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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sich an mich. Er war der Spra­che noch im­mer nicht ganz mäch­tig.
    »Was … was soll das?« stieß er sto­ckend her­vor. »Warum sind … sind Sie hier?«
    Ich zuck­te mit den Schul­tern.
    »Wir su­chen nach ei­nem Do­ku­ment«, ant­wor­te­te ich un­be­fan­gen. »Sie selbst soll­ten das am bes­ten wis­sen, denn vor ei­ni­gen Ta­gen wa­ren wir in Ih­rer Ab­tei­lung, mit dem­sel­ben An­lie­gen.«
    Er er­in­ner­te sich, und ein Teil der Furcht fiel von ihm ab. Er be­gann zu glau­ben, daß es sich wirk­lich nur um ein zu­fäl­li­ges Zu­sam­men­tref­fen han­de­le.
    »Um so merk­wür­di­ger«, fuhr ich fort, »muß mir Ihr Ver­hal­ten er­schei­nen. Warum woll­ten Sie vor mir aus­rei­ßen?«
    Er wisch­te sich mit der Hand über die Stirn. Die Hand zit­ter­te.
    »Ich war … ich war er­schro­cken«, be­kann­te er. »Die­ses La­ger wird so sel­ten auf­ge­sucht, daß ich … ich weiß nicht, bit­te ver­zei­hen Sie mir. Ich bin eben ein al­ter Mann, der sei­ne Ge­dan­ken manch­mal nicht al­le bei­sam­men hat.«
    Fast hät­te er mir in die­sem Au­gen­blick leid ge­tan. Aber ich dach­te an die drei Tor­pentouf-Mäd­chen. Ich war ge­kom­men, um mich zu ver­ge­wis­sern, ob van Nuy­sen mit ih­rer Ent­füh­rung zu tun hat­te. Ich wand­te mich zur Sei­te, so daß der Weiß­haa­ri­ge mich nicht se­hen konn­te, und schloß die Au­gen. Vor­sich­tig streck­te ich mei­ne te­le­pa­thi­schen Sen­so­ren aus und be­gann nach sei­nem Be­wußt­sein zu tas­ten.
    Dann ge­sch­ah es. Ich drang in van Nuy­sens Ge­dan­ken­welt ein. Ich iden­ti­fi­zier­te die Ge­dan­ken, die ich sah, als van Nuy­sens. Und im nächs­ten Au­gen­blick blen­de­te mich ein grel­ler Blitz. Ste­chen­der, bren­nen­der Schmerz wie von ei­ner glü­hen­den Na­del zuck­te mir durch den Ver­stand. Ich schrie un­will­kür­lich auf, rang einen Atem­zug lang um mein Be­wußt­sein … dann war Stil­le, be­ängs­ti­gen­de, ab­so­lu­te Stil­le. Noch halb be­nom­men öff­ne­te ich die Au­gen. Vor mir lag van Nuy­sen auf dem Bo­den, merk­wür­dig ver­krümmt, das Ge­sicht zu ei­ner Gri­mas­se höchs­ten Ent­set­zens ver­zerrt, die Au­gen weit auf­ge­ris­sen, blick­los zur De­cke hin­auf star­rend.
    Er war tot. Et­was in sei­nem Ge­hirn hat­te auf mei­nen Ver­such, sein Be­wußt­sein zu er­tas­ten, mit ka­ta­stro­pha­ler Wucht rea­giert. Han­ni­bal trat lang­sam nä­her. Er war bleich ge­wor­den. Fas­sungs­los starr­te er den To­ten an. Wenn ich noch nicht ge­wußt hät­te, daß wir es mit ei­nem mit al­len Was­sern der in­ter­na­tio­na­len In­tri­ge ge­wa­sche­nen Geg­ner zu tun hat­ten, dann wä­re mir das spä­tes­tens in die­sem Au­gen­blick auf­ge­gan­gen.
    Van Nuy­sen war prä­pa­riert wor­den, wahr­schein­lich oh­ne es zu wis­sen. Man hat­te ei­ne Si­che­rung in sein Be­wußt­sein ein­ge­baut, die auf den ge­rings­ten te­le­pa­thi­schen Im­puls rea­gier­te und van Nuy­sens Ge­hirn zer­stör­te, be­vor er die Ge­heim­nis­se aus­plau­dern konn­te, die ihm an­ver­traut wa­ren.
    Wir hat­ten den Ver­bin­dungs­mann des Geg­ners ge­fun­den … aber er konn­te uns nichts mehr sa­gen.
     
     

5.
     
    Mi­ke Tor­pentouf traf die nö­ti­gen Ar­ran­ge­ments. Daß van Nuy­sen ver­un­glückt war, ließ sich nicht ver­heim­li­chen. Daß Han­ni­bal und ich den Au­gen­blick sei­nes To­des mit­er­lebt hat­ten, mehr noch, daß wir, oh­ne es zu ah­nen, der An­laß für sei­nen Tod ge­we­sen wa­ren, muß­te un­ter al­len Um­stän­den ge­heim blei­ben. Der Feind durf­te auf kei­nen Fall er­fah­ren, daß wir sei­nem Kon­takt auf der Spur ge­we­sen wa­ren. Man wür­de ein Zeug­nis aus­stel­len, wo­nach van Nuy­sen ei­nem Herz­an­fall er­le­gen war, und selbst wenn die Wahr­heit ir­gend­wie durch­si­cker­te, moch­te der Geg­ner glau­ben, daß die Si­che­rung in van Nuy­sens Be­wußt­sein oh­ne äu­ße­ren An­laß an­ge­spro­chen hat­te.
    Für uns hat­te sich mit die­sem Zwi­schen­fall die Spur, die wir ge­ra­de erst ge­fun­den hat­ten, wie­der ver­lo­ren. Na­tür­lich wur­de van Nuy­sens Haus durch­sucht: Er wohn­te in ei­nem klei­nen, an­spruchs­lo­sen Bun­ga­low am Ran­de der Sied­lung für Stabs­of­fi­zie­re und

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