Sicherheitsfaktor III
und der Körper wurde dadurch unsichtbar. An den Geräten gab es Feineinstellungen, die es ermöglichten, Umfang und Höhe des Energiefeldes genau zu regulieren, so daß nicht etwa ein Stück des Bodens, auf dem der Unsichtbare schritt, ebenfalls dem Blick des Beobachters entzogen wurde.
Solche Geräte mußten die beiden Männer getragen haben, die den Torpentouf-Mädchen auf dem Weg zum Kindergarten aufgelauert hatten. Anders war es nicht zu erklären, daß die Attentäter nicht gesehen worden waren. Für uns hatte diese Erkenntnis zusätzliche Bedeutung. Einer der irdischen Machtblöcke hatte sich nicht an die Abmachung gehalten, wonach die ungeheuren technischen Schätze des alten Marsstützpunktes unter dem Südpazifik zwar im Endeffekt der gesamten Menschheit zugute kommen, für den Augenblick jedoch von den Organen der Geheimen-Wissenschaftlichen- Abwehr verwaltet werden sollten. Die politische Lage auf der Erde war noch lange nicht so, wie man sie sich für den Zeitpunkt wünschen mußte, in dem die irdische Technologie das Erbe der Marsianer antrat. Es gehörte mit zu Relings hervorragendsten Erfolgen, daß er den Mächtigen dieser Erde klargemacht hatte, daß allein die Geheime-Wissenschaftliche-Abwehr, obwohl sie von Hause aus eine amerikanische Institution war, genügend Unparteilichkeit besaß, um als Verwalter der Mars-Hinterlassenschaft zu fungieren. Die Erde hatte damit schweigend die Führungsrolle der GWA im Konzert der internationalen Sicherheitsdienste akzeptiert. Anscheinend zu schweigend, wie sich jetzt erwies. Der Unbekannte war in die unterseeischen Räume eingedrungen und hatte sich geholt, was er brauchte: Tarnkappen-Feldweichen-Geräte, wie ich die Maschinen getauft hatte.
»Wen halten Sie eigentlich für den Übeltäter, Sir?« fragte ich Reling.
Überraschenderweise zögerte der Alte keine Sekunde mit der Antwort.
»Primo Zeglio war die ganze Zeit in Rom. Gorskij ununterbrochen entweder in Moskau oder in Irkutsk. Die Australier kommen wohl kaum in Frage. Auf wen also sollte man tippen?«
»Die Großasiaten. Das war auch meine Meinung …«
»Vorsicht!« mahnte Reling. »Ich tippe auf Fo-Tieng. Ob seine Interessen mit denen des Großasiatischen Staatenbundes identisch sind, steht bislang noch nicht fest.«
Ich erinnerte mich an die Formulierung des ersten Briefes, den Mike Torpentouf erhalten hatte, und gab ihm im stillen recht.
»Aber wenn das wirklich so ist«, überlegte ich, »wäre es dann für uns nicht einfacher, Peking in die Angelegenheit mit hereinzuziehen, unsere Karten auf den Tisch zu legen und zu fordern, daß Fo-Tieng unschädlich gemacht wird?«
Reling grinste. Es war mehr ein Zähneblecken, als ein Ausdruck der Heiterkeit.
»Sie gehen von der utopischen Annahme aus, daß unter den Völkern der Erde immer noch dieselbe Harmonie herrsche wie zur Zeit der drohenden Hypno-Invasion. Daß das nicht stimmt, müßte Ihnen eigentlich in der Zwischenzeit aufgegangen sein. Ich sage Ihnen: Wenn ich mich mit den Verdachtsmomenten, die ich jetzt besitze, nach Peking begäbe und von den Leuten dort verlangte, sie sollten Fo-Tieng an die Kandare nehmen, würde ich aus dem großasiatischen Staatspalast hinausgelacht werden!«
Die Diskussion hätte sich wahrscheinlich noch eine Weile hingezogen. Aber in diesem Augenblick erwachte ein kleiner Lautsprecher zum Leben. Eine unpersönliche Stimme sagte:
»Wir sind soeben in die Fünf-Meilen-Zone von Henderwon eingefahren.«
Reling erhob sich ächzend, als bereite ihm die Bewegung Schmerzen.
»Wir haben zu lange geredet. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wie
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