Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
zwi­schen ihm und PLA­TO ab. Es war die Un­ge­wiß­heit, die mich be­drück­te, nicht et­wa der Ver­dacht, Re­ling könn­te die Sa­che in­zwi­schen ver­ges­sen ha­ben.
    An die­sem Mor­gen war ich ziem­lich früh auf den Bei­nen und kon­su­mier­te ein ein­sa­mes Früh­stück, da der Klei­ne of­fen­bar von Sor­gen der Art, wie ich sie emp­fand, un­be­hel­ligt blieb und noch sanft schlum­mer­te. Ich spül­te den letz­ten Bis­sen mit ei­nem Schluck vor­züg­li­chen Kaf­fees hin­un­ter und hör­te da­bei das RA­DA-Ge­rät sum­men. Wie elek­tri­siert sprang ich auf und ak­ti­vier­te den Emp­fän­ger. Mi­ke Tor­pentouf war am Ap­pa­rat.
    »Van Nuy­sen ist auf dem lau­fen­den«, sag­te er. »Ich ha­be erst ei­ne Stun­de Zeit ge­habt zu ver­brei­ten, daß Sie ab­ge­reist sind. Aber er weiß schon da­von, ob­wohl er noch zu Hau­se ist.«
    »Sie ha­ben ihn an­ge­ru­fen?«
    »Un­ter dem Vor­wand, ich wol­le mich nach sei­nem Be­fin­den er­kun­di­gen.«
    »Wie ist es?«
    »Ich deu­te­te an, daß ich einen wich­ti­gen Auf­trag für ihn hät­te, und er ver­si­cher­te mir, daß er durch­aus in der La­ge sei, ihn an­zu­neh­men.«
    Tor­pentoufs Ei­fer war ver­ständ­lich, und trotz­dem kam er mir un­ge­le­gen. Wenn van Nuy­sen Ver­dacht schöpf­te, dann war al­le bis­he­ri­ge Vor­sicht um­sonst. Aber es brach­te nichts ein, ihm jetzt Vor­hal­tun­gen zu ma­chen. Die Sa­che war ge­sche­hen, und uns blieb nur üb­rig, zu hof­fen, daß van Nuy­sen nicht all­zu miß­trau­isch war.
    »Er wird ge­gen elf Uhr im Bü­ro er­schei­nen«, fuhr Tor­pentouf fort. »Von da an geht al­les nach Plan.«
    Ich sah auf die Uhr. Es ging ge­gen acht. Tor­pentouf muß­te heu­te aus­ge­spro­chen früh im Bü­ro er­schie­nen sein. Auch das war nicht ge­ra­de ei­ner der klügs­ten Schach­zü­ge.
    »Gut«, ant­wor­te­te ich, »wir wer­den an Ort und Stel­le sein.«
     
    Daß van Nuy­sen schon von un­se­rer Ab­rei­se wuß­te, oh­ne im Bü­ro ge­we­sen zu sein, be­deu­te­te nicht un­be­dingt, daß es au­ßer ihm noch einen zwei­ten Ver­trau­ens­mann des Ent­füh­rers gab. Zu die­ser An­sicht rang ich mich nach reif­li­cher Über­le­gung durch. Van Nuy­sen konn­te, be­vor er sich krank­mel­de­te, sei­ner Um­ge­bung zu ver­ste­hen ge­ge­ben ha­ben, daß er mir oder Han­ni­bal aus die­sem oder je­nem Grund aus dem We­ge ge­hen wol­le, und ei­ner von sei­nen Un­ter­ge­be­nen, der ihm be­son­ders er­ge­ben war, hat­te ihn über die Neu­ig­keit von un­se­rer Ab­rei­se in Kennt­nis ge­setzt, so­bald er da­von er­fuhr.
    Ich weck­te den Klei­nen. Wir ver­brach­ten die nächs­ten zwei Stun­den in wach­sen­der Un­ge­duld. Um zehn Uhr mach­ten wir uns auf den Weg. Fol­gen­des war zwi­schen Tor­pentouf und uns ver­ein­bart wor­den: Die Ab­tei­lung Do­ku­men­ta­ti­on und Ar­chi­ve be­saß ein Au­ßen­la­ger am Nor­d­rand der In­sel. In die­sem Au­ßen­la­ger gab es zwei Ab­tei­lun­gen: Ei­ne für ganz ge­wöhn­li­che, al­te, un­wich­ti­ge Do­ku­men­te und ei­ne zwei­te, klei­ne­re für sol­che Un­ter­la­gen, die zwar alt, aber noch im­mer von höchs­ter Wich­tig­keit und da­her in ih­rer Ge­heim­hal­tungs­stu­fe nicht her­ab­ge­setzt wor­den wa­ren. Das Au­ßen­la­ger war noch vor der Jahr­tau­send­wen­de an­ge­legt wor­den und be­saß nicht die com­pu­ter­ge­steu­er­ten Ab­griffs­vor­rich­tun­gen, die seit­dem in al­len an­de­ren Ar­chi­ven der Se­cu­ri­ty Ad­mi­nis­tra­ti­on in­stal­liert wor­den wa­ren. Wer ein Do­ku­ment aus dem Au­ßen­la­ger zu se­hen wünsch­te, der muß­te sich in ei­ge­ner Per­son dort­hin be­ge­ben und sich das Ge­wünsch­te selbst her­aus­su­chen. Mit ei­nem sol­chen Auf­trag war van Nuy­sen von Mi­ke Tor­pentouf los­ge­schickt wor­den.
    Das Au­ßen­la­ger war ein al­ter, runder Stahl­be­ton­bun­ker, der sich un­ter ei­ne am Strand auf­ra­gen­de Fel­sen­grup­pe duck­te. Wir wa­ren von der weg- und steg­lo­sen West­sei­te her­ge­kom­men und hat­ten un­se­ren Wa­gen in ei­nem Bam­bus­ge­strüpp ab­ge­stellt, so daß er von der aus Os­ten her­an­füh­ren­den Stra­ße, auf der van Nuy­sen kom­men wür­de, nicht ge­se­hen wer­den

Weitere Kostenlose Bücher