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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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geschehen war –, daß ich es nicht länger ertrug. Ich wandte mich ab und kroch, an allen Gliedern zitternd, durch den pechschwarzen Gang zurück, wobei ich tief in meinem bebenden Herzen ahnte, daß ich eine Seele in der Hölle geschaut hatte.
    Vorwärts stolperte ich, ich weiß kaum, wie. Zweimal stürzte ich, und einmal bog ich in den Quertunnel ein, entdeckte jedoch zum Glück meinen Irrtum noch rechtzeitig. Zwanzig Minuten oder länger kroch ich dahin, bis mir schließlich bewußt wurde, daß ich an der kleinen Treppe, die ich hinabgestiegen war, schon vorbei sein mußte. Zutiefst erschöpft und zu Tode geängstigt, sank ich auf den Steinboden nieder und verlor das Bewußtsein.
    Als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich in dem Gang gleich hinter mir einen schwachen Lichtschimmer. Ich kroch auf ihn zu und stellte fest, daß es die kleine Treppe war, über die sich die Dämmerung stahl. Ich stieg hinauf und erreichte sicher meine Kammer, wo ich mich auf mein Lager warf und bald in Schlummer oder eher tiefe Betäubung sank.

15
     
    Ayesha hält Gericht
     
     
    Das nächste, dessen ich mich entsinne, ist, daß ich meine Augen aufschlug und mein Blick auf Job fiel, der sich inzwischen von seinem Fieberanfall fast ganz erholt hatte. Er stand in dem Lichtstrahl, der durch den Schacht in der Höhlendecke hereindrang, und schüttelte meine Kleider aus, da er sie in Ermangelung einer Bürste nicht ausbürsten konnte. Sodann legte er sie wieder säuberlich zusammen und auf das Fußende der Steinbank. Dies getan, holte er das Reisenecessaire aus meinem Koffer und legte es geöffnet für mich bereit. Zuerst legte er es ebenfalls auf das Fußende der Bank, doch dann nahm er es, anscheinend aus Furcht, ich könnte es hinunterstoßen, wieder weg, legte es auf ein Leopardenfell am Boden, trat ein oder zwei Schritte zurück und betrachtete es prüfend. Anscheinend war er nicht zufrieden, denn er verschloß den Koffer, stellte ihn aufrecht ans Fußende des Lagers und legte das Necessaire darauf. Dann warf er einen Blick auf die mit Wasser gefüllten Töpfe, die unsere Waschgelegenheit darstellten. »Ach!« hörte ich ihn brummen, »nicht einmal heißes Wasser gibt's an diesem gräßlichen Ort. Diese armen Kreaturen benützen es wohl nur, um einander zu kochen«, und er seufzte tief. »Was ist denn, Job?« sagte ich.
    »Verzeihung, Sir«, sagte er und tippte sich an den Kopf. »Ich dachte, Sie schlafen, Sir; und Sie sehen ganz so aus, als ob Sie es nötig hätten. Nach Ihrem Aussehen zu urteilen, müssen Sie eine schreckliche Nacht verbracht haben.«
    Ich stöhnte nur zur Antwort. Bei Gott, ich hatte eine Nacht hinter mir, wie ich sie nie mehr wieder zu erleben hoffte.
    »Wie geht es Mr. Leo, Job?«
    »Ziemlich unverändert, Sir. Wenn er sich nicht bald erholt, geht's mit ihm zu Ende. Eins muß ich ja sagen – diese Wilde, diese Ustane, tut wirklich für ihn, was sie kann, fast wie eine getaufte Christin. Sie weicht nicht von seiner Seite und sorgt für ihn, und wenn ich auch mal nach ihm sehen will, wird sie schrecklich wütend und fängt in ihrer Heidensprache zu zetern und zu fluchen an – zumindest schließe ich aus ihrer Miene, daß sie flucht.«
    »Und was tust du dann?«
    »Ich verbeuge mich höflich und sage: ›Junge Frau, Ihre Stellung hier ist mir nicht ganz einleuchtend, und ich kann sie nicht anerkennen. Nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich gegenüber meinem krank darniederliegenden Herrn Pflichten zu erfüllen habe und daß ich mich davon nicht abhalten lassen werde, bis auch ich krank niedersinke‹, doch sie kümmert sich überhaupt nicht darum, sondern flucht und zetert nur noch mehr. Gestern abend fuhr sie mit der Hand unter das komische Nachthemd, das sie anhat, und holte ein Messer mit einer krummen Klinge hervor, doch ich, nicht faul, zog meinen Revolver, und dann schlichen wir beide umeinander herum, bis sie schließlich laut zu lachen anfing. Es ist nicht recht, daß sich ein Christenmensch von einer Wilden, so hübsch sie auch sein mag, derart behandeln lassen muß, doch was kann man denn schon anderes erwarten, wenn man so närrisch ist« (Job hob das Wort ›närrisch‹ mit Nachdruck hervor), »an einen solchen Ort zu reisen und nach Dingen zu forschen, die kein Mensch je finden wird. Es ist die gerechte Strafe, Sir – und ich bin der Meinung, daß es erst die halbe Strafe ist. Wenn die ganze kommt, wird's mit uns vorbei sein, und wir werden für immer und ewig in diesen gräßlichen Höhlen bei den

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