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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Zuerst spielte ich nur ein bißchen mit, aber da ihre Musik sehr rhythmisch war (und die Kuhglocke nur ein Begleitinstrument ist - so daß man nichts falsch machen kann), kam ich richtig in Fahrt.
    Nach der Party erzählte mir der, der sie organisiert hatte, der Bandleader hätte gesagt: »Mensch! Wer war denn der Typ, der runterkam und auf der Kuhglocke spielte? Der klopft ja 'n mächtigen Rhythmus auf dem Ding! Ach, übrigens, das große Tier, für das die Party eigentlich gedacht war - weißt du, der ist gar nicht runtergekommen; ich hab den überhaupt nicht zu Gesicht gekriegt!«
    Nun ja, am Caltech gibt es eine Gruppe, die Theaterstücke aufführt. Einige von den Schauspielern sind Studenten vom Caltech; die anderen kommen von außerhalb. Wenn sie eine kleine Rolle haben, beispielsweise einen Polizisten, der jemand verhaften soll, muß einer der Professoren sie übernehmen. Das ist immer ein großer Jux - der Professor tritt auf, verhaftet jemand und geht dann wieder von der Bühne.
    Vor ein paar Jahren führte die Gruppe Guys and Dolls auf, und darin gibt es eine Szene, in der der Held das Mädchen mit nach Havanna nimmt, und da gehen sie in einen Nachtclub. Die Regisseurin meinte, es wäre eine gute Idee, wenn ich die Rolle des Bongospielers auf der Bühne des Nachtclubs übernehmen würde.
    Ich ging zu der ersten Probe, und die Dame, die bei der Show Regie führte, wies auf den Orchesterleiter und sagte: »Jack wird Ihnen die Musik zeigen.«
    Ja, also, ich war starr vor Schreck. Ich kann nämlich keine Noten lesen; ich hatte gedacht, ich brauchte nur auf die Bühne zu gehen und ein bißchen Lärm zu machen.
    Jack saß am Klavier, und er zeigte auf die Noten und sagte: »O. k., sehen Sie, Sie fangen hier an und dann spielen Sie das. Dann spiele ich plonk, plonk, plonk « - und er schlug ein paar Töne auf dem Klavier an. Dann blätterte er um. »Nun spielen Sie das hier, und dann machen wir beide eine Pause, weil da gesprochen wird, sehen Sie, hier« - und er blätterte ein paar Seiten weiter und sagte: »Und zum Schluß spielen Sie das.«
    Er zeigte mir die »Musik«, die in irgendeinem verrückten Muster aus kleinen x zwischen die Taktstriche und Notenlinien geschrieben war. Er fuhr fort, mir dieses ganze Zeug zu erzählen, weil er annahm, ich sei Musiker, und für mich war es völlig unmöglich, mir irgend etwas davon zu merken.
    Glücklicherweise wurde ich am Tag darauf krank und konnte nicht zur nächsten Probe gehen. Ich bat meinen Freund Ralph, für mich einzuspringen, und da er Musiker ist, nahm ich an, er werde schon Bescheid wissen. Er kam zurück und sagte: »Es ist halb so schlimm. Zuerst, ganz am Anfang, mußt du genau den Takt halten, weil du den Rhythmus für den Rest des Orchesters angibst, das sich danach richten wird. Aber nach dem Einsatz des Orchesters ist es eine Sache der Improvisation, und manchmal müssen wir auch pausieren, weil dann gesprochen wird, aber ich glaube, das werden wir schon an den Zeichen merken, die der Dirigent gibt.«
    Inzwischen hatte ich die Regisseurin soweit, daß Ralph auch mitmachen durfte, so daß wir beide auf der Bühne sein würden. Er würde die Tumba und ich die Bongos spielen - und das bedeutete eine wahnsinnige Erleichterung für mich.
    Ralph zeigte mir also, wie der Rhythmus ging. Es können nur ungefähr zwanzig oder dreißig Takte gewesen sein, aber die mußten sitzen. Ich hatte noch nie etwas gespielt, das so genau sitzen mußte, und es war sehr schwer für mich, es hinzukriegen. Ralph erklärte geduldig: »Linke Hand, dann rechte Hand, und zweimal die Linke, und wieder die Rechte ...« Ich gab mir große Mühe, und schließlich, ganz allmählich, bekam ich den Rhythmus ungefähr hin. Ich habe verdammt viel Zeit gebraucht - viele Tage -, bis ich es schaffte.
    Eine Woche später gingen wir zur Probe und stellten fest, daß ein neuer Schlagzeuger da war - der Schlagzeuger, der sonst mitgespielt hatte, hatte die Band verlassen, um etwas anderes zu machen -, und wir stellten uns vor:
    »Hallo. Wir sind die beiden, die in der Havanna-Szene auf der Bühne sind.«
    »Oh, hallo. Woll'n mal sehen, wo die Szene ist...«, und er blätterte bis zu der Stelle, wo unser Auftritt kam, nahm seinen Trommelstock und sagte: »Ah ja, ihr fangt die Szene so an...«, und dann, bing, bong, bang-a-bang, bing-a-bing, bang, bang , schlug er mit dem Stock auf dem Trommelrand unheimlich schnell den Rhythmus, und das, während er in die Noten schaute! Das war vielleicht ein

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