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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sag­te er. »Zwi­schen ein und vier Uhr mor­gens schläft hier al­les, auch das Per­so­nal. Dann ist es Zeit zu­zu­schla­gen.«
    Das hat­te er im Ver­lauf der ver­gan­ge­nen Stun­den we­nigs­tens schon ein Dut­zend­mal ge­sagt. Die Span­nung nag­te auch an ihm. Ich hat­te den Ver­such auf­ge­ge­ben, zu gu­ter Letzt doch noch ein paar Stun­den Schlaf zu fin­den, und statt des­sen ein auf­put­schen­des Me­di­ka­ment zu mir ge­nom­men. Das trug na­tür­lich nicht da­zu bei, mei­ne Ner­vo­si­tät zu be­sänf­ti­gen. Aber was woll­te man ma­chen?
    Die Zeit ver­strich un­ge­heu­er lang­sam. Es wur­de Mit­ter­nacht. Schlimm war, daß ich nichts Al­ko­ho­li­sches trin­ken durf­te, denn Al­ko­hol und das Auf­putsch­mit­tel ver­tru­gen sich nicht mit­ein­an­der. Ich schloß die Au­gen und muß zum Schluß trotz Me­di­ka­ment und Ner­vo­si­tät doch noch für ein paar Mi­nu­ten ein­ge­nickt sein, denn als Han­ni­bal mich un­sanft an der Schul­ter rüt­tel­te, dau­er­te es den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de, be­vor ich wuß­te, wo ich war.
    Un­ser Vor­ge­hen war sorg­fäl­tig ein­stu­diert. Die bei­den Pos­ten drau­ßen vor dem Ho­tel hat­ten sich nicht wie­der ge­mel­det. Ewald Hrdlicka be­fand sich al­so in sei­nem Zim­mer. Wi­ley klet­ter­te als ers­ter in die klei­ne Ka­bi­ne des Ge­päck­lifts. Wi­ley war nicht nur ein erst­klas­si­ger Mas­ken­bild­ner, er hat­te sich auch als Füh­rer ge­fähr­li­cher Ein­sät­ze sei­ne Spo­ren ver­dient. Die Ka­bi­ne ver­sank in der Fins­ter­nis des Schachts. Ei­ne knap­pe Mi­nu­te spä­ter kam sie wie­der zum Vor­schein. Dies­mal war die Rei­he an mir. Ich hat­te Mü­he, mich in den en­gen Kas­ten zu zwän­gen und be­durf­te der Hil­fe von au­ßen, die mir in Form ei­ner Rei­he von Püf­fen und Knüf­fen auch be­reit­wil­ligst ge­ge­ben wur­de. Die Ka­bi­ne schoß mit mir in die Tie­fe. End­sta­ti­on der Rei­se war ei­ne Ver­la­de­hal­le, die seit­wärts un­ter dem großen Foy­er lag und in di­rek­ter Ver­bin­dung mit der Ho­tel­ga­ra­ge stand. In den Wän­den der Hal­le gab es Zu­gang zu mehr als drei­ßig Lift­schäch­ten. Der wei­te Raum war nur not­dürf­tig er­leuch­tet. Ich sah Wi­ley ne­ben ei­nem rie­si­gen Kof­fer­sta­pel ste­hen. Er wink­te.
    Im Lau­fe von zwan­zig Mi­nu­ten ver­sam­mel­te sich die gan­ze Grup­pe, ins­ge­samt al­so sechs Mann, in der Hal­le. Nur Han­ni­bal war in mei­nem Zim­mer ge­blie­ben. Er muß­te dort auf­pas­sen, falls ir­gend je­mand un­ver­se­hens Si­gnor Ze­net­ti zu se­hen ver­lang­te.
    Wi­ley führ­te uns zu ei­nem an­de­ren Auf­zug. Dies­mal mach­te ei­ner von Han­ni­bals Leu­ten den ers­ten. Er fuhr nach oben, blieb knapp ei­ne hal­be Stun­de ver­schwun­den und kehr­te zu­rück, als ich mich schon zu fra­gen be­gann, ob er auf ein un­er­war­te­tes Hin­der­nis ge­sto­ßen sei.
    »Al­les in Ord­nung«, mel­de­te er lei­se. »Der Ver­schlag ist ent­rie­gelt. Er wird kein Ge­räusch von sich ge­ben, wenn Sie ein­drin­gen. Von Hrdlicka ha­be ich nichts ge­hört. Wahr­schein­lich schläft er.«
    Der Mann trat ab. Durch den Schacht, durch den wir her­ab­ge­kom­men wa­ren, fuhr er wie­der zu mei­ner Zim­mer­sui­te hin­auf. Ich kroch in den win­zi­gen Ge­päck­auf­zug. An­schei­nend be­durf­te es nur ein­ma­li­ger Übung, um mit so en­gen Be­hält­nis­sen fer­tig zu wer­den. Dies­mal wuß­te ich ge­nau, wie ich Ar­me und Bei­ne ab­win­keln und um mich her­um dra­pie­ren muß­te, um in die klei­ne Ka­bi­ne hin­ein­zu­pas­sen. Mit der un­an­ge­neh­men Be­schleu­ni­gung, die Ge­päck­auf­zü­ge so an sich ha­ben, weil sie auf den emp­find­li­chen mensch­li­chen Ma­gen kei­ne Rück­sicht zu neh­men brau­chen, schoß ich nach oben. Als die Ka­bi­ne zu brem­sen be­gann, öff­ne­te ich mein te­le­pa­thi­sches Vi­sier und hielt Um­schau. Dut­zen­de frem­der Ge­hir­ne, die im Zu­stand des Schla­fes nur ei­ne ver­hal­te­ne Ak­ti­vi­tät ent­wi­ckel­ten, la­gen vor mir. Ich tas­te­te ei­nes nach dem an­dern ab, bis ich an­hand ge­wis­ser Cha­rak­te­ris­ti­ka das Be­wußt­sein Ewald Hrdlickas ge­fun­den zu ha­ben glaub­te. Er lag in tie­fem Schlaf und wuß­te

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