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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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wir unseren Spaß, darüber zu diskutieren:
    »Nein«, sagte ich, »das Spielzeug bewegt sich, weil die Feder aufgezogen ist.«
    »Ja, und wie ist die Feder aufgezogen worden?« fragte er.
    »Ich habe sie aufgezogen.«
    »Und wie kommt's, daß du dich bewegst?«
    »Weil ich gegessen habe.«
    »Und die Nahrung wächst nur, weil die Sonne scheint.
    Also bewegen sich all diese Dinge dadurch, daß die Sonne scheint.« Auf diese Weise wurde die Vorstellung verständlich, daß Bewegung einfach die Umwandlung der Kraft der Sonne ist.
    Ich blätterte um. Für das Aufziehspielzeug lautete die Antwort: »Die Bewegung kommt durch Energie zustande.« Und für den Jungen auf dem Fahrrad: »Die Bewegung kommt durch Energie zustande.« Für alles: »Durch Energie. «
    Das bedeutet aber überhaupt nichts. Angenommen, da stünde »Wakalixität«. Das ist das Grundprinzip: »Alles bewegt sich durch Wakalixität.« Dabei entsteht kein Wissen. Das Kind lernt nichts; es ist bloß ein Wort!
    Die Kinder hätten sich das Aufziehspielzeug anschauen sollen, sehen sollen, daß es darin Federn gibt, lernen, was es mit Federn und Rädchen auf sich hat, und um die »Energie« hätten sie sich überhaupt nicht kümmern sollen. Wenn Sie dann wissen, wie das Spielzeug eigentlich funktioniert, können die allgemeineren Prinzipien der Energie erörtert werden.
    Außerdem stimmt es nicht einmal, daß »es sich durch Energie bewegt«, denn wenn es stehenbleibt, könnte man ebensogut sagen, »die Energie bewirkt, daß es stehenbleibt«. Worum es hier geht, ist die Umwandlung von konzentrierter Energie in schwächere Formen, und das ist ein sehr spezifischer Aspekt. In diesen Beispielen nimmt die Energie weder zu noch ab; sie ändert einfach ihre Form. Und wenn etwas stehenbleibt, verwandelt sich die Energie in Wärme, in allgemeine Unordnung.
    Aber so waren eben alle diese Bücher: Was drinstand, war nutzlos, ging durcheinander, war mehrdeutig, verwirrend und teilweise unrichtig. Wie irgend jemand aus solchen Büchern etwas Wissenschaftliches lernen soll, weiß ich nicht, denn das ist keine Wissenschaft.
    Als ich all diese entsetzlichen Bücher sah, mit denen es den gleichen Ärger gab wie mit den Mathematikbüchern, fürchtete ich, meine Vulkanausbrüche würden wieder losgehen. Da mich die Lektüre der ganzen Mathematikbücher erschöpft hatte und ich entmutigt war, weil alle Bemühungen umsonst gewesen waren, konnte ich kein weiteres Jahr auf mich nehmen und mußte zurücktreten.
    Als ich etwas später hörte, daß das Buch, das alle Bewegung auf Energie zurückführte, dem Bildungsbeirat von der Lehrplankommission empfohlen werden sollte, unternahm ich einen letzten Versuch. Bei den Sitzungen der Kommission war die Öffentlichkeit zugelassen, und es konnten Stellungnahmen abgegeben werden. Ich stand also auf und sagte, warum ich das Buch für schlecht hielt.
    Der Mann, der meinen Platz in der Kommission eingenommen hatte, sagte: »Das Buch wurde von fünfundsechzig Technikern der Flugzeugfirma Soundso gutgeheißen!«
    Ich zweifelte nicht, daß die Firma über einige recht gute Techniker verfügte, aber wenn man die Meinung von fünfundsechzig Technikern einholt, berücksichtigt man ein breites Spektrum von Fähigkeiten - und damit zwangsläufig auch ein paar Leute, die fachlich ziemlich schlecht sind! Es war das gleiche wie bei dem Versuch, die Länge der Nase des Kaisers durch Ermittlung des Durchschnitts zu bestimmen, oder wie bei der Bewertung eines Buchs, bei dem nichts zwischen den Buchdeckeln ist. Es wäre viel besser gewesen, wenn man die Firma aufgefordert hätte, die besseren von ihren Technikern zu benennen, und diese dann gebeten hätte, sich das Buch anzusehen. Ich konnte nicht beanspruchen, es besser zu wissen als fünfundsechzig andere Leute - aber besser als der Durchschnitt von fünfundsechzig anderen Leuten, das ganz gewiß!
    Ich schaffte es nicht, den Beirat umzustimmen, und das Buch wurde genehmigt.
    Als ich noch in der Kommission war, mußte ich für ein paar Sitzungen nach San Francisco, und als ich von der ersten Reise nach Los Angeles zurückkehrte, schaute ich wegen der Rückerstattung meiner Auslagen im Büro der Kommission vorbei.
    »Was hat es denn gekostet, Mr. Feynman?«
    »Nun, ich bin nach San Francisco geflogen, es handelt sich also um den Flugpreis und um die Parkgebühren am Flughafen, während ich fort war.«
    »Haben Sie Ihr Ticket dabei?«
    Zufällig hatte ich das Ticket dabei.
    »Haben Sie einen Beleg für die

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