Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
Vom Netzwerk:
Sitzung der Kommission teil. Die anderen Mitglieder hatten für einige der Bücher Bewertungen abgegeben und fragten mich nach meiner Einschätzung. Meine Bewertungen unterschieden sich häufig von ihren, und sie fragten: »Warum haben Sie das Buch so niedrig bewertet?«
    Ich antwortete, bei dem Buch gebe es auf Seite soundsoviel das und das Problem - ich hatte mir Notizen gemacht.
    Sie stellten fest, daß ich eine wahre Goldmine war: Ich sagte ihnen in allen Einzelheiten, was an den Büchern gut und schlecht war; ich konnte meine Bewertungen begründen.
    Wenn ich sie fragte, warum sie irgendein Buch so hoch eingestuft; hatten, fragten sie zurück: »Sagen Sie uns doch mal, wie Sie das Buch fanden.« Ich bekam nie heraus, warum sie irgend etwas so bewerteten, wie sie es taten. Statt dessen fragten sie mich immer wieder nach meiner Meinung.
    Wir kamen zu einem bestimmten Buch, das zu einer Reihe von drei sich ergänzenden Büchern gehörte, die alle aus demselben Verlag kamen, und sie wollten wissen, was ich davon hielt.
    Ich sagte: »Das Buchlager hat mir dieses Buch nicht geschickt, aber die anderen beiden waren ganz gut.«
    Jemand versuchte die Frage zu wiederholen: »Wie finden Sie's denn?«
    »Ich sagte, man hat es mir nicht geschickt, deshalb kann ich darüber kein Urteil abgeben.«
    Der Mann aus dem Buchlager war da, und er sagte: »Entschuldigung; ich kann das erklären. Ich habe Ihnen das Buch nicht geschickt, weil es noch nicht fertig war. Jede Einreichung muß zu einem bestimmten Zeitpunkt hier eingegangen sein, und der Verlag hatte sich damit um ein paar Tage verspätet. Deshalb sind uns nur die Umschläge mit Blindbänden zugegangen. Die Firma hat eine Mitteilung geschickt, sich entschuldigt und ihre Hoffnung ausgedrückt, daß ihre aus drei Büchern bestehende Reihe berücksichtigt werden könne, auch wenn das dritte später eintreffe.«
    Es stellte sich heraus, daß das Buch mit den leeren Seiten von einigen anderen Mitgliedern bewertet worden war! Sie wollten nicht glauben, daß es sich um einen Blindband handelte, weil ihnen doch Bewertungen vorlagen. Tatsächlich lag die Bewertung bei dem fehlenden Buch sogar noch ein bißchen höher als bei den beiden anderen. Die Tatsache, daß in dem Buch nichts stand, hatte nichts mit der Bewertung zu tun.
    Ich glaube, der Grund für all das ist, daß das System folgendermaßen arbeitet: Man verteilt an alle möglichen Leute Bücher; aber die Leute haben zu tun; sie kümmern sich nicht darum und denken: »Na ja, das Buch wird ja von vielen Leuten gelesen, es macht also nichts.« Und sie schreiben irgendeine Zahl hin - zumindest einige von ihnen; nicht alle, aber einige. Wenn man dann seine Berichte bekommt, weiß man nicht, warum für ein bestimmtes Buch weniger Berichte vorliegen als für die anderen - das heißt, bei einem Buch haben vielleicht zehn, bei diesem aber nur sechs Leute einen Bericht geschrieben -, und deshalb ermittelt man bei denen, die einen Bericht geschrieben haben, den Durchschnittswert; bei denen, die keinen Bericht geschrieben haben, ermittelt man den Durchschnitt aber nicht, und auf diese Weise erhält man eine annehmbare Zahl. Bei dem dauernden Durchschnittnehmen geht völlig unter, daß überhaupt nichts zwischen den Buchdeckeln ist!
    Ich legte mir diese Theorie zurecht, weil ich sah, was in der Lehrplankommission vorging: Bei dem Blindband legten nur sechs von den zehn Mitgliedern Berichte vor, während bei den anderen Büchern acht oder neun Leute Angaben machten. Und wenn sie bei den sechs Leuten den Durchschnitt bildeten, bekamen sie einen ebenso guten Durchschnitt, als wenn sie ihn bei acht oder neun Leuten ermittelt hätten. Es war ihnen sehr peinlich, als sie entdeckten, daß sie für dieses Buch Bewertungen abgegeben hatten, und mir gab das etwas mehr Selbstsicherheit. Wie sich herausstellte, hatten sich die anderen Mitglieder der Kommission eine Menge Arbeit damit gemacht, die Bücher zu verteilen und die Berichte einzusammeln, und sie waren zu Veranstaltungen gegangen, bei denen die Verlage die Bücher erklärten , ehe sie gelesen wurden; ich war der einzige in der Kommission, der alle Bücher las und keinerlei Informationen von den Verlagen bekam, ausgenommen das, was in den Büchern selbst stand, also die Dinge, die schließlich in die Schulen gelangen würden.
    Die Frage, ob man den Wert eine Buches dadurch herausfindet, daß man es sich selbst sorgfältig ansieht, oder dadurch, daß man die Berichte von vielen Leuten nimmt,

Weitere Kostenlose Bücher