Sicherheitsfaktor III
Rom landeten. Es konnte niemand auffallen, daß wir von einem Privatfahrzeug am Flughafen abgeholt wurden. Das Hotel, in dem schon vor einigen Tagen für mich reserviert worden war, hieß Albergo di Lazio und lag am Südrand der Stadt. Es erwies sich als eine Nobelherberge ersten Ranges, in der auf jeden Gast etwa zwei Bedienungen kamen. Der Chauffeur setzte Wiley und mich hier ab. Unsere Suite lag im vierzehnten Stockwerk. Das Gepäck wurde uns per Aufzug zugesandt. Das war mir lieb, denn ich hatte kaum die Tür zu meinem Appartement geöffnet, da bemerkte ich an einem eigenartigen Fluidum, das sich nur den psionischen Fühlern des Telepathen mitteilt, daß Wiley und ich uns nicht allein in der Zimmerflucht befanden. Ich öffnete den Mentalschirm weit und prallte mitten im Äther mit einem anderen Bewußtsein zusammen das soeben im Begriff gewesen war, mich einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen.
»Hallo, Großer!« empfand ich den Gedankenstrom des andern. »Ich wollte nur nicht, daß du erschreckst!«
»Danke für die Rücksichtnahme, Kleiner«, antwortete ich. »Halt dich bloß fest, wenn du mich zu sehen bekommst!«
Ich spürte, daß die mentalen Impulse aus einem Zimmer zur Linken kamen. Ich öffnete die Tür: Dort saß Hannibal bequem in einem ultramodernen Gliedersessel, unmittelbar neben einem Tischchen mit einer glitzernden Getränke-Servierautomatik, und hielt ein kondenswasserbeschlagenes, eiskaltes Glas mit Campari und Soda in der Hand.
Wiley nahm seine Anwesenheit unbefangen zur Kenntnis. Die Leute, die mit uns zu tun hatten, waren inzwischen daran gewöhnt, daß wir stets da auftauchten, wo man uns am wenigsten erwartete, und daß ein Gutteil unserer Kommunikation sich unhörbar über mentale Kanäle abwickelte.
»Wie ich sehe, läßt du es dir gutgehen«, bemerkte ich sarkastisch.
»Warum sollte ich es mir schlechtgehen lassen?« reagierte der Kleine mit Gleichmut. »Wenn du in der vergangenen Nacht so viel geschafft hättest wie ich, wärst du auch der Meinung, du hättest ein paar Stunden Entspannung und ein kühles Getränk auf Staatskosten verdient.«
Er stellte das Glas ab, stand auf und musterte mich. »Ich bin wirklich froh, daß ich dich auf telepathischem Wege identifizieren kann. Unsere Maskenbildner verstehen ihr Fach so gut, daß einem unheimlich dabei wird.«
Ich warf einen Blick in die Runde. Er verstand mich sofort.
»Absolut ungefährlich. Vor vier Stunden sind wir hier mit drei Mann und einem Meßinstrumentenkasten angerückt. Es gibt kein Mikrophon, keine verborgene Kamera. Es gab sie nie. Signor Annunziato Zenetti ist der Hotelverwaltung ein lieber, völlig unverdächtiger Gast.«
»Ich nehme an, es hat seinen guten Grund, daß der Alte sich meine Unterbringung soviel kosten läßt«, stocherte ich.
»Und ob!« lachte Hannibal. »Du wohnst nur ein paar Türen von dem vorübergehenden Domizil eines Herrn mit dem Namen Ewald Hrdlicka.«
Gegen dreiundzwanzig Uhr bekam ich Besuch. Vier von Hannibals Spezialisten hatten den größten Teil des Abends im großen Foyer zugebracht, als wären sie Gäste des Hotels, und hinter Zeitungen verborgen oder auch ganz offen den Strom der ein- und ausgehenden Gäste beobachtet.
»Hrdlicka ist soeben eingetroffen«, meldete einer von ihnen.
»Haben Sie einen Mann auf Posten gelassen?« erkundigte sich Hannibal.
»Zwei, Sir«, lautete die Antwort. »Aber wir werden sie bald abziehen müssen. Das Foyer leert sich allmählich.«
»Lassen Sie sie draußen Posten beziehen. Falls Hrdlicka wider Erwarten das Hotel noch einmal verläßt, müssen wir das wissen.«
Er blickte ostentativ auf die Uhr.
»Noch zwei Stunden«,
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