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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Die, die sie aus Pappmache hergestellt hatten, waren so schlecht, daß es einigen Tänzern peinlich war, davor zu tanzen.
    Wir hatten auch keine Lösung anzubieten und warteten ab, was sich bis zu den Vorstellungen am folgenden Wochenende ergeben würde. In der Zwischenzeit besuchte ich Werner Erhard, den ich kannte, weil ich an einigen von ihm organisierten Konferenzen teilgenommen hatte. Ich saß in seinem schönen Haus und hörte mir gerade irgendeine Philosophie oder Idee an, die er mir zu erklären versuchte, als ich mit einem Mal wie hypnotisiert war.
    »Was ist denn los?« fragte er.
    Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, und ich rief: »Stoßzähne! Hinter ihm auf dem Boden standen solche riesigen, massiven, wunderschönen Stoßzähne aus Elfenbein!
    Er lieh sie uns. Auf der Bühne kamen sie (zur großen Erleichterung der Tänzer) sehr gut zur Geltung: echte Stoßzähne, supergroß , freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Werner Erhard.
    Die Choreographin zog dann an die Ostküste und führte ihr karibisches Ballett dort auf. Wir hörten später, daß sie mit diesem Ballett an einem Wettbewerb für Choreographen aus den ganzen Vereinigten Staaten teilgenommen und den ersten oder zweiten Platz belegt hatte. Durch diesen Erfolg ermutigt, nahm sie an einem weiteren Wettbewerb teil, diesmal in Paris und für Choreographen aus der ganzen Welt. Sie nahm ein Band in Studioqualität mit, das wir in San Francisco eingespielt hatten, und trainierte einige Tänzer in Frankreich, um einen kleinen Ausschnitt aus dem Ballett aufzuführen - damit nahm sie an dem Wettbewerb teil.
    Sie schnitt sehr gut ab. Sie kam in die Finalrunde, an der nur noch zwei teilnahmen: eine lettische Gruppe, die mit regulären Tänzern ein traditionelles Ballett zu schöner klassischer Musik aufführte, und eine Außenseiterin aus Amerika mit den zwei Tänzern, die sie in Frankreich trainiert hatte, und einem Ballett, in dem es nur unsere Trommelmusik gab.
    Sie war der Liebling des Publikums, aber es war kein Popularitätswettbewerb, und die Juroren entschieden, daß die Letten gewonnen hatten. Sie ging danach zur Jury, um zu erfahren, was die Schwächen in ihrem Ballett gewesen seien.
    »Nun, Madame, die Musik war nicht zufriedenstellend. Sie war nicht subtil genug. Es fehlten kontrollierte Crescendos ...«
    So hatte man uns zuletzt doch noch entlarvt: Bei den Leuten in Paris, die wirklich Kultur haben und Musik von Trommelei unterscheiden können, fielen wir durch.
Andere Bewußtseinszustände
    Früher hielt ich jeden Mittwoch in der Flugzeugfirma Hughes Vorlesung, und eines Tages kam ich ein bißchen zu früh dort an und flirtete wie gewöhnlich mit der Empfangsdame herum, als ungefähr ein halbes Dutzend Leute hereinkamen - ein Mann, eine Frau und ein paar andere. Ich hatte sie noch nie gesehen. Der Mann fragte: »Sind wir hier richtig zu den Vorlesungen von Professor Feynman?«
    »Ja, da sind Sie hier richtig«, antwortete die Empfangsdame.
    Der Mann will wissen, ob seine Gruppe an den Vorlesungen teilnehmen kann.
    »Ich glaube, da werden Sie keinen Spaß dran haben«, sage ich. »Die sind recht fachbezogen.«
    Die Frau, die ziemlich clever war, hatte es bald raus: »Sie sind bestimmt Professor Feynman!«
    Es stellte sich heraus, daß der Mann John Lilly war, der früher mit Delphinen gearbeitet hatte. Er und seine Frau erforschten jetzt die sensorische Deprivation und hatten zu diesem Zweck verschiedene Tanks gebaut.
    »Ist es nicht so, daß man unter diesen Bedingungen Halluzinationen bekommen soll?« fragte ich aufgeregt.
    »Ja, das ist tatsächlich so.«
    Traumbilder und andere Bilder, die zu Bewußtsein kommen, ohne eine direkte sensorische Quelle zu haben, und wie das im Kopf abläuft, das hatte mich immer schon fasziniert, und ich wollte gern einmal Halluzinationen erleben. Ich hatte auch schon überlegt, Drogen zu nehmen, mich dann aber irgendwie doch nicht getraut: Ich denke eben gern und möchte die Maschine nicht kaputtmachen. Aber mir schien, einfach in einem Tank zu liegen, durch den einem Sinnesreize entzogen werden, berge keine körperliehe Gefahr in sich, so daß ich darauf brannte, es zu probieren.
    Ich nahm die freundliche Einladung der Lillys, es einmal mit den Tanks zu versuchen, rasch an, und sie hörten sich mit ihrer Gruppe die Vorlesung an.
    In der darauffolgenden Woche ging ich dann hin, um die Tanks auszuprobieren. Mr. Lilly bereitete mich darauf vor, wie er es wohl auch bei anderen Leuten machte. Es gab da

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