regionen gleichzeitig statt.
Zunächst bilden sich die Bereiche aus, die für die Motorik zuständig sind. Danach folgen Sprache, räumliches Denken, zeitliche Orientierung und moralische Überzeugungen. Das Präfrontalhirn, das für Entscheidungsprozesse und Planungsfähigkeit zuständig ist, bildet sich dabei als Letztes aus.
Diese unterschiedlichen Entwicklungsphasen können tatsächlich als Erklärung etwa für eigenartiges Verhalten von Pubertierenden gesehen werden: Ein nicht ausgebildetesPräfrontalhirn erschwert Jugendlichen die Entscheidungsfindung – und es kommt zu vielen Instinktreaktionen. Jugendliche erleben Stimmungsschwankungen, Glücksgefühle können ebenso wie Wutausbrüche plötzlich entstehen: himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.
Das nur begrenzt arbeitende Präfrontalhirn wird auch für die Vergesslichkeit und für die fehlende Zukunftsplanung von Jugendlichen verantwortlich gemacht. Ebenso können Pubertierende dadurch Gefahren nicht konkret einschätzen: Das kann zu vermehrtem riskantem Verhalten führen, womit das Verletzungsrisiko steigt.
Als eine weitere Folge der Umbauten im Gehirn wird auch der verschobene Tagesrhythmus vieler Jugendlicher gesehen. Sie werden abends später müde und morgens später wach, weil ihre Zirbeldrüse das müde machende Hormon Melatonin erst mit einer täglichen Verspätung von bis zu zwei Stunden erzeugt. Das kann der Grund sein, warum Jugendliche in der Früh nicht in die Gänge kommen und sich extrem langsam bewegen, dafür abends sehr spät ins Bett gehen und nicht schlafen können.
Auch die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, fällt Jugendlichen aufgrund der neuronalen Prozesse im Gehirn zuweilen schwer. Daher sind sie manchmal unsicher gegenüber den Gefühlen anderer und wissen nicht, wie sie reagieren sollen; sie selbst sind häufig wechselhaft oder gereizt gestimmt.
Doch die Neurowissenschaft gibt auch Entwarnung: Erziehung ist nicht überflüssig. Auf keinen Fall sollte jedes Verhalten von Jugendlichen mit neurologischen und hormonellen Veränderungen im Gehirn entschuldigt werden. Denn die Lebenssituation von Jugendlichen wirkt auf die Umstrukturierung des Gehirns ein. Ebenso unterstützen intellektuelle und sportliche Beschäftigungen, unterschiedliche Beziehungen und Erziehung diese Umbauarbeiten im Gehirn.
Werte und Einstellungen
Persönliche Werte bezeichnen Grundorientierungen für das eigene Verhalten und die Erwartungen gegenüber anderen, zum Beispiel Toleranz oder Ehrlichkeit. Mit Regeln werden diese Werte in konkrete Handlungsanleitungen umgesetzt. Nehmen wir den Wert Toleranz. Die Regel dazu könnte lauten: In unserer Familie dürfen alle ihre Meinung sagen. Werte sind Vorstellungen, die uns Halt und Orientierung im Leben geben und uns helfen, Entscheidungen zu treffen – im Kleinen wie im Großen.
Wer bin ich? Wie möchte ich sein? Woran soll ich glauben? Das sind die Fragen, mit denen sich Jugendliche in der Pubertät beschäftigen. In unserer heutigen Gesellschaft finden sie eine Fülle von Antworten, denn nie war das Angebot an Weltanschauungen vielfältiger und vor allem auch zugänglicher als heute. Aber gerade durch diese Mannigfaltigkeit der Lebensstile, Überzeugungen und Ideologien gestaltet sich auch die Auswahl schwierig. Auch die alten Rollenbilder – Männer gehen arbeiten und Frauen bleiben zu Hause bei den Kindern – haben wir mit Recht abgeschüttelt, und beiden Geschlechtern
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