Sicherheitsfaktor III
höhere Angestellte. Aber die Durchsuchung förderte nichts zutage. Van Nuysen war sehr vorsichtig gewesen, keine Unterlagen über seine Beziehungen zu dem unbekannten Entführer herumliegen zu lassen.
Wir standen wieder am Anfang. Unsere Niedergeschlagenheit wurde nur noch übertroffen durch Mike Torpentoufs Verzweiflung. Ein paar Tage lang hatte er sich in der Hoffnung gewiegt, er sei den Drillingen schon auf der Spur. Und jetzt … nichts! Er ging uns eine Zeitlang aus dem Wege, und das war mir recht so, denn es fiel mir schwer, immer neue, nichtssagende Worte des Trostes zu finden. Es sah so aus, als wäre es uns beschieden, einfach dazusitzen, die Hände im Schoß, und zu warten, bis der Gegner von sich aus wieder Verbindung mit dem Vater der entführten Kinder aufnahm. Erst dann ergab sich für uns ein neuer Ansatzpunkt. Die Zwischenzeit aber, die Zeit, in der wir nichts unternehmen konnten, würde die Hölle sein, für uns beide, und in noch viel stärkerem Maße für Mike Torpentouf und seine Frau.
Es stellte sich allerdings heraus, daß ich die Rechnung ohne den Wirt, ohne den Alten gemacht hatte. Inzwischen hatten wir fast schon aufgegeben, jemals wieder von ihm zu hören. Nachdem wir uns mit Mike an einem abseits gelegenen Ort über die nach van Nuysens Tod notwendig gewordenen Arrangements geeinigt hatten, kehrten wir auf Schleichwegen ins Hotel zurück. Durch einen Seiteneingang gelangten wir in unsere Suite. Bevor ich die Tür öffnete, sah ich mich vorsichtig um, um mich zu vergewissern, daß kein Unberufener uns zu sehen bekam.
Dann trat ich ein … und wurde im selben Augenblick zur Statue. Vor mir, in einem unserer bequemen Sessel, hatte ein Mann Platz genommen. Er wandte mir den Rücken zu und schien das Geräusch der sich öffnenden Tür völlig uninteressant zu finden. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, erkannte ich doch die charakteristische, ein wenig eckige Form des Schädels, das kurzgeschorene, eisgraue Haar … Da stand er plötzlich auf und wandte sich um. Ein kleines, spöttisches Lächeln spielte um die dünnen, nicht sonderlich ausdrucksvollen Lippen. Der Schnurrbart zuckte ein einziges Mal; mehr an Emotionen auszudrücken, war ihm nicht erlaubt.
»Es tut meiner alten Seele gut«, sagte General Reling, »einen Fuchs wie Sie vor Schreck erstarrt zu sehen. Ich dachte schon, Sie hätten die Kunst zu erschrecken völlig verlernt.«
Ich entspannte mich. Es hatte keinen Zweck, ihm auseinanderzusetzen, daß nicht sein Anblick mich so erschreckt hatte, sondern vielmehr der Gedanke, der mir durch den Kopf schoß, als ich ihn reglos dasitzen sah. Ich hatte den toten van Nuysen noch deutlich vor Augen, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich gefürchtet, der unheimliche Gegner hätte seinen Triumph dadurch vollkommen gemacht, daß er uns auch Reling als Leiche präsentierte. Solche Alpträume entstehen, wenn man seine Gedanken nicht in der Gewalt hat. Ich mußte mich zusammenreißen. GWA-Schatten, die an Halluzinationen leiden, haben eine notorisch geringe Lebenserwartung.
»Ich hoffe, Sie haben nicht allzuviel Gepäck«, fuhr der Alte fort, nachdem er vergebens auf ein Wort von uns gewartet hatte. »Die Maschine wartet bereits.«
»Maschine …?« wiederholte ich verständnislos.
»Sie treten eine Reise an«, erläuterte Reling. »Sie und Utan. Zunächst nach Washington, dann weiter.«
»PLATO …?« brachte ich nur hervor.
»Ganz richtig. Die Maschine hat endlich ein Konzept entwickelt. Man wird Sie darauf vorbereiten.«
Da meldete sich zum ersten Mal der Kleine zu Wort. Respektlos wie immer begehrte er auf:
»Ich stand unter dem Eindruck, ich verbrächte hier einen wohlverdienten
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