Sicherheitsfaktor III
einerseits nichts anderes erwartet hatte, sich andererseits aber über die Knauserigkeit des Herrn Hrdlicka ärgerte. Hrdlicka war als sparsam bekannt. Ich in seiner Rolle hatte mich danach zu richten.
Kurz vor acht Uhr verließ ich das Hotel. An der Rezeption hinterließ ich, daß ein Mann namens Carpenter, der im Laufe des Vormittags erscheinen würde, um etwas aus meinem Zimmer zu holen, unbedingt einzulassen sei. Damit ebnete ich dem Arzt den Weg, den Hannibal etwa gegen zehn Uhr in Marsch setzen wür de, damit er Ewald Hrdlicka einer hypnotischen Behandlung unterzog.
In der Garage bestieg ich Hrdlickas Wagen. Mein einziges Gepäck bestand aus einem flachen Diplomatenkoffer, in dem Hrdlicka am vergangenen Abend einige Akten mit nach Hause genommen hatte, die er vor dem Schlafengehen durchzulesen gedachte. Ich hatte sie ebenfalls gelesen. Von dem Fall, der darin behandelt wurde, hatte ich gehört. Ich wußte außerdem über Hrdlickas Privatleben, über seine Neigungen und Abneigungen, über die Beziehungen zu seinen Vorgesetzten und Untergebenen einigermaßen Bescheid, so daß ich mir zutraute, die Rolle des Österreichers einen oder einen halben Tag lang unauffällig zu spielen. Mehr würde hoffentlich nicht erforderlich sein.
Der Gebäudekomplex des MADE-Hauptquartiers lag östlich des Hotels, auf dem halben Wege zwischen dem Flughafen und der Stadt. Das Gelände war von einem hohen, altmodisch wirkenden Zaun umgeben. An vier Stellen gab es Zufahrten. Ich hielt auf eine davon zu und mußte vor einer bunt gestrichenen Schranke warten. In einem kleinen Häuschen neben der Schranke saß ein alter Mann und nickte mir freundlich zu.
»Guten Morgen, Signor Hrdlicka!« sagte er.
Das slavische Nebeneinander von Konsonanten war seinem römischen Gaumen unangenehm. Er sagte »Redelitschka«. Ich dankte ihm freundlich und bedauerte insgeheim, seinen Namen nicht zu kennen. Er drückte auf einen Knopf, aber die Schranke blieb vorläufig noch geschlossen. Ich nahm an, daß der Alte durch den Knopfdruck nur den visuellen Eindruck bestätigte. Sicherlich gab es ringsum noch andere Geräte, die das Fahrzeug überprüften und vielleicht auch noch eine Reihe anderer Dinge, anhand deren sich die Identität des Fahrers feststellen ließ. Schließlich schnappte die bunt bemalte Barriere nach oben. Ich winkte dem alten Mann in dem Glashaus ein letztes Mal zu, dann fuhr ich zu einem flachen, langgestreckten Gebäude hinüber, dem ein überdachter Parkplatz vorgegliedert war. Ich stellte den Wagen auf dem Feld ab, das mit »Hrdlicka« markiert war.
Auf dem Weg zu meinem Büro begegnete ich zwei jungen Frauen, die mich beiläufig grüßten. In meinem Büro angekommen, begrüßte ich als erstes meine Sekretärin, mir einen Becher Kaffee zu besorgen. Es war dies eine von Hrdlickas Gewohnheiten, an die ich mich unbedingt zu halten hatte, obwohl mir im Augenblick ein doppelter Martini weitaus besser zu Gesicht gestanden hätte als das braune Gebräu. Sodann machte ich mich über Hrdlickas Terminkalender her. Es gab zwei Besprechungen, die eine um neun, die andere um elf Uhr dreißig. Die letztere nannte sich burschikos »Gerede bei Zeglio«, ein Rundgespräch zwischen Marschall Zeglio und seinen Abteilungsleitern, das an jedem Mittwoch um 11.30 stattfand, wie wir wußten. Allein auf diese Besprechung kam es mir an. Die andere, mit einem Untergebenen, ließ ich durch meine Sekretärin auf morgen verschieben. Mochte sich der richtige Hrdlicka darum kümmern!
An diesem Morgen muß sich die Sekretärin des Österreichers über die Verbissenheit gewundert haben, mit der ihr Vorgesetzter sich in die Arbeit
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