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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Zeit ver­geht das schon wie­der.«
    Re­ling misch­te sich ein.
    »Sie ste­hen bei­de un­ter dem Ein­fluß ei­ner Dro­ge«, er­klär­te er. »Bei Ih­nen, Kon­nat, ist die Zu­sam­men­set­zung des Mit­tels ein we­nig an­ders als in Ma­jor Ut­ans Fall. Die Be­nom­men­heit, die Sie emp­fin­den, ist be­ab­sich­tigt. Sie wird wei­chen, so­bald ich ein Ko­de­zei­chen ge­be. Die In­jek­ti­on be­rei­tet ihr Be­wußt­sein auf er­höh­te Auf­merk­sam­keit vor. Es wird Ih­nen schwer­fal­len, ein Wort von dem, was ich sa­ge, oder ein Bild, das man Ih­nen zeigt, je­mals wie­der zu ver­ges­sen.«
    Dann wand­te er sich mir zu. Sein Lä­cheln war aus­ge­spro­chen hä­misch. »Es tut mir gut, Kon­nat, Sie ein­mal in die­ser Ver­fas­sung zu se­hen. Der Glöck­ner von Notre Da­me muß im Ver­gleich mit Ih­nen ein wah­rer Ado­nis ge­we­sen sein.« Au­gen­blick­lich wur­de er ernst. »Die Sa­che hat na­tür­lich ih­ren gu­ten Grund. In mei­nem Plan spie­len Sie ei­ne über­aus wich­ti­ge Rol­le. Von Ih­nen selbst geht die For­de­rung aus, daß nie­mand, nicht ein­mal Mit­glie­der der GWA, so­fern sie nicht dem Füh­rungs­stab an­ge­hö­ren, von der Ent­füh­rung der Tor­pentouf-Dril­lin­ge er­fah­ren. Al­so muß­te ich Sie hier ein­schleu­sen, oh­ne daß Sie vom Be­gleit­per­so­nal er­kannt wur­den. Mein Vor­ha­ben geht von der An­nah­me aus, daß nie­mand in der Welt weiß, wo Bri­ga­de­ge­ne­ral Kon­nat sich im Au­gen­blick auf­hält.«
    Der Au­gen­blick der Er­re­gung war vor­über. Der Zorn hat­te mich längst wie­der ver­las­sen. Die Apa­thie war zu­rück­ge­kehrt. Ich durch­schau­te Re­lings Be­weg­grün­de nicht, aber ich nahm sie hin.
    »Set­zen Sie sich!« be­fahl er.
    Wir ge­horch­ten. Wie von Zau­ber­hand wur­de das Licht ge­löscht, und in die Dun­kel­heit hin­ein sag­te Re­ling: »Auf­wa­chen!«
    Da fuhr es mir wie ein Ruck durch das Be­wußt­sein. Mit ei­nem­mal war ich, wie man so sagt, voll da. Ich war hell­wach. Aus der Fins­ter­nis, die mich um­gab, war dämm­ri­ges Halb­dun­kel ge­wor­den, in dem ich die Um­ris­se der Ge­gen­stän­de und Re­lings Sil­hou­et­te er­ken­nen konn­te. Ich be­tas­te­te mein Ge­sicht und ent­deck­te, daß auch die Ne­ben­wir­kung der hin­ter­häl­ti­gen Dro­ge, die Er­schlaf­fung der Ge­sichts­mus­keln, wie weg­ge­wischt war. In die­sem Au­gen­blick sah ich wie­der aus wie Thor Kon­nat.
    »Sie wer­den die Wir­kung be­mer­ken, die sich an Ih­ren Be­wußt­sei­nen voll­zo­gen hat«, sag­te Re­ling aus dem Halb­dun­kel. »Und jetzt kon­zen­trie­ren Sie sich bit­te auf die Bil­der, die ich Ih­nen vor­füh­re.«
    Ei­ne Wand leuch­te­te auf. In drei­fa­cher Le­bens­grö­ße er­schi­en das Bild ei­nes stäm­mi­gen, un­ter­setz­ten Man­nes. Un­ter vor­ge­wölb­ter Stirn blick­ten schar­fe, auf­merk­sa­me, in­tel­li­gen­te Au­gen. Der Mann hat­te dun­kel­brau­nes Haar, das mit dün­nen, sil­ber­nen Sträh­nen durch­setzt war. Er trug Zi­vil, aber ich wuß­te, daß er einen ho­hen mi­li­tä­ri­schen Rang be­saß. Ich kann­te den Mann. Er war Mar­schall Zeglio, Chef des Mi­li­tä­ri­schen Ab­schirm­diens­tes Eu­ro­pa. Das Bild ver­schwand, ein an­de­res nahm sei­ne Stel­le ein: ein hoch­ge­wach­se­ner Mensch, breit­schult­rig, in mitt­le­ren Jah­ren. Sein Blick strahl­te Wis­sen eben­so wie Här­te aus. Als Geg­ner hät­te ich den Mann un­gern ha­ben mö­gen. Ich kann­te ihn nicht, aber ir­gend et­was an sei­nem Äu­ße­ren be­sag­te mir, daß er Eu­ro­pä­er sein müs­se.
    »Ewald Hrdlicka«, sag­te Re­ling, »Be­zirk Ös­ter­reich. Mer­ken Sie sich den Mann!«
    Als nächs­tes er­schi­en wie­der­um ein ver­trau­tes Bild. Gre­gor Iwa­no­witsch Gors­kij, der Gnom, mit sei­ner alt­mo­di­schen, rand­lo­sen Bril­le und ei­nem Ge­sichts­aus­druck, als wol­le er dem Fo­to­gra­fen an den Hals fah­ren. Der Chef des Ab­wehr­diens­tes des so­wje­ti­schen Blocks. Klein von Ge­stalt, doch ein Rie­se an Schlau­heit.
    Das Bild wech­sel­te von neu­em. Aber­mals war ein hoch­ge­wach­se­ner Mann zu se­hen, die­ser ziem­lich jung, knapp über drei ßig Jah­re alt. Er trug, wie das bei den So­wjets so üb­lich war, vol le Uni­form,

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