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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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erzählt hatte, daß die Mayas die Null erfunden und viele interessante Dinge getan hätten.
    In dem Museum konnte man Kopien des Codex kaufen, und ich nahm eine mit. Auf jeder Seite war links eine Codexseite abgebildet, und rechts gab es eine Beschreibung und eine Teilübersetzung ins Spanische.
    Ich liebe Puzzles und Codes, und als ich die Striche und Punkte sah, dachte ich: »Das wird Spaß machen!« Ich deckte den spanischen Kommentar mit einem Stück gelbem Papier zu und begann mit dem Spiel, die Striche und Punkte der Mayas zu entziffern, und dabei saß ich im Hotelzimmer, während meine Frau den ganzen Tag die Pyramiden hinauf- und hinunterkletterte.
    Ich fand rasch heraus, daß ein Strich fünf Punkten entsprach, was das Symbol für Null war und so weiter. Ein bißchen länger brauchte ich, um herauszufinden, daß die Striche und Punkte stets das erste Mal bei zwanzig, das zweite Mal aber bei achtzehn einen Übertrag bildeten (wodurch sich 360er-Zyklen ergaben). Ich brachte auch allerlei über verschiedene Gesichter heraus: sie hatten sicherlich bestimmte Tage und Wochen bedeutet.
    Als wir wieder zu Hause waren, arbeitete ich weiter daran. Alles in allem macht es viel Spaß, so etwas zu entziffern, denn anfangs weiß man überhaupt nichts - man hat keinen Anhaltspunkt, nach dem man sich richten könnte. Aber dann fallen einem bestimmte Zahlen auf, die häufiger auftauchen und aus denen sich andere Zahlen ergeben und so weiter.
    Es gab eine Stelle in dem Codex, an der besonders die Zahl 584 auffiel. Diese 584 war in Perioden von 236, 90, 250 und 8 geteilt. Eine andere auffällige Zahl war 2920 oder 584 x 5 (und auch 365 x 8). Es gab eine Tabelle mit Vielfachen von 2920, die bis 13 x 2920 reichte, dann folgten eine Weile lang Vielfache von 13 x 2920 und dann - komische Zahlen! Soweit ich sah, waren es Fehler. Erst viele Jahre später fand ich heraus, worum es sich dabei handelte.
    Da mit dieser so merkwürdig geteilten 584 Ziffern in Verbindung gebracht wurden, die Tage bezeichneten, überlegte ich, ob es sich nicht um irgendeine mythische Periode handelte, möglicherweise um etwas Astronomisches. Schließlich ging ich in die Astronomie-Bibliothek, um nachzuschlagen, und fand, daß die Venusperiode, wie sie von der Erde aus erscheint, 583,923 Tage lang ist. Dadurch wurden die Zahlen 236, 90, 250 und 8 klar: das mußten die Phasen sein, die die Venus durchläuft. Zuerst ist sie Morgenstern, dann ist sie nicht sichtbar (weil sie auf der anderen Seite der Sonne ist); dann ist sie Abendstern, und schließlich verschwindet sie wieder (wenn sie zwischen Erde und Sonne ist). Der Unterschied zwischen 90 und 8 rührt daher, daß sich die Venus, wenn sie sich auf der anderen Sonnenseite befindet, langsamer über den Himmel bewegt, als wenn sie zwischen Erde und Sonne durchläuft. Der Unterschied zwischen 236 und 250 könnte auf eine Verschiedenheit des östlichen und des westlichen Horizontes im Land der Mayas hindeuten.
    Daneben entdeckte ich eine andere Tabelle, die Perioden von 11.959 Tagen verzeichnete. Diese erwies sich als Tabelle zur Vorhersage von Mondfinsternissen. Eine weitere Tabelle enthielt Vielfache von 91 in absteigender Ordnung. Ich bin nie dahintergekommen, was das bedeutete (und auch sonst ist niemand daraus schlau geworden).
    Als ich so viel herausgefunden hatte, wie ich konnte, schaute ich mir schließlich den spanischen Kommentar an, um zu sehen, was ich alles herausbekommen hatte. Es war völliger Unsinn. Dieses Symbol sollte für den Saturn stehen, jenes für einen Gott - es ergab überhaupt keinen Sinn. Ich hätte den Kommentar also gar nicht zuzudecken brauchen; denn ich hätte daraus ohnehin nichts entnehmen können.
    Danach fing ich an, eine Menge über die Mayas zu lesen, und stellte fest, daß der bedeutendste Mann auf diesem Gebiet Eric Thompson ist, von dem ich jetzt auch einige Bücher habe.
    Als Nina Byers mich anrief, stellte ich fest, daß mein Exemplar des Codex Dresden verlorengegangen war. (Ich hatte es Mrs. H. P. Robertson geliehen, die bei einem Antiquitätenhändler in Paris in einem alten Koffer einen Maya-Codex gefunden hatte. Sie hatte ihn mit nach Pasadena gebracht, damit ich ihn mir ansehen konnte - ich weiß noch, wie ich damit nach Hause fuhr, ihn auf dem Vordersitz liegen hatte und dachte: »Ich muß vorsichtig fahren: ich habe einen neuen Codex« -, aber als ich ihn mir sorgfältig anschaute, konnte ich sofort sehen, daß es sich um eine totale Fälschung handelte. Mit

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