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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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ich natürlich nicht ablehnen und nahm die Einladung an, ein Wochenende in Bob Wilsons Haus zu verbringen, wo wir verschiedene Themen besprachen. Das Resultat war die Vorlesungsreihe »Das Wesen des physikalischen Gesetzes«.
    (3) Als ich diese Tabelle mit Korrekturen für die Venusperiode studierte, entdeckte ich eine der seltenen Übertreibungen von Mr. Thompson. Er antwortete mir auf meinen Brief, wenn man sich die Tabelle anschaue, könne man erschließen, wie die Mayas die korrekte Venusperiode errechnet hätten - man müsse diese Zahl mal vier nehmen und einmal soundsoviel abziehen, und dann bekomme man eine Genauigkeit von bis auf einen Tag in einem Zeitraum von 4000 Jahren, was wirklich äußerst bemerkenswert sei, vor allem da die Mayas nur einige hundert Jahre Beobachtungen durchgeführt hätten.
    Thompson hatte zufällig eine Reihe von Rechenschritten gewählt, die zu dem führte, was er als die richtige Venusperiode ansah, nämlich 583,92. Doch wenn man eine genauere Zahl einsetzt, etwa 583,923, stellt man fest, daß die Mayas mehr danebenlagen. Natürlich kann man mit einer anderen Reihe von Rechenschritten auch dafür sorgen, daß die Zahlen in der Tabelle mit der gleichen bemerkenswerten Genauigkeit 583,923 ergeben!
In Paris entlarvt
    Ich habe eine Vorlesungsreihe über Physik gehalten, die bei dem Verlag Addison-Wesley als Buch herauskam. Eines Tages saßen wir beim Mittagessen und diskutierten darüber, wie der Umschlag des Buches aussehen sollte. Ich dachte, da die Vorlesungen eine Verbindung zwischen der realen Welt und der Mathematik herstellten, wäre es eine gute Idee, die Abbildung einer Trommel zu nehmen und ein paar mathematische Diagramme darüberzulegen - Kreise und Linien, die die Schwingungsknoten der Trommelfelle darstellten, die in dem Buch behandelt wurden.
    Das Buch kam mit einem schlichten roten Umschlag heraus, aber aus irgendeinem Grund gibt es im Vorwort ein Photo von mir, auf dem ich die Trommel schlage. Ich glaube, sie haben es aufgenommen, um ihrer Vorstellung Genüge zu tun, daß »der Autor irgendwo eine Trommel haben möchte«. Jedenfalls wundert sich alle Welt, wieso im Vorwort zu den Feynman-Lectures dieses Photo ist, auf dem ich die Trommel schlage, denn es sind ja keine Diagramme oder dergleichen darauf, die es erklären würden. (Es stimmt schon, daß ich gern trommele, aber das ist eine andere Geschichte.)
    In Los Alamos war man durch die Arbeit immer ziemlich angespannt, und es gab keine Möglichkeit, sich zu zerstreuen: Kinos oder so etwas gab es nicht. Aber ich fand ein paar Trommeln, die die Jungenschule, die vorher dort gewesen war, gesammelt hatte: Los Alamos liegt mitten in New Mexico, wo es viele Indianerdörfer gibt. Und so vertrieb ich mir die Zeit damit - manchmal allein, manchmal mit jemand zusammen -, einfach Krach zu machen und auf diese Trommeln zu schlagen. Ich konnte keine bestimmten Rhythmen spielen, aber die Rhythmen der Indianer waren recht einfach, die Trommeln waren gut, und mir machte es Spaß.
    Manchmal nahm ich die Trommeln und ging ein Stück m den Wald, um niemanden zu stören, und dann bearbeitete ich sie mit einem Stock und sang dazu. Ich weiß noch, daß ich eines Nachts um einen Baum herumging, den Mond anschaute, trommelte und so tat, als sei ich ein Indianer.
    Eines Tages kam jemand zu mir und fragte: »Um den Thanksgiving Day herum haben Sie im Wald getrommelt, nicht wahr?«
    »Ja, stimmt«, sagte ich.
    »Aha! Dann hat meine Frau doch recht gehabt!« Er erzählte mir folgende Geschichte:
    Eines Nachts hörte er in der Ferne Getrommel, und er ging in dem Doppelhaus, das er mit jemand anderem bewohnte, nach oben zu dem Mitbewohner, und der andere hörte es auch. Man muß bedenken, daß alle diese Leute aus dem Osten kamen. Sie wußten nichts über Indianer, und es interessierte sie sehr: Bei den Indianern mußte eine Zeremonie oder irgend etwas Aufregendes im Gange sein, und die beiden Männer beschlossen, hinauszugehen und sich das anzusehen.
    Je näher sie kamen, um so lauter wurde die Musik, und sie fingen an, nervös zu werden. Ihnen fiel ein, daß die In dianer wahrscheinlich Wachposten aufgestellt hatten, damit niemand ihre Zeremonie störte. Deshalb legten sie sich auf den Bauch und krochen weiter, bis es sich so anhörte, als kämen die Töne direkt von jenseits des nächsten Hügels. Sie krochen über den Hügel und entdeckten zu ihrer Überraschung, daß es nur ein Indianer war, der die Zeremonie ganz allein vollzog - er tanzte

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