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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Ithaca?« nannte, bei dem er Aufnahmen mit Trommelmusik spielte, und es ging darum zu erraten, ob das, was man hörte, in Afrika oder am Ort entstanden war. Ich muß also damals die afrikanische Musik recht gut nachgeahmt haben.
    Als ich ans Caltech kam, fuhr ich oft runter auf den Sunset Strip. Eines Tages spielte in einem der Nachtclubs eine Gruppe, die von einem großen Burschen aus Nigeria namens Ukonu geleitet wurde, diese wunderbare Trommelmusik - nur Schlaginstrumente. Sein Stellvertreter, der besonders nett zu mir war, lud mich ein, zu ihnen auf die Bühne zu kommen und ein bißchen zu spielen. Ich stieg zu den anderen auf die Bühne und trommelte ein Weilchen mit ihnen.
    Ich fragte den zweiten Mann, ob Ukonu Stunden gebe, und er sagte ja. So ging ich dann zu Ukonu, der in der Nähe des Century Boulevard wohnte (wo es später zu den Unruhen kam), und nahm Unterricht im Schlagzeugspielen. Die Stunden brachten nicht viel: Er schindete Zeit, unterhielt sich mit anderen Leuten und ließ sich von allen möglichen Dingen ablenken. Aber wenn es klappte, war es sehr aufregend, und ich lernte eine Menge von ihm.
    Zu den Tanzveranstaltungen, die nicht weit von Ukonus Wohnung stattfanden, kamen nicht viele Weiße, aber es war viel lockerer als heute. Einmal veranstalteten sie einen Trommelwettbewerb, und ich schnitt nicht sehr gut ab: Sie meinten, meine Trommel sei »zu kopflastig«; ihre sei viel pulsierender.
    Als ich am Caltech war, erhielt ich eines Tages einen ganz ernst gemeinten Telephonanruf.
    »Hallo?«
    »Hier spricht Mr. Trowbridge, ich leite das Polytechnikum.« Das Polytechnikum war eine kleine private Fachschule, die auf der anderen Straßenseite schräg gegenüber vom Caltech lag. Mr. Trowbridge fuhr sehr förmlich fort: »Hier ist ein Bekannter von Ihnen, der Sie gern sprechen würde.«
    »O. k.«
    »Hallo, Dick!« Es war Ukonu! Es stellte sich heraus, daß der Leiter des Polytechnikums nicht so förmlich war, wie er tat, und viel Sinn für Humor besaß. Ukonu hielt sich in der Schule auf, um für die Schüler zu spielen, und er lud mich ein, herüberzukommen, mit ihm auf die Bühne zu gehen und Bongos zu spielen. So kam es, daß wir zusammen für die Schüler spielten: Ich spielte auf den Bongos (die ich in meinem Büro hatte) gegen seine große Tumbatrommel an.
    Ukonu ging einer geregelten Arbeit nach: Er hielt an verschiedenen Schulen Vorträge über die afrikanischen Trommeln und ihre Bedeutung und sprach über die Musik. Er hatte eine ungemeine Ausstrahlung und ein großartiges Lächeln; er war ein sehr, sehr netter Mann. Am Schlagzeug war er einfach sensationell - er hatte Schallplatten veröffentlicht -, und er war hier, um Medizin zu studieren. Als in Nigeria der Krieg ausbrach - oder vor dem Krieg - kehrte er zurück, und ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.
    Nachdem Ukonu fort war, trommelte ich nicht mehr sehr viel, höchstens hier und da mal auf Partys, ein bißchen zur Unterhaltung. Einmal war ich auf einer Abendgesellschaft bei den Leightons, und Bobs Sohn Ralph und ein Freund fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, zu trommeln. Da ich annahm, sie bäten um ein Solo, sagte ich nein. Aber dann fingen sie an, auf ein paar Holztischen herumzutrommeln, und da konnte ich nicht widerstehen: Ich schnappte mir auch einen Tisch, und dann spielten wir drei auf diesen kleinen Holztischen, die eine Menge interessanter Töne machten.
    Ralph und sein Freund Tom Rutishauser hatten etwas übrig fürs Schlagzeugspiel, und wir begannen uns jede Woche zu treffen, um zu improvisieren, Rhythmen zu entwickeln und verschiedenes auszuprobieren. Die beiden waren richtige Musiker: Ralph spielte Klavier und Tom Cello. Alles, was ich kannte, waren Rhythmen, und ich hatte keine Ahnung von Musik, die für mich nichts anderes als Trommelei mit Tönen war. Aber wir erarbeiteten uns eine Menge guter Rhythmen und traten ein paarmal an einigen Schulen zur Unterhaltung der Schüler auf. Wir spielten auch Rhythmen für einen Tanzkurs an einem College am Ort - was Spaß macht, wie ich erfuhr, als ich einige Zeit in Brookhaven arbeitete - und nannten uns The Three Quarks, so daß man sich denken kann, wann das war.
    Einmal fuhr ich nach Vancouver, um vor den Studenten dort einen Vortrag zu halten, und sie veranstalteten eine Party mit einer wirklich heißen Rockgruppe, die unten im Keller spielte. Die Leute aus der Band waren sehr nett: sie hatten noch eine Kuhglocke herumliegen und ermutigten mich, darauf zu spielen.

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