Sicherheitsfaktor III
konnte. Wir hatten von Torpentouf einen jener elektronischen Kodegeber erhalten, auf die allein die komplizierte Verriegelung des Bunkereingangs ansprach. Wir öffneten und traten ein. Gleichzeitig mit dem öffnen der Tür flammte das Licht auf. Wir fanden uns in einem schmalen, stickigen Gang. Zur Linken führte eine weitere Tür in die Abteilung der alten, unwichtigen Dokumente. Am Ende des Ganges befand sich der Eingang zu der Geheimablage, die van Nuysen aufsuchen mußte, um Torpentoufs Auftrag zu erfüllen.
Wir traten dort ein. Die Geheimablage nahm einen Sektor des Kreises ein, den der Bunker bildete. Der Eingang lag an der Spitze des Sektors. Zu beiden Seiten strebten die Wände in einem Winkel von etwa sechzig Grad auseinander, und die Rückwand wurde von der Rundung des Bunkers gebildet. Von den Dokumenten war nichts zu sehen. Sie staken in metallenen Behältnissen, die an den Wänden entlang aufgestellt und mit unverständlichen Kodezeichen versehen waren. Zum Öffnen der Behälter brauchte man einen weiteren Kodegeber. In der Mitte des annähernd dreieckigen Raumes stand ein langer Tisch mit einem Video-Gerät zum Lesen von Mikrofilmen, einer Konsolentastatur und anderen Instrumenten, mit denen der Benutzer dieses Archivs sich das Leben leichter machen konnte. Außerdem standen da ein paar Stühle. Wir nahmen Platz.
Von da an galt unsere Aufmerksamkeit nahezu ausschließlich der Uhr. Um elf Uhr erschien van Nuysen im Büro. Er würde sich sofort zu Torpentouf begeben und dort den Auftrag erhalten, im Außenlager nach einem bestimmten Dokument zu suchen. Ich nahm an, daß er für die Anreise etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten brauchte. Ab Viertel nach elf also wurde die Lage kritisch.
Zur angegebenen Zeit stand Hannibal wortlos auf und postierte sich in unmittelbarer Nähe des Eingangs. Er zwängte sich zwischen zwei Archivbehälter, was einem Menschen von normaler Statur infolge der Enge völlig unmöglich gewesen wäre, so daß van Nuysen ihn nicht gleich mit dem ersten Blick zu sehen bekommen würde. Der Kleine hatte die Aufgabe, dem Oberst den Weg abzuschneiden, falls er zu fliehen versuchte.
Die Sekunden tickten dahin. Es wurde elf Uhr zwanzig, elf Uhr fünfundzwanzig. Da hörte ich ein undeutliches Geräusch, das von draußen, aus dem Gang, zu kommen schien. Hannibal gab einen kurzen, zischenden Laut von sich. Auch er hatte es gehört. Augenblicke später erwachte der Riegelmechanismus der Tür summend zum Leben. Die Tür schwang zur Seite. Van Nuysen trat ein. Er war überraschend klein, wahrscheinlich nicht über einen Meter fünfundsechzig groß. Der würdevolle Kopf mit dem edel geschnittenen Gesicht stand in eigenartigem Kontrast zu dem schmächtigen Körper.
Er machte einige Schritte. Erst dann sah er mich. Er blieb stehen, und die Farbe wich ihm aus dem Gesicht. Ich habe selten einen Menschen so erschreckt gesehen wie van Nuysen in diesem Augenblick. Die Augen wollten ihm aus den Höhlen quellen, und die Lippen öffneten und schlossen sich in dem vergeblichen Be mühen, Worte hervorzubringen. Einen Atemzug lang fürchtete ich, er werde an Ort und Stelle einen Herzanfall erleiden.
Doch plötzlich erwachte er wieder zum Leben. Mit einem gurgelnden Schrei warf er sich herum und stürmte auf die Tür zu, die sich inzwischen wieder hinter ihm geschlossen hatte. Aber Hannibal war zur Stelle. Er hatte sich aus seinem Versteck hervorgequetscht und blockierte dem Weißhaarigen den Weg. Van Nuysen stockte. Der Kleine grinste ihn an und sagte:
»So kurz hatten wir uns Ihren Besuch eigentlich nicht vorgestellt, Oberst. Wollen Sie nicht noch ein wenig bleiben?«
Van Nuysen wandte
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